„Caught in the Act“-Star Eloy de Jong hat keinen Kontakt zu Ex-Bandmitgliedern - „Es ist und bleibt eine Trennung“

Interview | Duisburg · Der Schlagersänger spricht vor seinem Auftritt in Duisburg über die schwere Trennung von seiner Boyband „Caught in the Act“, sein Outing, sein besonderes Familienmodell und warum er sich entschlossen hat, auf Deutsch zu singen.

 Im Januar 2022 nahm de Jong als „Maximum Power“, einer Superheldenfigur, an der ersten Staffel der Prosieben-Show „The Masked Dancer“ teil.

Im Januar 2022 nahm de Jong als „Maximum Power“, einer Superheldenfigur, an der ersten Staffel der Prosieben-Show „The Masked Dancer“ teil.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Eloy de Jong, hätten Sie damals, als niederländischer Jugendmeister in lateinamerikanischen Tänzen und Boyband-Mitglied, gedacht, dass Sie mal deutschen Schlager singen?

Eloy de Jong Eigentlich nicht. Die Boyband-Zeit war so erfolgreich in den 90ern. Lange habe ich gedacht: Das war es dann. Ich hatte immer den Gedanken, ich funktioniere nur in einer Gruppe. Zwischen „Caught in the Act“ und meiner Solokarriere lagen fast 20 Jahre, die habe ich gebraucht, um auch den Glauben an mich selbst zu finden. Ich dachte immer: Warum soll jemand eine CD von einem Ex-Boyband-Mitglied kaufen? Jetzt ist es natürlich traumhaft, dass ich noch ein zweites Mal eine solche Karriere machen kann. Ich bin total dankbar dafür.

Wie kam denn die Entscheidung zustande, dass Sie gesagt haben: Ich versuch es jetzt mal mit deutschem Schlager?

de Jong Es ist so, dass ich einfach schöne Musik mache, die auf Deutsch gesungen wird. Ob man es Schlager nennt oder Popmusik ist mir eigentlich egal. Mir ist wichtig, dass ich die Musik liebe, die ich mache. Ich spiele bei meinen Auftritten mit „Love is everywhere“ auch immer einen „Caught in the Act“-Hit. Das ist ein englischsprachiger Popsong. Wäre der auf Deutsch gewesen, hätte man es wohl auch Schlager genannt.

 Eloy de Jong steht seit 2019 nur noch als Solo-Künstler auf der Bühne.

Eloy de Jong steht seit 2019 nur noch als Solo-Künstler auf der Bühne.

Foto: Stephan Pick

Haben Sie denn immer noch Fans von damals, die als Teenager schon Ihr „Bravo“-Poster im Zimmer hängen hatten oder haben Sie das Gefühl, dass heute ganz andere Menschen Ihre Musik hören?

de Jong Viele sind mitgewachsen. Damals war die Zielgruppe für „Caught in the Act“ meistens Mädchen zwischen zehn und 16 Jahren. Zum Glück sind mir viele davon bis heute treu geblieben. Das hat mich auch überrascht, als ich zum ersten Mal wieder in Deutschland aufgetreten bin. Da waren so viele erwachsene Frauen, die damals als Teenies vor der Bühne standen. Aber zum Glück ist auch eine ganz neue Zielgruppe dazugekommen.

Wahrscheinlich fällt aber heute bei den Shows niemand mehr in Ohnmacht?

de Jong (lacht) Nein, das passiert nicht. Aber das war damals auch nicht wirklich spaßig. Das war schon krass, wenn dann 30.000 Mädels nach vorne wollten und sich gegenseitig weggedrückt haben. Das gibt es zum Glück nicht mehr.

Wie denken Sie heute über die frühe „Caught in the Act“-Zeit?

de Jong Wir waren damals vier total unterschiedliche Jungs mit dem gleichen Traum: erfolgreich zu werden. Ich bin dankbar dafür, auch für die Fehler die ich damals gemacht habe. Die Erfahrung nehme ich jetzt in meine Solokarriere mit. Mit „Caught in the Act“ waren wir manchmal drei, vier Wochen unterwegs ohne zu Hause zu sein. Heute mache ich das nicht mehr. Um glücklich als Künstler zu sein, brauche ich die Balance mit meinem Privatleben.

