Duisburg Einsatz gegen „Abzocke“

Duisburg · Rund 150 Polizeibeamte waren heute zusätzlich zu einem Schwerpunkteinsatz gegen Straßenkriminalität im Einsatz. Die "Abzocke" unter Jugendlichen scheint inzwischen zum "Erwachsenwerden" dazu zu gehören.

 Die Polizei ist bis zum frühen Morgen im Einsatz geblieben.

Die Polizei ist bis zum frühen Morgen im Einsatz geblieben.

Foto: rpo/Vassilios Katsogridakis

Sie suchen sich Schwächere, sie drohen mit Schlägen, einem Messer oder gar einer Pistole — und machen sich mit Handy, MP3-Player und Bargeld wieder aus dem Staub. Beinahe täglich gibt es die Polizeimeldungen über Straßenraubdelikte in Duisburg. 402 Mal gab es im Jahr 2006 derartige Raubüberfälle auf offener Straße, in weiteren 57 Fällen hatten es die Täter auf die Handtasche abgesehen.

Bei den "Abzock"-Delikten sind die Täter in drei Viertel aller Fälle männlich und zwischen 14 und 18 Jahre alt — genau wie ihre Opfer. Polizeioberrat Rolf Lascheit, Einsatzleiter der gestrigen Aktion und Leiter der Polizeiinspektion West, ist vor allem eine Botschaft wichtig: "Wir müssen dem Bürger zeigen: Ihr könnt Euch in Eurer Stadt sicher fühlen", erklärt er den Sinn solcher Schwerpunktaktionen. Die Beamten ermitteln zum Teil offen, zum Teil verdeckt, und sprechen Gruppen von Jugendlichen offen an, nehmen Personalien auf. "Wir müssen die Täter aus ihrer Anonymität herausholen. So lassen sie sich am Besten packen", sagt Lascheit.

Hoher "Tatanreiz"

In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Straßenraub-Delikte in Duisburg gestiegen, berichtet Ralf Müller, Statistikexperte der Polizei. Das liege unter anderem daran, dass der "Tatanreiz" immer höher liege: Noch bis vor wenigen Jahren wäre bei Jugendlichen nicht viel zu rauben gewesen, meint auch Lascheit. Heute geht kaum noch ein Jugendlicher ohne Mobiltelefon aus dem Haus — und die angesagten Geräte haben häufig einen Wert von 400 oder 500 Euro. "Dabei geht es den Tätern meist gar nicht so sehr um die Beute. Geltungssucht und Machtgehabe spielten eine weitaus größere Rolle. So wird die Beute mal selbst genutzt, mal verkauft — zum Beispiel über Ebay —, häufig aber auch nur als "Trophäe" behalten oder gar ganz schnell wieder weggeworfen. Lokale Schwerpunkte bei den Straßenraubdelikten sind vor allem die Altstadt und das Dellviertel sowie im Norden Alt-Hamborn, Ruhrort, Bruckhausen und Mittelmeiderich.

Die meisten Raubüberfälle passieren zwischen 14 und 22 Uhr — logisch, dass der gestrige Schwerpunkteinsatz sich genau in diesem Zeitrahmen bewegte. Schwere Körperverletzungen gebe es nur selten im Zusammenhang mit Raubüberfällen, hieß es. Trotzdem wurden die Überfallenen im vergangenen Jahr in fünf Fällen sogar mit einer Pistole bedroht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort