Duisburg Ein Licht für jedes Gemeindemitglied

Duisburg · Die St. Norbert Kirche in Marxloh wirkte am Samstagabend wie eine mittelalterliche Trutzburg. Der Gedanke ist naheliegend, da die Katholiken im Duisburger Norden in ihren Kirchen ebenso einen Rückzugsort und einen Ort der Sicherheit sehen wie die Bauern der dunklen Jahrhunderte in den Festungen ihrer Herren.

Durch die Entscheidung des Ruhrbischofs, die Großpfarrei St. Norbert aufzulösen und für drei Kirchen im ehemaligen Dekanat Hamborn keine Gelder mehr zur Verfügung zu stellen (die RP berichtete), sehen nun viele Gemeindemitglieder ihre religiöse Heimat in Gefahr und protestierten für den Erhalt der Kirche.

Sie entzündeten um den Altar und im Hauptschiff der St.-Norbert-Kirche genau 3474 Kerzen, eine für jedes Gemeindemitglied. Von oben betrachtet, ergaben die Lichter die Form eines großes Kreuzes. "Der Letzte macht das Licht aus," war auf einer Leinwand zu lesen. Das soll als Kampfansage an den Ruhrbischof verstanden werden, dass die Katholiken im Duisburger Norden nicht bereit sind, dessen Entscheidung einfach so hinzunehmen. Das war auch an der großen Anteilnahme der Gemeinde zu erkennen. Die Kirche war schon während der Vorabendmesse voll besetzt.

Zur Protestaktion drängten dann aber immer noch mehr Leute in das Gebäude, um ihrem Unmut Luft zu machen. "Das Bistum darf unsere Kirche einfach nicht schließen", meinte beispielsweise Helga Browel. "Ich habe mein gesamtes Leben mit dieser Kirche geteilt. Ich wurde hier getauft, ich habe hier meine Kommunion empfangen und ich habe hier geheiratet. Mir würde ein Stück meines Lebens genommen." Ursula Benke, ebenfalls langjährige Kirchenbesucherin, sah die Angelegenheit etwas pragmatischer. Das sei doch alles Wahnsinn, sagte die Rentnerin. Sie könne nicht verstehen, wieso das Bistum die Kirche für 1,7 Millionen Euro saniert, nur um sie dann im nächsten Atemzug zu schließen. Bei so einem Umgang mit Geld bräuchte man sich nicht zu wundern, wenn keine Mittel mehr für die Gemeinden übrigblieben.

Weitere Aktionen folgen. Am 7. November sollen Teile der St.-Norbert-Kirche verhüllt werden, um den Menschen zu zeigen, was in Marxloh fehlen würde, wenn die Kirche nicht mehr wäre. Auch in Gemeinde St. Barbara, deren Kirchen nach dem Bischofsplan ebenfalls aufgeben wird, wurde am Samstag protestiert.

(RP)
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