Ist heute als Familienvater Erfolg vielleicht ein bisschen weniger wichtig?

de Jong Nein, das würde ich nicht sagen. Ich finde es super, dass mein erstes Album auf Platz eins und mein zweites Album auf Platz zwei in Deutschland waren. Natürlich hoffe ich, dass viele Menschen meine Musik lieben. Aber ich weiß auch, um das optimal genießen zu können, brauche ich auch meinen Partner und mein Kind.

2016 gab es ein „Caught in the Act“-Comeback, bei dem Sie zunächst dabei waren. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, dann doch wieder auszusteigen?

de Jong Ich habe wirklich hart gekämpft, um die Reunion damals möglich zu machen. Das hat viel Energie gekostet und ich habe das total gerne gemacht. Aber „Caught in the Act“ ist ein 90er-Jahre-Act und jetzt neue Musik zu machen und damit neue Menschen kennenzulernen, finde ich einfach schöner. Wir haben dann noch versucht, beides zu kombinieren, aber meine Solokarriere ist so senkrecht gestartet, dass das nicht mehr möglich war. Das wäre auch nicht fair gegenüber den anderen Jungs gewesen, wenn ich immer absagen müsste. Das heißt aber nicht, dass ich nicht dankbar und stolz bin, was wir alles gemeinsam erreicht haben.

Haben Sie denn noch Kontakt zu den alten Bandmitgliedern?

de Jong Nein, im Moment leider nicht. Wenn man aus einer Boyband aussteigt, braucht das glaube ich ein wenig Zeit, um von allen Seiten verarbeitet zu werden. Es ist und bleibt eine Trennung. Aber sie sind eigentlich wie Familie, wir haben so viel miteinander erlebt. Eines Tages wird auch wieder Kontakt sein. Bis dahin wünsche ich den Jungs alles Gute.

Sie standen 1999, kurz nach der ersten Bandauflösung, noch einmal im Rampenlicht. Weil Sie sich, um Berichten vorzugreifen, mit ihrem damaligen Freund und Musikerkollegen Stephen Gately („Boyzone“) als homosexuell geoutet haben. Wie waren die Reaktionen damals?

de Jong Super. Es gab ein Riesen-Medienecho. Das hat uns beiden eine Herzfreiheit gegeben. Es war erzwungen, aber es war doch die beste Entscheidung. Ich finde allerdings immer noch, dass sich Menschen erst outen sollen, wenn sie selbst so weit sind. Ich kann nur sagen: Über die Freiheit bin ich total happy. Deswegen finde ich es auch jetzt wichtig, ganz offen über mein Leben zu reden. Ich bin mit meinem jetzigen Partner Ibo seit 14 Jahren zusammen, wir haben eine Tochter.

Ihr Outing ist 23 Jahre her und trotzdem gibt es immer noch Bereiche, wie beispielsweise den Fußball, in denen scheinbar viele Männer verschweigen, dass sie homosexuell sind. Können Sie verstehen, warum wir da nicht weitergekommen ist?

de Jong Ich glaube, es ist ein Thema, das immer lebendig bleiben soll. Ich höre auch oft, dass man sagt, es ist doch jetzt so einfach. Aber es gibt immer noch Papas und Mamas, die Schwierigkeiten damit haben oder Menschen, die sagen: Das geht doch nicht, dass eine Tochter bei zwei Männern aufwächst. Da brauchen wir Menschen, die solche Themen ansprechen. Ich bin da aber positiv gestimmt. Ich habe ein Lied, „Egal was andere sagen“, das ich meinem Ex-Partner Stephen gewidmet habe. Wenn ich sehe, dass bei einem Auftritt 75-jährige Pärchen davon berührt sind, weil sie ihre eigene Lebensgeschichte darin hören, zeigt das, dass Liebe einfach Liebe ist.

Können Sie denn verstehen, warum das Showbusiness da gefühlt viel weiter ist als der Sport?

de Jong Ist das so? Ich weiß es nicht. Ich glaube, alles hat viel mit guten Beispielen zu tun. Und je mehr Männer und Frauen sich im Sport trauen, diesen Schritt zu machen, umso einfacher wird es.

