Duisburg Empörung immer noch groß

Duisburg · Die Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Jüdischen Gemeinde sind empört – über Milli Görüs und über die Polizei. Beamte hatten am Samstag die Tür einer Wohnung aufgetreten, um eine Israel-Fahne zu entfernen.

Nahost-Krieg: Tausende gehen in Duisburg auf die Straße
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Die Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Jüdischen Gemeinde sind empört — über Milli Görüs und über die Polizei. Beamte hatten am Samstag die Tür einer Wohnung aufgetreten, um eine Israel-Fahne zu entfernen.

Die Polizeiaktion sollte "deeskalierend" sein. Sie ist gefilmt worden und auf der Internetplatt "Youtube" unter den Stichworten "Duisburg Gaza Demo Steinewerfen auf Judenwohnung" zu sehen und wurde bis gestern Nachmittag schon rund 1500 Mal angeklickt. Dass die Polizei die Tür der Wohnung auftrat , an deren Fenster die Israel-Fahne hing, sei auch "aus heutiger Sicht nicht zu beanstanden", hieß es gestern. Bei der "Abwägung zwischen der Unverversehrtheit der Wohnung beziehungsweise der Meinungsfreiheit Einzelner und der drohenden Gefahr für zahlreiche Unbeteiligte (Körperverletzung / Sachbeschädigung) bei einer Eskalation der Situation habe der Polizeiführer entschieden, die Wohnung gewaltsam zu öffnen.

Voller Zorn

Zita Dederich ist darüber immer noch wütend. "Da kriege ich so viel Zorn", schimpfte die Geschäftsführerin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Duisburg-Mülheim-Oberhausen im Hinblick auf die Sache mit der Israel-Fahne. Der Zentralrat der Juden in Deutschland warf der Polizei unterdessen "Parteinahme" vor. Jacques Marx. Vorsteher der Jüdischen Gemeinde, zeigte dagegen durchaus Verständnis für die Vorgehensweise der Polizei: "Das fand ich richtig." Allerdings: Dass aus Solidarität auch Israel-Fahnen aufgehängt werden, begrüßt er durchaus. "Wir von der Jüdischen Gemeinde sind nicht die Vertreter des Staates Israel", erklärte er gestern im Gespräch mit der RP. Trotzdem werde er ständig auf den Krieg im Gaza-Streifen angesprochen. "Ich verstehe Israel. Mit der Bombardierung Israels durch die Hamas muss jetzt endgültig einmal Schluss sein."

Die Organisation Milli Görüs als Ausrichter der Demo werde vom Verfassungsschutz als "terroristisch" eingeschätzt. "Deshalb hätte die Demonstration gar nicht erst genehmigt werden dürfen. Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat sich dafür fast bei mir entschuldigt", so Marx. Offensichtlich war der Protestzug juristisch nicht zu verhindern. Marx hofft, dass Ägypten mitmacht und die Grenzen dichtmacht, damit die Bewaffnung der Hamas unterbrochen wird. "In der Synagoge beten wir für den Frieden", so Marx. Zita Dederich empörte sich auch gestern noch darüber, dass Teilnehmer der Demonstration mit farbverschmierten Babypuppen umherliefen: "Das finde ich einfach nur "geschmacklos und pervers".

(RP)
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