Duisburg Earport - eine Freundschaftsbegegnung mit den Künsten

Duisburg · Zum siebten Konzert in der Reihe "Crush Hour" und zur Eröffnung einer Ausstellung über Freundschaft, die bis Ende Juni läuft, lud jetzt der Veranstalter "EarPort" in den Duisburger Innenhafen. Wieder einmal erwies sich dieser Ort als kongeniales Bindeglied für experimentelle Musik und die Begegnung zwischen den Künsten. Garanten für derartige außergewöhnliche Veranstaltungen sind die beiden "EarPort"-Betreiber, die Duisburger Komponisten und Performer Gerhard Stäbler und Kunsu Shim. Unter dem Titel "Best Friends" hatten sie Künstlerkollegen und -freunde eingeladen, einen Vormittag mit einem abwechslungsreichen Konzert- und Ausstellungsprogramm für Freunde des "EarPort" und solchen, die es noch werden wollen, auszugestalten. Mit dabei neben den zwei Hausherrn, waren drei Mitglieder vom Ensemble "Crush" sowie die japanische Zeichenkünstlerin Harue Nonaka und der deutsche Fotograf Wilfried Krüger.

Während die langgestreckte Wandfläche des Veranstaltungsraums -zig Zeichnungen, Mangas, Briefe und Fotos von Nonaka zieren, hängen an den jeweiligen Kopfseiten Fotografien ihres letztjährig verstorbenen Ehemannes Ichiro Kajiki beziehungsweise die des in Wuppertal lebenden Fotokünstlers Krüger. "Krügers Arbeiten", so Shim in seiner Begrüßung, "schaffen Weitblick. Ein Teich bleibt bei ihm nicht nur ein Teich, sondern wird zu einem See - ja ein ganzes Meer sogar." Und auch Freundschaft sei in diesem Sinne abstrahierbar: "Freundschaft hat nämlich viele Facetten." Insofern wolle das Programm auch keine musikalischen Zusammenhänge herstellen, sondern allein das Thema Freundschaft sei die Verbindung, sagte Shim.

Trotz allem war das insgesamt elf Werke umfassende Musikprogramm durch die dreiteilige Doppelkomposition "Zwei Halbmonde" (für zwei Spieler) und "12 Events" (für Klavier) von Shim konzeptionell eingerahmt. Während Jongin Moon die Tasten am Flügel teils nur ertastet, korrespondieren die Töne der Spieler Karin Nakayama an der Violine und Kyusang Jeong auf der Klarinette wie Worte zwischen Liebenden. Als eine Art melodische Zäsur erklang zur Programmmitte Claude Debussys berühmter dritter Satz aus der "Suite Bergamasque" von 1890 "Clair de Lune" als Version für Violine und Klavier.

Dass "Freundschaft" und "Freude haben" zuweilen zwei Seiten einer Medaille sein können, bewiesen die Mitwirkenden mit zwei Werkvorträgen sogenannter Fluxus-Künstler: Sowohl bei Mieko Shiomi und "Boundry Music" (1963) als auch bei George Brecht und seinen "Event-Objekten" (Anfang der 1960er Jahre) agierten die Performer Gerhard Stäbler und Kunsu Shim zusammen mit dem "Crush"-Trio das Publikum durchaus belustigend.

Wenn nämlich Gerhard Stäbler mit einem lauten "Wow" Zitronen in den Raum rollen lässt, während der Klarinettist eine Tube mit gelber Paste auf einem Stuhl ausdrückt und Shim zum Schluss einen knallroten Stofffetzen in die Szene wirft, hat das Ganze schon etwas Komisches: ganz im Sinne des Fluxus-Gedankens: Fluxus ist Spaß und Bewusstseinserweiterung, Fug und Unfug.

(RP)
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