Duisburg Eigentlich ganz einfach

Duisburg · Die Bürger können seit gestern zum Sparpaket der Stadt ihre Meinung sagen, Verwaltungsvorschläge bewerten und eigene Ideen ins Netz setzen. Wir haben den Test gemacht.

Morgens um elf scheint sich noch keiner Gedanken über den maroden städtischen Haushalt gemacht zu haben. Zumindest folgt beim Klick auf "Bürgervorschläge" bei allen Themenbereichen der Hinweis, dass noch keine Ideen eingegangen sind.

Dabei ist das Mitmachen fast kinderleicht. Auf der Homepage der Stadt (www.duisburg.de) geht es mit einem erläuternden Text los. Leicht verständlich wird erklärt, dass der Rat der Stadt diese elektronische Form der Bürgerbefragung beschlossen hat und warum überhaupt der Sanierungsplan notwendig ist (um die Landeshilfe mit dem Namen "Stärkungspakt" zu bekommen, muss die Stadt der Bezirksregierung nachweisen, wie es künftig ohne Schulden weitergehen kann).

Ein Link führt zur eigentlichen Startseite mit der Möglichkeit, die Vorschläge der Stadtspitze kennenzulernen. Auch Fragen dazu, wie man sich durchklickt, wie es um den Datenschutz bestellt ist und vor allem, wo man selbst ideenreich den Rotstift ansetzen will, werden schnell beantwortet.

Viel zu lesen

Reichlich Zeit mitbringen muss derjenige, der jeden einzelnen Verwaltungsvorschlag genau studieren will. Auch hier ein Lob für die Autoren, die selbst komplizierte Sachverhalte wie "Versorgungsadministration und Berechnung der Rückstellung und Versorgungsansprüche" einfach erklären. Doch die mehr als 130 Sparvorschläge der Verwaltung sind schon allein wegen der großen Anzahl nicht einfach mal schnell zur Kenntnis zu nehmen. Wer einen Verwaltungsvorschlag bewerten will, kann sofort mitmachen. "Positiv" (grüne Taste) klickt, wer der Argumentation der Verwaltung folgt, "Negativ" (rot), wer anderer Ansicht ist und einen Gegenvorschlag machen will.

Früher Absturz

Nach anfänglichen kleineren technischen Problemen, hatten bis zum Nachmittag 2000 Bürger Bewertungen abgegeben. Mit 22 war die Zahl der Bürgervorschläge zu diesem Zeitpunkt noch vergleichsweise gering. Nach Feierabend änderte sich die Resonanz deutlich. Wer sich am Vormittag allerdings in die Kultur wagte, der bekam schon zu diesem Zeitpunkt das große Interesse zu spüren: Eine Beurteilung der Idee, den Kulturbereich neu zu strukturieren und durch die Beendigung der Opernehe mit Düsseldorf rund sieben Millionen Euro einzusparen, endete im "Absturz". Na, hoffentlich nur ein Anfangsproblem, denn alles andere würde das Bürgerportal ad absurdum führen.

Diejenigen, die der Ansicht sind, dass die Stadtverwaltung doch ehe keine brauchbaren Ideen mehr produzieren kann, nachdem sie schon seit Jahrzehnten den Rotstift immer wieder ansetzt, gelangt über den Link "Vorschlag einreichen" auf eine Seite, auf der er seinen persönlichen Daten angeben muss und ein Feld mit eigenen Ideen füllen kann. Achtung: V or dem Absender kann jeder für sich entscheiden, ob die Icee mit seinem Namen oder anonym auf der Internetseite unter Bürgervorschläge veröffentlich werden soll.

Die Tatsache, dass gestern zur Mittagszeit bereits der Hinweis auf der Bürgerportalseite erschien, es könne aufgrund der großen Teilnahme zu Verzögerungen bei Versand der Bestätigungsmails kommen, sollte nicht überbewertet werden. Denn zumindest zu diesem Zeitpunkt lief es (abgesehen von der Kultur) ziemlich zügig. Nachlesen ließen sich die Ideen jedoch anfangs nicht, was wohl auf kleinere technische Probleme zurückzuführen ist. Aber schließlich betreten die IT- und Marketingexperten der Stadt hier Neuland.

Von den rund 2000 Bewertern der ersten Stunden gab übrigens eine deutliche Mehrheit den Verwaltungsvorschlägen "grünes" Licht, stimmte also den Überlegungen der Dezernenten zu.

(RP)
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