Duisburg Ein langer Schal als neues Kunstobjekt

Duisburg · "Bewegte Stille" heißt es vom 26. Januar bis 28. Februar in der Galerie Rheinhausen des Lehmbruck-Museums. Ingrid Obendiek und Klaus Stecher stellen ihre Werke aus. Speziell Stecher achtet auch auf ungewöhnliche Objekte.

 Imposantes Kunstwerk: "Crescendo" (vorne) von Ingrid Obendiek setzt sich aus unzähligen Herkulesstauden zusammen. Klaus Stecher setzt auf die Objekte an der Wand und vor allem sein "Now as Then".

Imposantes Kunstwerk: "Crescendo" (vorne) von Ingrid Obendiek setzt sich aus unzähligen Herkulesstauden zusammen. Klaus Stecher setzt auf die Objekte an der Wand und vor allem sein "Now as Then".

Foto: Andreas Probst

Klaus Stecher hat einen feinen Blick für Kunstobjekte. Besonders für ausgefallene. "Ihr Schal ist aber toll. Den könnte man auch wunderbar ausstellen", deutet der Künstler auf den gut zwei Meter langen Schal des RP-Mitarbeiters hin, der auch wunderbar als Wolldecke genutzt werden kann. Stecher ist völlig aus dem Häuschen: "Und Ihre Verknotungstechnik ist besonders originell."

Der 75-Jährige hat aber wohl auch einen sehr humorvollen Tag erwischt. Kurz zuvor stieß er gegen das Kunstobjekt "Crescendo" seiner Kollegin Ingrid Obendiek. Ein Sabotageversuch? "Natürlich, ich möchte ja nicht, dass die Konkurrenz groß rauskommt", scherzt der sympathische Mann. Vom 26. Januar bis 28. Februar stellen die beiden Künstler ihre Werke unter dem Motto "Bewegte Stille" in der Galerie der Bezirksbibliothek Rheinhausen, Händelstraße 6, aus. Das bedeutet nicht nur faszinierende Kunst, sondern offensichtlich auch richtig gute Laune.

"Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam ausstellen dürfen", sagte Stecher bei einem Pressegespräch. Zunächst hatte die Begeisterung allerdings eher im unteren Bereich gelegen. "Am Anfang dachte ich: In einer Bibliothek? Um Gottes Willen", erinnerte sich der Wülfrather. Inzwischen ist der Künstler ebenso wie seine Kollegin aber sehr angetan: "Das ist hier wirklich ideal, einfach ein wunderbarer Raum." Rainer Schmidt von der Bezirksbibliothek hört solche Aussagen natürlich besonders gerne.

Im Hinblick auf den Titel der Ausstellung äußerte sich Stecher sehr abstrakt: "Für mich ist die Stille die Nichtbewegung in der Bewegung." Ingrid Obendiek bediente sich eines Vergleiches: "Klaus zieht die Bewegung aus seinem Erlebten. Ich brauche eine lange Stille, um philosophieren zu können." Die Werke beider Künstler sind sehr unterschiedlich. Es bestehen allerdings auch Ähnlichkeiten oder "Ansatzpunkte" (Stecher).

Obendieks Arbeiten beziehen sich stets auf das Leben. So auch "Crescendo", eine beeindruckende Installation aus Herkulesstauden, die in der Mitte der Galerie aufgebaut ist. "Es ist ein vorgeschriebener Weg, den das Leben nicht einhalten kann. Es wächst aggressiv immer weiter", erklärte die Düsseldorferin, die über viele Jahre in Friemersheim gelebt und im Rheinhauser Standesamt geheiratet hatte. Sie ist nicht nur Künstlerin, sondern auch Philosophin. Beide Komponenten gehören für die Kunst-Liebhaberin untrennbar zusammen, was beim gemeinsamen Rundgang durch die Galerie schnell deutlich wird, spätestens bei "Fasces — abgelenkt/vergessen/frei gelegt". "Das sind die Bündel von geballter Macht und Gewalt", beschrieb sie die Installation aus Bündeln und Nesselstoff.

Stecher hängt besonders an den drei Objekten "Now as Then". Es ist unverkennbar, dass er sich bei seiner Arbeit von einer Finnland-Reise hat inspirieren lassen, die allerdings schon fast 50 Jahre zurückliegt. Die drei Gebilde ähneln je einem massiven Paddelboot. "Da ist etwas noch ganz präsent. Die Zeichnungen auf den Paddeln beziehen sich auf meine Erlebnisse", erläuterte der gebürtige Wuppertaler.

Die Besucher der Ausstellung treffen somit auf faszinierende Objekte. Der so beeindruckende Zwei-Meter-Schal ist allerdings nicht dabei. Zum Bedauern von Klaus Stecher.

(RP/ac)
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