Krupp in Duisburg Ein Blitz, ein Knall - weg war der Hochofen

Duisburg · Zum Finale ein großer Knall. So ist es bei jedem guten Feuerwerk üblich – und genau auf diese Weise brachten auch im September 2000 rund 200 Kilo Sprengstoff den letzten Hochofen der ehemaligen Krupp-Hütte in Rheinhausen zu Fall.

Mr. Softy und Krupp-Hochofen: Sprengungen in Duisburg
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Zum Finale ein großer Knall. So ist es bei jedem guten Feuerwerk üblich — und genau auf diese Weise brachten auch im September 2000 rund 200 Kilo Sprengstoff den letzten Hochofen der ehemaligen Krupp-Hütte in Rheinhausen zu Fall.

Rund 45 Jahre davon war Manfred Bruckschen fast täglich über die Gatherweg-Brücke zu seinem Arbeitsplatz gefahren. Von dort aus konnte man die Silhouette der Hochöfen besonders gut sehen. Dass das irgendwann einmal nicht mehr so sein sollte, konnte und wollte er sich gar nicht vorstellen. Auf der Gatherweg-Brücke stand Bruckschen auch, als die Hochöfen gesprengt wurden. "Da waren etwa 1000 Leute gekommen, um das zu sehen. Bei dem 184 Meter hohen Kamin der Sinteranlage, der mit den drei Krupp-Ringen so etwas wie das Wahrzeichen war, hat die Sprengung beim ersten Versuch nicht richtig geklappt. Der kippte nur und stand dann ganz schief. Die Sprengung musste ein paar Tage später noch einmal wiederholt werden", erinnert sich das ehemalige Betriebsratsmitglied.

Hochofen 4 wird abgerissen
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Hochofen 4 wird abgerissen

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Ein Blitz, ein Knall, 32 000 Liter Wasser, die zeitgleich mit der Hochofen-Sprengung in die Luft gejagt werden, um den Staub zu binden, dann sank knirschend der Koloss, der 23 Jahre lang täglich rund 6000 Tonnen Roheisen geliefert hatte, zu Boden. Auch wenn die Sprengung mit Sicherheit ein imposanter Anblick gewesen sein mag: Jubel und Applaus, wie man es sonst oft erleben kann, wenn irgendwo große Gebäude-Sprengungen die Massen anziehen, habe es jedoch bei der Sprengung der Hochöfen nicht gegeben. "Danach blieb es ganz still. Einige der Männer haben sogar geweint", erinnert sich Bruckschen. Noch heute ist dem gestandenen Mann anzumerken, wie tief ihn das berührt.

Bereits zuvor war das 1974 erbaute und seinerzeit auf 250 000 Tonnen Stahl im Monat ausgelegte Stahlwerk gesprengt und Teile des ehemaligen Walzwerkes abgebaut worden. Die Trümmer des einstigen Stahlwerks wurden eingeschmolzen und wieder zu Stahl verarbeitet. Die Teile des Walzwerks wurden in China wieder aufgebaut und in Betrieb genommen, wo sie vermutlich noch heute ihren Dienst versehen.

Auch rund um den letzten Kruppschen Hochofen gab es vor der Sprengung so einiges zu tun: Hunderte von Blechen mussten mit Hilfe von Brennern zurechtgeschnitten und das Innere entkernt werden. Besonders aufwändig gestaltete sich die Demontage der in der Fachsprache "Cowper" genannten Winderhitzer: Wegen der Asbest-Verseuchung mussten die weithin sichtbaren Türme hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt werden.

Inzwischen ist auf dem 265 Hektar großen Gelände des ehemaligen Krupp-Hüttenwerkes das Logport Logistik-Center entstanden. Krupp hatte das Gelände schließlich für 65 Millionen Mark verkauft, nachdem es fünf Jahre lang brach gelegen hatte. Einige der alten Krupp-Villen der Beamtensiedlung Bliersheim stehen noch.

(RP)
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