Duisburg Ein Lotse für Alleinerziehende

Duisburg · Im Kalderoni-Hochhaus an der Königstraße gibt es eine neue Erstanlauf- und Beratungsstelle für alleinerziehende Mütter und Väter. Ein dreiköpfiges Team bietet Unterstützung und Hilfe für alle Lebenslagen an.

In Afrika gibt es ein Sprichwort, das besagt, um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Daran erinnerte Oberbürgermeister Adolf Sauerland gestern bei der Eröffnung der Erstanlauf- und Beratungsstelle für Alleinerziehende in der Zweigstelle des Jobcenters im Kalderoni-Hochhaus. In Duisburg gibt es rund 12 000 Alleinerziehende, das sind rund fünf Prozent aller Haushalte. Träger der im Mai gestarteten Beratungsstelle ist die Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB). Die zunächst auf zwei Jahre befristete Anlaufstelle ist Teil des Bundesprogramms des Europäischen Sozialfonds (ESF) mit dem Titel "Netzwerke wirksamer Hilfen für Alleinerziehende". Die Partner in diesem Netzwerk sind in Duisburg das Jobcenter, die Agentur für Arbeit, das Jugendamt und das Gleichstellungsreferat der Stadt, der Verband alleinerziehender Mütter, die Arbeiterwohlfahrt und das Bildungszentrum der Kreishandwerkerschaft.

"Meist geht es um die Themen Kinderbetreuung und Arbeitsplatzsuche", sagt Petra Winters. Die Projektkoordinatorin der GfB, die sich gemeinsam mit Silke Hüls und Marion Scherf um ratsuchende Frauen kümmert. Das Netzwerk versteht sich vor allem als Lotse. Es soll Ratsuchenden im Dschungel der verschiedenen Hilfsangebot an die richtigen Ansprechpartner vermitteln. "Wichtig ist uns dabei, dass die Frauen auch die richtige Wertschätzung erfahren", berichtet Petra Winters aus ihrer praktischen Erfahrung mit Ratsuchenden – und bestätigt damit das, was die Redner bei der Eröffnung der Beratungsstelle zuvor ebenfalls betont hatten. GfB-Geschäftsführer Ingo Schachta wies daraufhin, dass für viele Frauen Rechtsberatung, Qualifizierung, Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeiten unabdingbar sind.

Motivierter und organisierter

Jobcenter-Geschäftsführer Norbert Maul bezeichnete die Zweigstelle der Einrichtung an der Königstraße als "Mehrgenerationenhaus der Arbeitsmarktpolitik". Hier werden ältere Arbeitslose fit für den Job gemacht, Alleinerziehende beraten und die Angebote der Minijob-Börse unterbreitet. Roland Matzdorf, Abteilungsleiter im Arbeits-und Sozialministerium des Landes, wies auf die Bedeutung des Problems hin. Landesweit gibt es 325 000 Alleinerziehende mit zusammen 465 000 Kindern. 90 Prozent der Betroffenen sind weiblich, 23 Prozent haben einen Migrationshintergrund und knapp die Hälfte bezieht Sozialleistungen. Matzdorf stellte auch Hilfe des Landes in Aussicht: "Wenn das Projekt funktioniert, steigt das Land mit ein." Vom Erfolg geht auch Dr. Jens Stuhldreier, Leiter der Regionalagentur Niederrhein aus: "Die jungen Frauen sind häufig höher qualifiziert, motivierter und besser organisiert als gleichaltrige Männer."

(RP)
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