Duisburg "Einige werden die Segel streichen"

Duisburg · IHK-Handelsexperte Michael Rüscher glaubt, dass die Aufgaben für den Einzelhandel nicht weniger werden.

 Mit diesen Plakaten wirbt das City Management für den verkaufsoffenen Sonntag - mit deutlichem Verweis auf die Einkaufsstraßen.

Mit diesen Plakaten wirbt das City Management für den verkaufsoffenen Sonntag - mit deutlichem Verweis auf die Einkaufsstraßen.

Foto: CityManagement

Michael Rüscher, Leiter des Geschäftsbereiches Handel, Dienstleistungen, Mittelstand, Außenwirtschaft bei der IHK, hat gerade erst mit Klever Einzelhändlern überlegt, was anstelle einer Werbegemeinschaft Basis für künftige Zusammenarbeit sein könnte.

Im Duisburger "Innenstadt Dialog", ein Kreis von Vertretern aus Handel, Wirtschaft und Stadt, in dem gemeinsam darüber geredet wird, was die City nach vorne bringt und in dem auch feste Absprachen getroffen werden, sieht er eine praktikable Alternative. Denn von einem ist Rüscher überzeugt: "Das kann nur gemeinsam gelingen."

In Kürze werden Marktforscher bei den großen Handelsketten, die noch nicht in Duisburg vertreten sind, nachfragen, ob sie sich vorstellen könnten, auch hierher zu kommen. "In Deutschland gibt es rund 2000 solcher Ketten", von denen einige von vornherein wegfallen würden, zum Beispiel wegen Standortpolitik oder Spezialausrichtung.

Etwa 300 von ihnen kämen aber auch für diese Region infrage. "Wenn nur jeder Dritte durch die Anfrage dazu angeregt wird, über Duisburg nachzudenken und vielleicht mal hierher zu kommen, um sich die Stadt anzuschauen, dann sind wir schon ein großes Stück weiter." Fakt sei nun mal, dass heute im Einzelhandel die Filialisten den Ton angeben und die kleinen Fachbetriebe zunehmend verdrängen. "Das müssen wir leider zur Kenntnis nehmen, und wir können diese Entwicklung auch nicht stoppen", so Rüscher.

Der IHK-Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass im Laufe der kommenden Jahre von den heute rund 350 Innenstadthändlern etliche die Segel streichen werden, " so bedauerlich ich das auch finde." In diesem Zusammenhang hält er es für angebracht, zum Beispiel mal über eine Verdichtung auf der Haupteinkaufsmeile in der City nachzudenken.

Zwischen Hauptbahnhof und Schwanentor liegen heute rund 1,5 Kilometer. Vielleicht mache es Sinn, im Zentrenkonzept festzuschreiben, dass diese 1A-Lage an der Steinschen Gasse endet, schlägt er vor. Er könne sich nicht vorstellen, dass in die leerstehenden Immobilien (P&C, C&A) auf der Münzstraße noch mal großflächiger Handel zurückkehrt. Eine Verdichtung führe automatische zu einer Verbesserung der Kundenfrequenz, ist er überzeugt.

Für die Königstraße stellt sich der IHK-Experte vor, dass dort vor allem Filialbetriebe ihre Geschäfte haben. Fachhandel und "Spezialitäten (wie die in Duisburg durchaus nachgefragten Ein-Euro-Shops) wären in den Nebenstraßen gut untergebracht. Gehobenes Sortiment oder Ausgefallenes wie Schallplattengeschäfte zum Beispiel auf dem Sonnenwall und der Wallstraße, Preiswertes auf der Münzstraße.

Große Hoffnungen setzt Rüscher auf die neue App von DuisburgKontor "Lokalee". Ziel müsse es sein, dass ein Kunde auf seine Frage, wo in Duisburg er beispielsweise Filzpantoffeln kaufen kann, sofort Hinweise erhält, an welche Geschäfte er sich wenden kann - und im optimalen Fall - ob die Ware vorrätig ist und wann er sie abholen kann. Kommt er dann in die Innenstadt, so müsse es Ziel sein, dass er den geplanten Einkauf damit verbindet, auch noch durch die Stadt zu bummeln. Wenn dann die sogenannte Aufenthaltqualität stimme, gehe er auch noch ins Café, Bistro oder Restaurant.

Rüscher neigt nicht dazu, öffentlich Rügen zu erteilen. Aber auf mehrfaches Nachfragen gibt er dann doch zu, dass das Duisburger City Management, in dem Handel, IHK und Stadt gemeinsam vertreten sind, optimaler aufgestellt sein könnte. Im deutlich kleineren Hilden arbeiteten vier Ganztagskräfte im Citymanagement, hier sei es gerade mal eine halbe Stelle. Rüscher wünscht sich eine professionellere Organisationsform als die heutige und mehr privates Engagement. "Denn wir können nicht immer nur nach der Stadt rufen". Der Handel sei sowohl konzeptionell wie auch finanziell gefordert, die City zu beleben.

Vielversprechend sei eine Initiative, bei der Hausbesitzer in den kommenden Wochen gebeten werden, sich ein bisschen in die Karten schauen zu lassen. "Es wäre gut, wenn wir frühzeitig wissen würden, wann ein Mitvertrag für ein Ladenlokal ausläuft, ob es schon Nachmieter oder Interessenten gibt oder ob Leerstand droht". Dann könnten die Nachbarn nämlich helfen, zum Beispiel passende Mieter zu finden.

Zufrieden ist Michael Rüscher mit den Events in der Duisburger City. "Auf der Königstraße ist zwischen April und Weihnachten nahezu an jedem Wochenende was los." Allerdings führe dies dazu, dass er sich einen eigenen Wunsch wohl abschreiben müsse. "Ich fände es toll, wenn auf der breiten Königstraße ständig Buden stehen würden, in denen Newcomer ihre Produkte zeigen und verkaufen." Eine Art Street-Start-Up so zu sagen....

(RP)
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