Duisburg Eine Brücke schiebt sich in Position

Duisburg · Die neue Brücke, die künftig Ruhrort mit der Innenstadt verbinden soll, wurde über das Hafenbecken geschoben. Dabei ging es nur Zentimeter für Zentimeter voran.

 Zentimeter für Zentimeter wurde die neue Brücke über den Vinckekanal in Ruhrort geschoben. Insgesamt 14 Stunden waren für die Installation vorgesehen. Der Schiffsverkehr kam dort währenddessen zum Stillstand.

Zentimeter für Zentimeter wurde die neue Brücke über den Vinckekanal in Ruhrort geschoben. Insgesamt 14 Stunden waren für die Installation vorgesehen. Der Schiffsverkehr kam dort währenddessen zum Stillstand.

Foto: christoph reichwein

Auf dem Wasser herrscht Stillstand. Wo Binnenschiffer ansonsten ihre Containerladungen löschen, geht an diesem Tag gar nichts mehr. Dort, wo es an normalen Tagen immer hektisch zugeht, herrscht beinahe gespenstische Ruhe. Der Vinckekanal, eine der Wasserstraßen, die den Rhein mit dem Duisburger Hafen verbindet, ist gesperrt, im Hafenbecken liegen nur wenige Transportschiffe.

Der Grund für diese Ausnahmesituation war die Installation der neuen Brücke am Wochenende, die künftig Ruhrort mit der Innenstadt verbinden soll. Wer sich den Vorgang gestern mit ansehen wollte, der brauchte vor allem Eines: viel Zeit. Nur Zentimeter für Zentimeter wurde der 1300 Tonnen schwere Stahlkoloss über das steil abfallende Hafenbecken geschoben. Arbeitsbeginn war um 6 Uhr am Morgen. Gegen 21 Uhr sollte die Aktion abgeschlossen sein.

 Zahlreiche Neugierige schauten vom Ufer aus den Arbeiten an der neuen Brücke zu.

Zahlreiche Neugierige schauten vom Ufer aus den Arbeiten an der neuen Brücke zu.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Um das 80 Meter lange Brückenstück überhaupt bewegen zu können, bedurfte es monatelanger Vorbereitungen. Seit Anfang Juni haben die Brückenbauer auf den Tag hingearbeitet, mit Schmierstoffen versehene Teflonplattenpressen, sogenannte Verschublager, aufgebaut - hydraulische Stahlmonster mit genug Leistung, um das titanische Gewicht zu kontrollieren. Mit Hilfe dieser Pressen wurde das Brückenstück im Schneckentempo über den Kanal geschoben.

Den spannendsten Moment erlebten die Zuschauer schon am frühen Morgen, als die Brücke "Übergewicht" bekam und auf vier schwimmende Ponton-Türme abgesenkt werden musste. Carsten Tum, Planungsdezernent der Stadt Duisburg, war vor Ort: "Wir sind seit mittlerweile einem Jahr an dieser Großbaustelle dran und jetzt kann man sehen: Es tut sich was. Der Umbau war vor allem für unser Hafengebiet wichtig", sagte er. Durch die Neuinstallation könne die Verbindung des Hafens mit der A 40 auf Jahre hin gewährleistet werden.

Der Brückenaufbau verlief weitestgehend problemlos. Reiner Kleine-Nathland, der verantwortliche Projektleiter bei den Wirtschaftsbetrieben der Stadt, zog schon am frühen Abend ein positives Fazit: "Die Verschiebung hat sehr gut geklappt", sagte er. "Morgen wird die Brücke abgelassen und an ihrer endgültigen Position verankert. Wenn das ebenfalls reibungslos funktioniert, bin ich auch hinsichtlich des Endtermins wirklich optimistisch."

Auf die Verkehrsführung in Ruhrort hat der neue Brückenzug zunächst keine Auswirkungen. Das neue Verbindungsstück muss erst für den Straßenverkehr tauglich gemacht werden. "Wir müssen in den nächsten Monaten erst noch Straßenarbeiten erledigen und Schienen verlegen", erläuterte der Projektleiter. Die ersten Autos werden voraussichtlich im Mai über die neue Brücke rollen. Im Herbst des kommenden Jahres soll die Baumaßnahme im Allgemeinen abgeschlossen sein. Ob das realistisch ist, hängt in erster Linie vom Wetter ab. "Wir brauchen einen milden Winter", so Kleine-Nathland. "Es dürfen uns nur wenige Arbeitstage verloren gehen. Aber eigentlich liegen wir ganz gut im Zeitplan."

(RP)
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