Duisburg Ein Super-Kran für Duisburg

Duisburg · 137 Meter breit, 36,7 Meter hoch, 710 Tonnen schwer: Das sind die Daten des Spezialkrans, der heute im "Logport1" auf dem ehemaligen Rheinhauser Krupp-Gelände in Betrieb geht. Er ist weltweit der größte Containerkran in einem Binnenhafen.

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Der Duisburger Hafen ist um einen Superlativ reicher. Auf dem Gelände des Logistikzentrums "Logport1" an der Rotterdamer Straße in Rheinhausen wird heute der größte Container-Kran eingeweiht, den es in einem europäischen Binnenhafen gibt. 710Tonnen - so viel wie 200Elefanten - schwer ist der Koloss. 57Meter liegen zwischen den Schienen, auf denen der Gigant hin und her rollt. Seine Hauptträger haben eine Breite von 137Metern. Sie sind damit etwa doppelt so breit wie ein normales Fußballfeld. 36Meter ragt er übers Wasser und ist so in der Lage, zwei nebeneinander liegende Schiffe zu entladen. Über vier Bahngleise hinweg kann der Kranfahrer Container auf Waggons herablassen. 41Tonnen - schwerer sind Container nicht -hievt das Gerät bis zu 18Meter in die Höhe. Mit 150Meter pro Minute ist der Kran so schnell, dass man mit ihm 40Container pro Stunde verladen kann.

Diese Superlative kommentiert Mario Neuhold, der als stellvertretender Montageleiter der österreichischen Firma Künz den Kran in Rheinhausen aufstellt, nur mit einem gelassenen Achselzucken. "Das ist von allem etwas mehr als bei anderen Kränen - mehr Schrauben, mehr Kabel, mehr Farbe", meint der 35-Jährige nüchtern. 30Lkw waren nötig, um Tausende von Einzelteilen nach Rheinhausen zu schaffen.

"Brenzlig" war für Mario Neuhold bei der Kran-Montage bislang nur eine Situation: das Aufstellen des 710-Tonnen-Kolosses mit Hilfe von fünf großen Autokränen. Heftiger Wind - mehr als 50 km/h - hätte das Vorhaben unmöglich gemacht. Doch auch diese Phase der Montage verlief problemlos.

Heute soll sich der Kran zur offiziellen Eröffnung in Anwesenheit von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers erstmals in Bewegung setzen. "Zur Einweihung werden wir wohl auch einen Container anheben - als Show-Effekt", sagt der stellvertretende Montageleiter. Abgeschlossen wird sein Job in Rheinhausen aber erst Ende Mai/Anfang Juni sein. Bevor der TÜV den Kran dann abschließend prüft, stehen noch zahlreiche Einstellungsarbeiten und Testläufe an.

Für den Duisburger Hafen ist der neue Kran auf "Logport1" mehr als nur der größte in einem europäischen Binnenhafen. Er soll dem Hafen dessen führende Stellung im Bereich des Containertransports sichern. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 500Millionen Container bewegt. 2015 sollen es schon 900 Millionen sein. Duisburg konnte seinen Containerumschlag von 1999 bis 2007 um 330Prozent steigern. Hamburg schaffte nur 160, Antwerpen und Bremen lediglich je 120Prozent. Was den Güterumschlag betrifft, war Duisburg 2007 mit 110 Millionen Tonnen vor Bremen und hinter Hamburg Deutschlands zweitgrößter Hafen.

Da die großen Seehäfen in Norddeutschland und den Beneluxländern die Flut der angelieferten Container nicht mehr bewältigen können, suchen immer mehr Reedereien Häfen im Binnenland, von denen aus sie ihre Ladung per Bahn, Lkw oder Binnenschiff weitertransportieren können. Duisburg bietet dafür mit 330 regelmäßigen Zugverbindungen zu 80 europäischen Zielen - darunter 45 Bahn-Shuttles pro Woche in die Benelux-Häfen und 35 pro Woche in die norddeutschen Häfen - sowie guter Fernstraßenanbindung ideale Bedingungen. Deshalb haben die französische CMA CGM, die drittgrößte Containerreederei der Welt (350 Schiffe), und die japanischen NYK, die größte japanische Reederei, mit der Duisburger Hafen AG auf dem ehemaligen Gelände des 1993 geschlossenen Krupp-Hüttenwerkes das erste Reeder-Container-Terminal in Europa geschaffen. Damals machte der Hafen noch Verluste. 2007 lag sein Umsatz bei 126,5 Millionen Euro und das Ergebnis vor Steuern bei sieben Millionen Euro. "Der neue Kran ist ein weiterer Schritt in die Zukunft. Er wird uns helfen, unsere Position als Container-Hafen auszubauen", sagt ein Sprecher der Duisburger Häfen.

Zukunft bedeutet der neue Kran auch für Ahmed Uzun. Der 26-jährige, der seine Lehre bei Thyssen-Krupp in Bochum gemacht hat und seit vier Jahren Kranfahrer ist, wird einer der Männer sein, die den Koloss ab Juni lenken. "Am Tag, an dem ich mich beworben habe, haben sich etwa 25 andere vorgestellt. Ich bin stolz, dass ich einer der fünf bin, die die Chance haben, diesen High-Tech-Kran zu steuern", sagt Ahmed Uzun. Anfang der Woche konnte er schon mal auf den Kran klettern. Und heute will der 26-Jährige auf jeden Fall dabeisein, wenn "sein" Kran sich erstmals in Bewegung. "Darauf bin ich schon sehr gespannt."

(RP)
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