Duisburg Endspurt auf dem Ruhrorter Brückenzug

Duisburg · Seit gestern werden die Gleisanlagen von der Behelfs- auf die neue Brücke umgeschwenkt und Oberleitungen verlegt. Ab Montag kommt die Fahrbahn an die Reihe. Ab dem 28. Juni soll der komplette Verkehr dann wieder rollen.

 Unter großem Zeitdruck gehen die Arbeiten in den nächsten Tagen am Vinckekanal in die entscheidende Phase.

Unter großem Zeitdruck gehen die Arbeiten in den nächsten Tagen am Vinckekanal in die entscheidende Phase.

Foto: Andreas Probst

Mit gerunzelter Stirn blickt Reiner Kleine-Nathland gen Himmel. "Hoffentlich regnet es nicht das ganze Wochenende", sagt er. "Das wäre ganz schlecht für die Asphaltarbeiten." Er leitet die Bauarbeiten auf dem Ruhrorter Brückenzug und steht wie seine Mitarbeiter seit gestern Morgen unter enormem Zeitdruck. Denn jetzt muss in einem sehr kurzen Zeitraum der Straßenbahn- und Autoverkehr von der Behelfs- auf die neuen Brücken über den Vinckeweg und den Vinckekanal umgelegt werden.

Um 9 Uhr wurde dazu gestern die wichtige Verkehrsachse zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort für den kompletten Verkehr gesperrt. Von Kaßlerfeld aus konnte man nur noch das Duisport-Gelände und die umliegenden Straßen und Betriebe anfahren, mehr aber auch nicht. Die Straßenbahnen durften noch bis 20 Uhr am Abend über die Brücke rollen, aber dann war auch für sie Schluss.

Für Kleine-Nathland und die beteiligten Baufirmen ist jetzt größte Eile geboten. Denn ab Montagmorgen 4 Uhr sollen die Straßenbahnen schon wieder fahren. Bis dahin müssen die Oberleitungen komplett neu verlegt und die Gleisanlagen umgebaut werden.

Alte Gleise, die in Richtung Behelfsbrücke führen, werden herausgerissen. Dann werden Schienen zur neuen Brücke verlegt, an die dort bereits verlegten angeschlossen, verschweißt, untergossen und an die vorhandenen Trassen auf der Nord- und Südseite montiert. "Da muss in sehr kurzer Zeit sehr viel Aufwand betrieben werden", sagt der Projektleiter. Gestern waren zirka 20 Leute im Einsatz, heute und Sonntag sind es 30.

Ab Montag sind dann die Fahrbahnanschlüsse an der Nord- und Südseite an der Reihe. Die Anschlüsse der Straße an die Behelfsbrücke müssen zurückgebaut und die Lücken zwischen den vier Fahrspuren auf den neuen Brücken und der Ruhrorter Straße geschlossen werden. Hierzu müssen die Fahrbahnverschwenkungen auf die Behelfsbrücke aufgerissen, neue Bordsteine gesetzt, die Tragschicht eingebaut und schließlich die beiden Asphaltdecken gezogen werden. "Ziel ist es, am Sonntag, 28. Juni, den Verkehr auf der neuen Trasse auch für Fahrzeuge wieder freizugeben", sagt Kleine-Nathland. In Richtung Kaßlerfeld sollen dann zwei Spuren zur Verfügung stehen, in Richtung Ruhrort erst einmal nur eine, weil auf der Ostseite noch weitere Arbeiten nötig sind.

Und wie geht es dann weiter? "Wir müssen danach die blaue Behelfsbrücke zurückbauen sowie die komplette Umfahrung", sagt Kleine-Nathland. "Da laufen im Moment die Planungen. Angepeilt ist ein Termin Mitte Juli. Da muss aber auch der Wasserstand des Vinckekanals passen." Er hofft, dass bis Ende des Jahres die Bauarbeiten abgeschlossen sind.

Der offizielle Startschuss für die Arbeiten am Oberbürgermeister-Lehr-Brückenzug war am 30. November 2010 gefallen. In einem ersten Bauabschnitt war das Streckenstück über den Vinckeweg und den Vinckekanal an der Reihe. Die neuen Brücken sind etwa zehn Meter breiter, denn für die Straßenbahn gibt es jetzt einen eigenen Gleiskörper. Die reinen Baukosten für den ersten Bauabschnitt liegen laut Kleine-Nathland bei 25,5 Millionen Euro; hinzu kämen noch Zusatzleistungen, etwa für Sachverständige.

Anfang 2016 sollen die Arbeiten an dem Brückenzug an anderer Stelle weitergehen. Der zweite Bauabschnitt umfasst die Kaiserhafen-Brücke, die Hafenkanal-Brücke und die Ruhr-Brücke. Es muss also noch einige Jahre mit Verkehrsbehinderungen in diesem Bereich gerechnet werden. Die Kosten werden mit derzeit kalkulierten 75 Millionen Euro dreifach so hoch sein wie die bisherige Sanierung.

(RP)
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