Sie leben ein besonderes Familienmodell. Ihre Tochter hat zwei Väter und eine Mutter. Können Sie beschreiben, wie das funktioniert?

de Jong Indy lebt die halbe Zeit bei ihrer Mama und die andere Zeit bei uns. Wir haben das 50/50 geteilt, das funktioniert ganz super. Man kann das ein bisschen vergleichen mit Menschen, die sich getrennt haben. Nur bei uns gibt es keinen Streit oder Liebeskummer, weil da war niemals eine Liebesbeziehung. Sie hat zwei Zuhause und alle wichtigen Themen besprechen wir zusammen.

Sie treten nicht nur als Musiker im Fernsehen auf. Sie waren auch bei „Promi Big Brother“, haben als Moderator gearbeitet und zuletzt an „The Masked Dancer“ teilgenommen. Was reizt Sie daran?

de Jong Ich frage mich immer: Passt das zu mir, lerne ich etwas davon und bringt es mir Spaß? Wenn ich das alles mit „ja“ beantworten kann, dann ist das cool. Gerade jetzt mit Corona, wenn so viel abgesagt wird. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben als Superheld getanzt. Ich mein, wie cool ist das denn?

Was war das für eine Erfahrung bei „The Masked Dancer“? Man darf ja auch niemandem sagen, dass man überhaupt dabei ist.

de Jong Zum Glück kann man es ein paar Personen erzählen. Meinem Manager, nach ein paar Wochen auch Indy und meiner Schwester. Das hätte sonst auch komische Situationen gegeben. Nicht, dass Ibo dann denkt, was ist denn mit Eloy, hat der eine Affäre oder was? Wieso sagt er nicht, wo er jetzt ist?

Sind Sie in der Zeit denn von vielen Freunden und Bekannten angeschrieben worden nach dem Motto „Du bist das doch, ich erkenn dich“?

de Jong Ich lebe natürlich meistens in Holland, da wird die Sendung nicht wirklich geschaut. Aber viele Fans haben schon gedacht: Das muss Eloy sein.

Haben denn die alten Fähigkeiten noch geholfen oder war es doch ganz anders, da jetzt im Kostüm zu tanzen?

de Jong Ich war ein Roboter. Meinen Hüftschwung habe ich da nicht nutzen können, weil da musste ich schon im Charakter bleiben. Deswegen ist es als Superheld nicht so einfach, aber ich glaube, dass ich das Maximale aus meiner Rolle als „Maximum Power“ rausgeholt habe.

Jetzt sind Sie Freitag mit der „Schlager Hitparade“ in Duisburg zu Gast. Was erwartet die Zuschauer da?

de Jong Es ist eigentlich ein Mini-Festival. Da wird alles gezeigt, was Schlager ist. Ein Schlagertitan wie Bernhard Brink, der seit den 70ern schon unterwegs ist, aber auch ein junger Künstler wie Vincent Gross, der erst seit ein paar Jahren Musik macht. Dazu die „Schlagerpiloten“ mit wirklich klassischem Schlager. Das ist wirklich eine gute Mischung. Und vor allem sind wir froh, dass es überhaupt stattfinden kann.

Was hören Sie denn privat für Musik?

de Jong Nur meine eigene CD (lacht). Ich liebe Tracy Chapman, Fleetwood Mac, 80er-Jahre-Musik, Abba, aber auch manche Schlagersachen. Howard Carpendale hat mir zu Weihnachten sein Album geschenkt. Auch das ist schön. Ich will mich nicht auf nur einen Stil festlegen. Musik bringt so viel, das ist für mich wie essen und trinken.

Können Sie sich selbst auch nochmal etwas ganz anderes vorstellen. Eine Karriere als Rockmusiker zum Beispiel?

de Jong Rock denke ich nicht, das ist nicht wirklich mein Ding. Ich glaube aber, wenn man immer nur das Gleiche macht, ist es auch nicht gut. Ich versuche mich in allen Lebensbereichen weiterzuentwickeln, auch in der Musik. Mein Traum ist eines Tages auch mit echten Musikern auf der Bühne zu stehen, die mich akustisch noch mehr unterstützen. Wir arbeiten da langsam hin.

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