Duisburg Eine Demo zum Geburtstag

Duisburg · Benedikt Engel aus Wanheimerort hatte zu seinem siebten Geburtstag nur einen Wunsch: mit seinen Freunden "für eine bessere Welt" demonstrieren zu dürfen. Und so zog die Truppe am Samstag durch die Straßen – angefeuert von verdutzten Passanten, die das richtig gut fanden.

Benedikt Engel ist ein wissbegieriges Kerlchen, war er schon immer. "Wenn im Radio oder im Fernsehen Nachrichten kommen, spitzt er immer die Ohren und stellt allerhand Fragen. Seit er sprechen kann, will er immer alles wissen. Und glauben Sie nicht, dass er sich mit einer ausweichenden Antwort zufriedengibt", sagt seine Mutter Sabine lachend, aber natürlich auch nicht ohne Stolz.

Sie ist also "Kummer" gewohnt, und so verwunderte sie es auch nicht großartig, als sich ihr Sohn zu seinem siebten Geburtstag am 11. August nur eines wünschte: eine Demo.

Ja, richtig: Tatsächlich wünschte sich Benedikt, der die Habichtschule in Wanheimerort besucht, dass er und seine Geburtstagsgäste gemeinsam auf der Straße "für eine bessere Welt" demonstrieren dürfen. Der großem Tag war am vergangenen Samstag – deshalb so spät, weil sein Geburtstag mitten in den Sommerferien lag.

Und so trafen sich jetzt rund ein Dutzend Kinder im Garten der Familie Engel an der Fischerstraße. Mutter Sabine hatte für alle Pappkartons zurechtgeschnitten, die die Kinder nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten durften. Die Botschaften, die sie auswählten, waren vielfältig.

Einer schrieb "Gegen Atomkraftwerke", ein anderer prangerte das Abschmelzen der Polarkappen an, ein Kind sprach sich für mehr Kinderärzte in Afrika aus, jemand rief dazu auf, seltener das Auto und dafür viel öfter das Fahrrad zu nutzen, wieder ein anderer verlangte, das Licht einfach mal ausgeschaltet zu lassen und stattdessen Kerzen aufzustellen.

Dann war die Zeit zum Aufbruch gekommen. Die Truppe zog die Fischerstraße hinunter, bis zum Ende der Fußgängerzone und wieder zurück. Es gesellten sich sogar Kinder dazu, die davon gehört hatten und eigentlich gar nicht zu der Geburtstagsfeier eingeladen waren. Aber je mehr, umso besser, war das Motto.

Mutter Engel hatte sich ein Megafon geschnappt und feuerte die Truppe lautstark an. Das machte natürlich Eindruck. Immer wieder blieben Passanten verdutzt stehen, um sich das Spektakel anzusehen. "Sie wussten ja zunächst gar nicht, was los war", sagte Sabine Engel. "Wir waren zwar nur eine kleine Truppe, aber wir waren richtig laut."

Jetzt erst richtig Feuer gefangen

Im Nachhinein kann Sabine Engel die Frage, warum ihr Sohn ausgerechnet eine Demo zu seinem Geburtstag "geschenkt" haben wollte, auch nicht mit Sicherheit beantworten. "Angefangen hat wahrscheinlich alles mit Fukushima", mutmaßt sie.

Nach der Atomkatastrophe in Japan hätten sie und mehrere befreundete Erwachsene an einer Montagsdemo in der Innenstadt teilgenommen und auch die Kinder mitgenommen. "Ich denke, Benedikt hat das sehr imponiert. Er wollte unbedingt auch selber einmal demonstrieren." Und jetzt scheint er erst richtig Feuer gefangen zu haben. "Im nächsten Jahr will er das wiederholen", sagt die Mutter. "Und dann sollen noch viel mehr Kinder mitmachen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort