Kunst Im Öffentlichen Raum Ein eiserner Käfig mit Ausgang in die Zukunft

Duisburg · Hans-Jürgen Breuste und sein Mahnmal zum Gedenken an die Duisburger Juden und ihre niedergebrannte Synagoge.

 Ein Drahtkäfig mit geöffneter Türe erinnert an der Stadtmauer an die Geschichte und Ermordung der Duisburger Juden.

Ein Drahtkäfig mit geöffneter Türe erinnert an der Stadtmauer an die Geschichte und Ermordung der Duisburger Juden.

Foto: Andreas Probst

Sie begegnet uns überall in Duisburg nahezu täglich, und doch nehmen nur die Wenigsten sie wahr: die Kunst im öffentlichen Raum, also auf Straßen und Plätzen, die für alle zugängig sind. Wir stellen in den kommenden Wochen in loser Folge diese "Schätze" vor und bedienen uns dabei einer Vorlage für den Kulturausschuss, in dem die städtischen Kunstexperten diese Öffentlichen Kunstwerke aufgelistet und beschrieben haben.

Wir beginnen mit einer Skulptur, die zwar mitten in der Innenstadt steht, aber von vielen unbeachtet bleibt, weil sie nicht unbedingt dort zu finden ist, wo sich die Duisburger heute in ihrer City tummeln.

Am-Rabbiner Neumark-Weg an der Stadtmauer ist 1974 ein Mahnmal zum Gedenken an die Duisburger Synagoge und an die Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aufgestellt worden. Es stammt aus der Hand von Hans-Jürgen Breuste, gebürtiger Hannoveraner, der 2012 in seiner Heimatstadt im Alter von 79 Jahren starb.

Breuste absolvierte nach dem Krieg zunächst eine Maurerlehre und arbeitete acht Jahre in diesem Beruf, bevor er sich 1956 auf seine Kunst konzentrierte. Von 1976 bis 1978 hatte er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste in Münster, erhielt 1980 einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Hannover und folgte 1991 einem Ruf als Lehrbeauftragter an die Internationale Sommerakademie der Bildenden Kunst in Salzburg.

Das 1974 erworbene Kunstwerk für den Rabiner-Neumark-Weg befindet sich im Eigentum der Stadt Duisburg. Es zählt zu einer Reihe von Objekten, die an die Opfer der Widerstandsbewegung gegen Gewaltherrschaft sowie an das Leid der jüdischen Bevölkerung erinnern sollen. Manass Neumark, nach dem der Weg benannt ist, war der erste Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Duisburg und wurde 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Die Skulptur, die an ihn, an sein Schicksal und an das tausender anderer im Dritten Reich in Duisburg ermordeten Juden erinnert, besteht aus Eisen und ist etwa vier Meter hoch. Sie hat einen Durchmesser von 1,50 Metern und zeigt einen stilisierten Käfig. Die fünf oben, in der Mitte sowie unten durch waagerechte Stäbe verbundenen Stangen haben aus dem Blickwinkel des Betrachters nach vorne eine leichte Öffnung. Zu erkennen sind oben und unten angebrachte Schlösser. Der schmale Spalt zwischen den zusammengebogenen Rändern des Gitters soll den endlich freigewordenen Weg in eine neue Zukunft symbolisieren. Vor zehn Jahren wurde das Kunstwerk komplett erneuert: Es hat zu keinem Zeitpunkt an Aktualität verloren. Auch wenn die Synagoge heute einige hundert Meter weiter am Innenhafen steht - die alte befand sich einen Steinwurf von dem Mahnmal entfernt - erinnert es noch immer an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.

HILDEGARD CHUDOBBA

(RP)
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