Duisburg Ein privates Museum mit Beichtstuhl

Duisburg · Reinhold Stausberg ist ein leidenschaftlicher Sammler aller Stücke. Neben antiken Möbeln sammelt er auch alte Ansichtskarten.

 Den Beichtstuhl aus der Kapelle des Malteser Krankenhauses hat sich Reinhold Stausberg für seine Diele umgebaut.

Den Beichtstuhl aus der Kapelle des Malteser Krankenhauses hat sich Reinhold Stausberg für seine Diele umgebaut.

Foto: christoph reichwein

Einen Beichtstuhl hat nicht jeder in seiner Wohnung. Reinhold Stausberg schon. Genauer gesagt handelt es sich bei dem alten Kirchenmöbel nur um einen Teil des Beichtstuhls, der früher in der Kapelle des St. Anna Krankenhauses stand. Der Wedauer, der in der Krankenhaus-Schreinerei des Huckinger Krankenhauses beschäftigt ist, hat nicht lange überlegen müssen, als das gute alte Stück - Baujahr 1928 - im vergangenen Jahr Umbaumaßnahmen zum Opfer fallen sollte. Stausberg fragte, ob er das gute Teil bekommen könnte. Dann baute der 55-jährige gelernte Schreiner den Stuhl in der Krankenhaus-Kapelle ab und einen Teil davon in seiner Diele wieder auf. Der Beichtstuhl ist aber nicht das einzige Möbelstück, das einen neuen Platz in seiner Wohnung gefunden hat. Etliche andere, nicht mehr benötigte Möbelstücke aus massivem Holz, die im Krankenhausbereich nach Modernisierungsmaßnahmen nicht mehr benötigt wurden, hat sich der Hobby-Sammler gesichert, für seine Zwecke umgebaut und in seine Wohnung integriert.

Die zum Teil verglasten alten Schrank-Elemente eignen sich perfekt als Vitrinen für die zahlreichen nostalgischen Ausstellungsstücke, die Stausberg im Laufe der Jahre gesammelt hat. Seine Wohnung am Wedauer Markt kann man zu Recht als kleines Museum bezeichnen. Der Mitarbeiter der Duisburger Zeitzeugen-Börse ist ständig auf Trödel- und Antikmärkten, Tauschbörsen und anderen Veranstaltungen auf der Suche nach "alten Schätzchen" unterwegs. Allein mehr als 15 000 alte Ansichtskarten befinden sich in seinem Archiv, das auch der Zeitzeugen-Börse zur Verfügung steht. Darunter sind viele historische Ansichten aus dem alten Duisburg, die bereits mehrfach den Grundstock für die Veröffentlichung historischer Fotobände bildeten. Entstanden sind auf diese Weise bereits nostalgische Bildbände über Rheinhausen, Duissern, die Altstadt und Wanheimerort.

Besonders stolz ist der gebürtige Hochfelder über den kürzlich veröffentlichen Bildband "Duisburger Straßenbahnen". Aus alter Zeit stammen weitere Exponate, die Platz in den Schau-Vitrinen gefunden haben. Darunter ein Duisburg-Porzellanteller aus dem Jahr 1905, eine noch gefüllte Tabakschachtel der Duisburger Tabakwarenfabrik Carstanjen aus den 30er-Jahren, ein massiver Aschenbecher der ehemaligen Brauerei Böllert, die bis 1954 in Hochfeld Bier braute, sowie einen Zigarrenaschenbecher des früheren Porzellan-Geschäftes Werth, den Stausberg beim Umbau des Ruhrorter Hallenbades aufgespürte.

Als freiwilliger Helfer hat er viele Jahre die im Rahmen des Stadtbahn-Baus vorgenommenen archäologischen Ausgrabungen begleitet. Dabei hat er selbst einen alten Nachttopf aus dem Jahr 1677 freigelegt, der nun in der Dauerausstellung des Kulturhistorischen Museums zu besichtigen ist. Bei Abrissarbeiten der alten Wohnhäuser in Bruckhausen entdeckte er eine Bierflasche der Brauerei Bodden, die bis Ende der 1920er-Jahre in Duisburg ihr Bier braute. "Die Flasche muss von 1897 sein", vermutet Stausberg, denn "die wurde im Kamin gefunden." Erklärend fügte er hinzu, dass es früher unter den Bauarbeitern üblich war, so "ihren Unmut über den Bauherrn deutlich zu machen." In dieser Zeit sind die Häuser in Bruckhausen gebaut worden. Die eingemauerte Flasche sorgte zusammen mit Zugluft auf Jahre für nervende, undefinierbare Geräusche im Haus.

Stausberg verbringt seine Freizeit nicht nur auf Trödelmärkten und in staubigen Kellern, er ist auch ein großer Musikliebhaber und ein Verehrer des Duisburger Tenors Rudolf Schock, der im nächsten Jahr 100 Jahre alt werden würde. Stausberg möchte dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, den Opernsänger entsprechend zu würdigen. "Die Malteser-Tenöre wären dabei", hat sich Stausberg vergewissert. Verbinden würde er dieses Erinnerungskonzert gerne mit einer Ausstellung, dazu werden noch Exponate, gerne auch alte Filmausschnitte, gesucht.

(pol)
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