Duisburg Ein Fest des Mezzosoprans

Duisburg · In das jüngste, zweite Kammerkonzert in der Philharmonie Mercatorhalle hatte der Pianist Boris Giltburg, Duisburgs aktueller "Artist in Residence" (Gastkünstler), seine Studienkollegin Rachel Frenkel mitgebracht.

 Rachel Frenkel und Boris Giltburg harmonierten gut beim Kammerkonzert in der Mercatorhalle.

Rachel Frenkel und Boris Giltburg harmonierten gut beim Kammerkonzert in der Mercatorhalle.

Foto: Giovanni PINNA

Die beiden haben zusammen in Isreal studiert, sie mögen sich sichtlich und traten jetzt in Duisburg erstmals wieder gemeinsam auf. Die Duisburger Philharmoniker kennen und schätzen Rachel Frenkel seit dem Gesangswettbewerb "Neue Stimmen" 2009 in Gütersloh - inzwischen ist die junge Mezzosopranistin Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper und erhält darüber hinaus zunehmend Anfragen von internationalen Häusern. Ihre Bühnenpräsenz ist sympathisch, ihre Stimme balsamisch. Im Mittelpunkt des Abends stand das romantische deutschsprachige Kunstlied. Der zwölfteilige Liederkreis nach Joseph von Eichendorff op. 39 (1840) von Robert Schumann (1810-1856) befasst sich - natürlich - vor allem mit der Liebe, aber auch mit Themen wie Fremdheit, Täuschung, Nacht, Einsamkeit und Heimat. Am bekanntesten ist die Nr. 5 "Mondnacht". Weniger zweideutig und noch inniger wirkten hier die drei ausgewählten Lieder aus den 1870er Jahren von Johannes Brahms (1833-1897).

Folgerichtig komplettiert wurde dieser Dreiklang von den überwiegend entrückten Fünf Liedern nach Gedichten von Friedrich Rückert (1901-04) von Gustav Mahler (1860-1911). Wunderschön gleich das erste Lied "Ich atmet' einen linden Duft". Mahler sagte, es stecke in diesem zarten Liebeslied "die verhaltene, glückliche Empfindung, wie wenn man in der Gegenwart eines lieben Menschen weilt, dessen man ganz sicher ist, ohne dass es auch nur eines Wortes zwischen den beiden Seelen bedürfte."

Rachel Frenkel beeindruckte im Kammerkonzert mit vorbildlicher Intonation, Artikulation und Phrasierung. Das berührte und war ein Fest des Mezzosoprans. Interessant zu hören war auch, wie der 1984 in Moskau geborene Boris Giltburg durch die einfühlsame und geradezu liebevolle Begleitung seiner Studienkollegin zum genauesten Hinhören diszipliniert wurde.

Als Liedbegleiter hat er offenbar noch eine ganz andere Klasse denn als Solist. Das konnte man im Kammerkonzert gut verfolgen, denn er brachte zwischendurch auch zwei Solobeiträge von Johannes Brahms, nämlich das späte, lyrische Intermezzo A-Dur op. 118 Nr. 2 (1893) und das frühe, leidenschaftliche Scherzo es-Moll op. 4 (1851). Dabei ließ er sich von Schwung des Ausdrucks zu einer fast oberflächlichen Spielweise verleiten. Das verfehlte freilich nicht seine Wirkung, und es gab eine willkommene Zugabe, nämlich zwei fast kokette spanische Lieder, in denen Rachel Frenkel auch wieder ihre beachtliche Sprachenkompetenz zeigte.

"Ein deutsches Requiem" op. 45 von Johannes Brahms, selbstverständlich in einer Bearbeitung mit zwei Klavieren, ist das Hauptwerk im nächsten, dritten Kammerkonzert am Sonntag, 26. November, um 19 Uhr, in der Philharmonie Mercatorhalle. Dann singt vor allem das Kult-Ensemble ChorWerk Ruhr unter seinem Leiter Florian Helgath.

Karten gibt es am einfachsten im Internet unter karten@theater-duisburg.de per E-Mail oder auch im Servicebüro des Stadttheaters, Telefon: 0203/ 28362100.

(hod)
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