Duisburg Ein OB ohne Parteibuch

Duisburg · Während in Duisburg derzeit nach einem Kandidaten für das OB-Amt gesucht wird, erinnert Jörg Weißmann vom Heimatverein Hamborn an den ersten Oberbürgermeister Hamborns, Friedrich Schrecker. Er war parteilos.

Der künftige Oberbürgermeister Duisburgs soll nach Möglichkeit von einem Großteil der Duisburger Parteien getragen werden. Friedrich Schrecker (1863 -1937), der heute vor 100 Jahren, am 12. März 1912, erster Oberbürgermeister der Stadt Hamborn wurde, gehörte keiner Partei an — und mit seinem Namen ist der rasante Aufstieg des heutigen Duisburger Stadtbezirkes vom größten "Industriedorf" in Preußen zu einer modernen Großstadt verbunden.

Jörg Weißmann, Vorsitzender des neu gegründeten Heimatvereins Hamborn, schreibt: "Am 10. November 1863 wurde Martin Gebhard Friedrich (Fritz) Schrecker als Sohn eines preußischen Steuerbeamten in Freyburg (Kreis Querfurt) in Sachsen-Anhalt geboren. Nach mehreren Stationen in unterschiedlichen Verwaltungen bewarb er sich im März 1894 erfolgreich um die Stelle des Bürgermeistersekretärs und Bürovorstehers der Bürgermeisterei Beeck. Hier ergab sich für ihn durch den Tod seines Vorgesetzten, des Bürgermeisters Emil Hagedorn (1838- 1899), die Möglichkeit der Nachfolge. Zur gleichen Zeit stieg die Einwohnerzahl in Hamborn so drastisch an, dass eine Teilung der Bürgermeisterei Beeck bevorstand. Die Bezirksregierung in Düsseldorf stellte es Schrecker frei, ob er die Bürgermeisterei Beeck oder die neu gebildete Bürgermeisterei Hamborn übernehmen wollte. Er entschied sich für Hamborn und nahm am 1. April 1900 seine Bürgermeistertätigkeit auf. Unter seiner Ägide fand zwischen 1900 bis 1911 der Bau mehrerer Schulgebäude, Krankenhäuser, zweier Friedhöfe, zweier Parks und des Botanischen Gartens statt. Eine besondere Nähe hatte Schrecker zur Kultur. Im Jahr 1909 kam es innerhalb der Verwaltungsspitze sowie der Mehrheit des Gemeinderates in Hamborn zur Initiative, nach Erreichen der Einwohnerzahl von 100 000, sich für die Erlangung der Stadtrechte einzusetzen. Am 1. April 1911 wurde Hamborn kreisfreie Stadt, was zur Folge hatte, dass am 12. März 1912 die Erlaubnis für Schrecker erteilt wurde, den Titel "Oberbürgermeister" zu führen.

Schrecker gehörte keiner Partei an. Seit 1912 vertrat er unter anderem mit dem Industriellen Fritz Thyssen die Stadt Hamborn im Provinziallandtag der Rheinprovinz. In der schwierigen Zeit des 1. Weltkrieges und der Novemberrevolution 1918 verhielt er sich zurückhaltend, umsichtig und verantwortungsbewusst."

(RP)
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