Duisburg Ein spanischer Neuanfang in Duisburg

Duisburg · Für 55 Mitarbeiter eines spanischen Thyssen-Werks hieß es 2014 "Adiós España" und "Hallo, Duisburg". Jetzt, ein paar Monate später, beginnt für sie der Arbeitsalltag.

 Empfang für die Spanier und ihre Familien in der Gaststätte Opgenrhein. Duisburgs IG Metall-Chef Dieter Lieske (r.) hieß sie willkommen.

Empfang für die Spanier und ihre Familien in der Gaststätte Opgenrhein. Duisburgs IG Metall-Chef Dieter Lieske (r.) hieß sie willkommen.

Foto: Reichwein

"Ich vermisse mein Land, meine Familie", gibt Clara Diez Fernandez (28) zu. Im November war die junge Spanierin allein aus Valencia eingereist, ließ Freunde und Verwandte zurück, um im winterlichen Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Damit ist sie nicht allein. Als die Tochtergesellschaft ThyssenKrupp Galmed bei Valencia ihre Anlagen still legte, verloren 165 Beschäftigte ihre Arbeit. Rund ein Drittel entschied sich für einen beruflichen Neuanfang in Deutschland, viele davon in Duisburg. Wie die meisten von ihnen hat Clara Diez Fernandez keinen Deutschunterricht in der Schule gehabt. "Aber wir haben Kollegen bei der Arbeit, zum Glück", meint Clara Diez Fernandez. "Die nehmen uns ein bisschen an die Hand."

 Der spanische Generalkonsul Francisco de Asis Aguilera Aranda.

Der spanische Generalkonsul Francisco de Asis Aguilera Aranda.

Foto: Christoph Reichwein (REI)

Nach einem intensiven Sprachkurs geht es für die Neuankömmlinge jetzt im Duisburger Thyssen-Konzern an die Arbeit. Dort stehen ihnen einige spanischsprachige Mitarbeiter zur Seite, um die Sprachbarrieren im Joballtag zu überwinden. Aber nicht nur die deutsche, auch die spanische Sprache soll gefördert werden. "Es ist überaus wichtig", erklärt der spanische Generalkonsul Francisco de Asís Aguilera Aranda bei seiner Ansprache an die Neuanfänger bei einem Besuch im Unternehmen, "dass die Kinder ihre Heimatsprache nicht verlieren."Denn viele der Übersiedler haben die Reise nicht allein angetreten. Anstatt die Familie zurückzulassen, haben sie Frau und Kinder mitsamt Golden Retriever in die neue Heimat gebracht. Für die Kinder soll neben dem deutschen Schulsystem auch Spanischunterricht angeboten werden, um die Wurzeln zu Muttersprache und Heimatland zu stärken. "Alles in allem eine Erfolgsgeschichte", sagt Erik Walner, Kommunikationsleiter bei ThyssenKrupp, über das umfangreiche Integrationsprogramm.

Für Jorge Pascual (25) war der Umzug in das neue Land ein ganz persönlicher Erfolg. Kurz nachdem er im November allein nach Duisburg umgesiedelt war, lernte er hier seine Freundin kennen. "Man weiß nie, was kommt", schmunzelt Pascual — noch spricht er Englisch, aber hin und wieder schlüpft ein deutsches Wort dazwischen, und was er noch nicht auszudrücken weiß, übersetzt seine Freundin für ihn.

Auch Darwin Vidal (28) hat die abenteuerliche Umstellung im Alleingang bewältigt. Von Einsamkeit kann bei ihm aber keine Rede sein. Sicher, von Zeit zu Zeit überkomme ihn das Heimweh, erzählt der 28-Jährige. "Aber dafür lerne ich Tag für Tag etwas Neues — das überwiegt." Was der junge Mann am meisten vermisse? "Das Wetter!", ruft Darwin Vidal und lacht. Von der spanischen Sonne ist in Duisburg leider nicht viel zu sehen.

(RP)
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