Duisburg Ein mörderisches Trio

Duisburg · In Kleve begann Ende der 1980er Jahre das Trio Leenders, Bay, Leenders, Krimis vom Niederrhein zu schreiben. 1992 erschien "Königsschießen". Die Krimis machten das Trio Criminale weit über den Niederrhein hinaus bekannt.

Niederrhein Sie brachten den Mord ins niederrheinische Wohnzimmer, machten ihn am unteren Niederrhein salonfähig. Als Hiltrud Leenders und ihr Mann Artur zusammen mit Michael Bay 1992 ihren Erstling "Königsschießen" herausbrachten, war das der Auftakt einer langen Geschichte um das Klever Kriminalkommissariat 1, um den knorrigen Toppe, die schöne Astrid, den kauzigen Ackermann und nicht zuletzt um ihren Kollegen Norbert van Appeldorn, den fußballspielenden Niederrheiner. Nicht zu vergessen den Forensiker und den Gerichtsmediziner.

Das Personal

Dieses Personal wurde von Roman zu Roman weiter entwickelt und legte den Faden, der die Krimis zusammenhält. Die Protagonisten kämpfen mit dem Fall und mit den Nöten und Problemen abseits der Großstadt, wenn die Wohngemeinschaft des Kommissars auf einem Bauernhof argwöhnisch beäugt wird. Toppe ist inzwischen Chef des Ganzen und aus dem operativen Geschäft ausgeschieden. In seine Fußstapfen trat van Appeldorn. Nur Ackermann bleibt der Alte, der im Grunde weise Schelm.

Schnell wurden die drei Autoren zum weit über die Grenzen des Niederrheins hinaus bekannten Trio Criminale. Inzwischen erscheinen ihre auflagenstarken Krimis bei Rowohlt, nachdem sie beim Regional-Verlag Grafit gestartet waren. Es war immer der "einfache" Mord, der die Drei interessierte. Ein Mord, um den herum aktuelle gesellschaftspolitische Themen problematisiert werden: sei es die Geschichte der aufs Land abgetauchten Terroristen aus der Baader-Meinhoff-Zeit in "Die Schatten schlafen nur", die Jugendgangs, die in "Ackermann tanzt" ihr Unwesen treiben oder im jüngsten Werk die Verbrechen der Nazi-Zeit, die plötzlich zutage kommen, und die Machenschaften der Agrobusiness-Lobby, durch deren Abgründe sich die Beamten des Kommissariats wühlen müssen. Immer bestechen die Themen durch sorgfältige Recherche – und werden vor Veröffentlichung auch hin und wieder vom Verlag juristisch abgeklopft, wie jüngst bei "Totenacker".

Hiltrud Leenders fasst das in Worte, was an langen Abenden zu dritt ausgegoren wird – bei Wein und guten Snacks. Nicht umsonst erschienen neben der Krimi-Reihe auch ein Kochbuch mit Rezepten für den künftigen Papa van Appeldorn, gibt's Fahrradrundreisen mit Ausflugstipps entlang der Mörderroute. Außerdem veröffentlichte Hiltrud Leenders den Lyrikband "hügelan".

Dr. Artur Leenders ist niedergelassener Chirurg, Michael Bay arbeitet als Psychologe in der Forensik der LVR-Klinik Bedburg-Hau, in der drogenabhängige oder psychotische Straftäter nach dem Maßregelvollzugsgesetz therapiert werden. Beide sitzen zudem als Politiker der Grünen im Rat der Stadt Kleve auf der "Regierungsbank" mit der CDU. Als Repräsentanten der Stadt zogen die Drei auch in einen der Krimis ein. Und bewiesen wieder einmal rabenschwarzen Humor: In "Die Burg" werden sie bei einem Attentat in die Luft gesprengt. "Hätten wir den Bürgermeister damals umgebracht, wär das im wahren Leben nicht so gut angekommen", sagte Bay. Das war aber keine Ansage, Schluss zu machen. Im Gegenteil: Es erschienen "Kesseltreiben" und "Totenacker", am nächsten Werk wird bereits gearbeitet.

Zusätzlich wird Ende des Jahres der allererste Band "Lavendel gegen Ameisen" bei Rororo erscheinen. "Ich hab' den Text noch einmal überarbeitet – und der Verlag fand's charmant", sagt Hiltrud Leenders. Der Leser darf sich also im Dezember auf einen ganz frühen Toppe freuen, der die Reihe nach vorne komplettiert. . .

(RP)
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