Duisburg Ein Bonner auf den Spuren von Hüsch

Duisburg · Volker Weininger begeisterte die Jury und das Publikum gleichermaßen und sicherte sich den ersten Preis des Kabarettwettbewerbs "Das schwarze Schaf".

 Nicht zu übersehen, warum der Preis des Kabarett-Wettbewerbs "Das Schwarze Schaf" heißt: In diesem Jahr nahm Volker Weininger den Preis mit nach Hause.

Nicht zu übersehen, warum der Preis des Kabarett-Wettbewerbs "Das Schwarze Schaf" heißt: In diesem Jahr nahm Volker Weininger den Preis mit nach Hause.

Foto: Brandt

Das sei schon ein wenig absurd, wenn in nur 30 Minuten Entscheidungszeit acht Jurymitglieder darüber entscheiden sollen, wer von den sechs Aspiranten denn nun der beste sei, fand Jurymitglied und Kulturjournalist Max Moor am Samstagabend im Theater am Marientor (TaM) beim Finale des Niederrheinischen Kabarettpreises "Das Schwarze Schaf". Am Ende habe die Jury denjenigen zum Sieger gekürt, bei dem sowohl das Timing stimmte und der in der Lage gewesen war, auch aktuelles politisches Weltgeschehen so schnell in seinem Programm umzusetzen, "dass man denkt, das ist schon vier Jahre alt und daher so perfekt".

Durchsetzen und den Titel "Das Schwarze Schaf 2014" abräumen konnte schließlich Volker Weininger, der mit seinem zweiten Soloprogramm "Euer Senf in meinem Leben" sowohl die Jury als auch das Publikum zu begeistern wusste.

Gerade mal 15 Minuten hatte Weininger Zeit, um die Jury von seinen Qualitäten zu überzeugen. Bekannt wurde der Bonner, der ursprünglich Lehrer werden wollte, durch den Kölner Karneval.

Von allen Seiten prasseln Meinungen auf uns herab, jeder ist heutzutage ein Experte - doch brauchen wir das wirklich? Wie viel einfacher war doch die Welt, als die einzigen beiden wirklichen Experten noch Peter Scholl-Latour und die Zahnarztfrau "mit angeheirateter Kompetenz" aus der Perlweiß-Werbung waren! Und warum gibt es Ballettschuhe für Säuglinge? In einem Forum für Eltern habe Weininger neulich die Frage einer Mutter gelesen, ob sie sich Sorgen machen müsse, ihre Tochter sei sechs Monate alt und könne noch nicht richtig sprechen. "Jetzt sag bloß, die schreibt auch noch mit links?", habe er geantwortet.

Doch einfach hatten es die sechs völlig unterschiedlichen und hochtalentierten Finalisten der Jury nicht gemacht. Da war zum Einen Eric Lehmann, der in der Rolle des Dresdner Kleingärtners Uwe Wallisch als "Mitbürger aus Leidenschaft" daherkam. Als "Lebensberaterin Helene Mierscheid" wartete die langjährige Büroleiterin von Berliner Abgeordneten mit vermeintlichen Exklusivinformationen aus dem politischen Zirkel auf.

Der in Duisburg geborene und in Geldern aufgewachsene Till Reiners regte sich als "Wutbürger" über alles und jeden auf und punktete bei Anhängern des schwarzen Humors mit flotten Werbesprüchen für unpopuläre Berufsgruppen: "Organhändler - Wir holen das Beste aus Ihnen raus".

Der dritte Platz ging an das Duo Simon & Jan, das mit bösen Liedtexten angetreten war, gepaart mit einem Auftreten, als könnten sie keiner Fliege was zuleide tun. Zweiter wurde René Sydow mit Ausschnitten aus seinem Programm "Gedanken! Los!", in dem es um wasserdichte Handys oder Google ohne Hupf ging, um Konsum, Fortschritt und Macht. "Kabarett ist nicht da, wo am lautesten gelacht, sondern wo am lautesten gedacht wird!", so die Überzeugung des Film- und Fernsehwirts.

Es sei eine gute Mischung gewesen und bei allen sechs Kandidaten habe man unterschiedliche Ansätze gesehen, gutes Kabarett zu machen, resümierte Max Moor nach der Bekanntgabe des Siegers. "Die Jury hat die drei ausgezeichnet, die es am besten erfüllen konnten. Was nicht heißt, dass die anderen es auch irgendwann lernen werden." Der Sieger des Wettbewerbs erhält ein Preisgeld in Höhe von 6000 Euro sowie eine Gewinnertour durch die niederrheinischen Partnerstädte Emmerich, Duisburg, Krefeld, Moers und Wesel.

(RP)
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