Duisburg Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste...

Duisburg · Das KOM'MA-Theater sorgte mit "Kunst" von Yasmina Reza für einen gelungenen Schauspielauftakt im Stadttheater.

Vor 20 Jahren wurde Yasmina Rezas Komödie "Kunst" in Paris uraufgeführt. Bald war das Stück ein Welterfolg. Es ist deshalb kein Risiko, mit "Kunst" die Schauspielsaison im Duisburger Stadttheater zu eröffnen.

Schön ist dieser Auftakt dennoch, gerade in Duisburg, wo die Nachrichtenlage keinen Grund zur Freude bietet. Eine große Freude ist der Theaterabend nicht zuletzt deshalb, weil er eine Koproduktion des Rheinhauser KOM'MA-Theaters mit dem Theater der Stadt Duisburg ist. Hier wird gezeigt, dass Duisburger "Eigengewächse" auf der Bühne etwas leisten können.

In "Kunst" geht es nicht um Kunst, sondern um die Freundschaft von drei Männern. Den Song der Comedian Harmonists "Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt" kann man an diesem Theaterabend durchaus im Hinterstübchen haben.

Diese Freundschaft wird auf die Probe gestellt, als der ziemlich wohlhabende Hautarzt Serge (Uwe Frisch-Niewöhner) ein monochromes weißes Bild kauft und es voller Stolz und mit Begeisterung seinem Freund Marc, einem Ingenieur, zeigt und dann noch verrät, dass er "zweihunderttausend" dafür bezahlt hat.

Marc verschweigt nicht, was er davon hält. Im Gegenteil: Er empört sich darüber, dass Serge "für so eine Scheiße" so viel Geld ausgegeben hat. Während der eine gekränkt ist und daran zweifelt, das jemand, der einen anderen auf diese Weise kränkt, zugleich ein wahrer Freund sein kann, zweifelt der andere daran, dass jemand, der "so etwas tut", einer Freundschaft würdig ist. Yvan, der Dritte im Freundestrio, möchte vermitteln, doch versuchen die beiden anderen ihn zu der Entscheidung zu drängen: Er oder ich.

Das ist die Versuchsanordnung, die Yasmina Reza genial konstruiert hat. Der Streit um ein Kunstwerk oder ein bloß vermeintliches Kunstwerk wird psychologisch nach allen Regeln der Kunst ausgedeutet und bietet Stoff für herrliche Pointen und sogar Klamauk.

Regisseur Michael Steindl, als Intendant verantwortlich für das Schauspielangebot im Duisburger Theater, inszeniert genau, strukturiert überlegt, lässt aber dem Witz des Stücks freien Lauf. Uwe Frisch-Niewöhner und Helmuth Hensen verkörpern ihre Rollen glaubwürdig. Sie zeigen, wie eine Meinungsverschiedenheit zu einer letztlich existenziellen Grundsatzfrage mutieren kann. Martin Müllerhöltgen spielt den etwas Naiven, der im Berufsleben wenig erfolgreich ist, aber dennoch durch seine Frische im Freundestrio seinen Platz hat. Auf der Bühne ist das nicht leicht umzusetzen. Besonders heikel ist die Szene, als Yvan die Schwierigkeiten der Hochzeitsvorbereitung schildert, bei der Mutter, Stiefmutter und Verlobte an ihm zerren - jeweils in verschiedene Richtungen. Martin Müllerhöltgen ist der Herausforderung gewachsen.

Die Aufführung, bei der die Zuschauer mit auf der Bühne sitzen, ist nicht nur eine Aneinanderreihung witziger Wortgefechte, sie besitzt auch eine innere Spannung, die bis zum Schluss, der gleich mehrere Pointen liefert, anhält.

Viel Applaus vom ausverkauften Haus für die Schauspieler, den Regisseur, die Bühnengestaltung (Anja Müller) und die stimmungsvolle Lichtdramaturgie (Franz-Xaver Schaffer). Nächste Aufführungen am 11., 13., 19. 25. September.

(RP)
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