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Duisburg Einkehr im Niemandsland

Duisburg-Serm · Irgendwo zwischen Duisburg und Düsseldorf liegt die Gartenwirtschaft "Aschlöksken". Sie ist ein beliebter Zwischenstopp für Radfahrer, die am Rhein entlang fahren. Doch sie zu finden, ist eine Tagesaufgabe.

Im leichten Wind wiegen sich die Ähren. Mitten zwischen den Feldern in Serm steht ein Auto mit abgeschaltetem Motor. Hektisch kramt der Besitzer im Handschuhfach nach einem Stadtplan, das Navigationsgerät behauptet, dass das Ziel erreicht ist, doch das scheint dem Autofahrer nicht so. Alles, was zu sehen ist, ist Getreide. Zwei Radfahrer kommen vorbei. "Entschuldigung, wissen Sie, wie ich zum 'Aschlöksken' komme?", fragt der Pkw-Halter.

Ein Schulterzucken ist die Antwort. "Wir sind auch auf der Suche. Angeblich soll das da hinten, beim Strommast sein", ist die Antwort. Der Motor wird angelassen, der Pkw-Fahrer fährt weiter. Ihm bleibt nichts anderes übrig, denn wenden, das kann er auf dem schmalen Feldweg nicht.

Diese Szene wiederholt sich so, oder so ähnlich, im Sommer öfters irgendwo im Niemandsland zwischen Duisburg und Düsseldorf, nicht weit von der Dorfstraße in Serm entfernt. Denn die Reisenden, die die Gartenwirtschaft von Karl-Heinz Schwenke suchen, sind auf die Hilfe von Einheimischen angewiesen, um ihr Ausflugsziel zu erreichen.

Im Volksmund nur "Aschlöksken" genannt, ist die Gaststätte, die zwar in Duisburg liegt, mit dem Auto jedoch nur aus Richtung Düsseldorf erreicht werden kann, ein Geheimtipp für Fahrradfahrer aus Duisburg und Düsseldorf. Denn die Zentren beider Städte sind je rund 20 Kilometer vom Aschlöksken entfernt. Auf einer Radtour die ideale Einkehr, um bei einem Flaschenbier oder einem "frisch Gezapften" die Füße hochzulegen und auf dem Damm mit Blick auf den Rhein die Gedanken schweifen zu lassen. "Bootwatching" haben das die Einheimischen getauft.

Seit 35 Jahren kehren Eingeweihte, die den Weg finden, hier ein. Und treffen dabei immer auf das Original Schwenke. Der Fortuna-Fan und Altbier-Trinker kann nicht so wirklich sagen, ob er sich als Duisburger bezeichnen würde. "Ich bin in Düsseldorf zur Schule gegangen und hab' dort auch gearbeitet. Nach Duisburg zu fahren, war als Kind einfach zu weit", erinnert sich der 52-Jährige. Der gelernte Einzelhändler sitzt bei diesen Worten im Raucherzimmer seiner Gartenwirtschaft. Draußen ist das Meckern seiner drei Ziegen zu hören, Bauernregeln sind an den rustikalen Eichenbänken verschraubt. An der Wand hängen Trophäen des Hobby-Keglers direkt neben vielen kleinen Erinnerungsstücken.

Seinen Namen, so sagt der gelernte Einzelhändler, hat das Lokal nicht von einem Körperrteil, wie man zuerst vermuten, könnte. "Wir selbst nennen die ja nicht Aschlöksken, dass hat sich irgendwie eingebürgert, wahrscheinlich weil hier mal direkt am Rhein Kohle abgeladen wurde und mit einer Lore zu den Häusern gebracht wurde", sagt Schwenke, der den Familienbetrieb "Gartenwirtschaft Schwenke", den er vor 23 Jahren von seinem Vater übernahm, gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn betreibt.

Im Winter wird renoviert

"Im Sommer haben wir hier immer viel zu tun. Aber im Winter bleiben die Gäste aus. Dann haben wir Zeit, um Sanierungsmaßnahmen durchzuführen, zu streichen und aufzuräumen", so der 52-Jährige. Dann, so sagt er, "mach ich das hier ganz alleine."

Draußen haben sich schon um 15 Uhr zahlreiche Gäste eingefunden. Nachdem sie ihre Fahrräder abgestellt haben, ist ihr erster Weg zu einem kleinen Schuppen. Hier können sie Stühle holen, mit denen sie sich dann an den Rheindamm setzen. Auf einem kleinen Blatt Papier bittet Schwenke, diese doch anschließend bitte zurückzubringen. "Aber das ist nicht immer so. Oft müssen wir die am Abend dann einsammeln." Und das können einige sein. "Wenn es richtig voll ist, dann sind hier bis zu 300 Gäste. Aber dann geht gar nichts mehr", berichtet der Gastwirt. "Dann freut man sich, wenn man dann abends auch irgendwann mal Feierabend machen kann". Und den macht Karl-Heinz Schwenke direkt nebenan. Denn sein Zuhause liegt direkt am "Aschlöksken".

(RP)
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