Duisburg Durchbruch für die Aleviten

Duisburg · Rheinhausen (JN) Für die Alevitische Gemeinde Deutschland ist die Einführung des alevitischen Religionsunterrichts an der Lise-Meitner-Gesamtschule eine "historische Errungenschaft". "Die Schüler haben jetzt Möglichkeiten, die meine Generation und die unserer Großeltern leider nie hatten", erklärte gestern Ali Ertan Toprak, stellvertretender Bundesvorsitzender der Alevitischen Gemeinde Deutschland. Damit hätten die Aleviten in Deutschland die Chance, anders als in ihrem Heimatland, der Türkei, ihre Religion frei auszuüben. "In der Türkei wird unser Glaube nicht anerkannt. Dort gibt es keine Glaubensfreiheit", so Toprak. Für Schulministerin Sylvia Löhrmann ist die Einführung des neuen Unterrichtsfachs nicht nur ein wichtiger Schritt in Richtung Integration, sondern auch wichtig für die Identitätsprägung der alevitischen Schüler. "Wenn die Eltern wollen, dass ihre Kinder nach ihrem Glauben erzogen werden, dann ist das richtig. Dabei ist es egal, ob das der evangelische, der katholische oder der alevitische Glaube ist."

Der alevitische Glaube ist in Deutschland nach Artikel 7 Absatz 3 des Grundgesetzes anerkannt. In der Türkei wurden die Aleviten lange Zeit verfolgt. Dort gilt der sunnitische Islam als einzig anerkannte Glaubensrichtung.

Das Alevitentum ist eine Menschen bezogene Religion. Die Aleviten beten nicht in Moscheen und legen den Koran nicht wörtlich aus. Rituale wie den Ramadan, die Scharia oder das tägliche Gebet erachten sie als irrelevant. Ihre liberale Auffassung unterscheidet sie von den Sunniten. Die Aleviten sehen sich als humanistische und weltoffene Glaubensrichtung. Sie stehen nach eigenen Aussagen für die Glaubensfreiheit, die Einhaltung der Menschenrechte und die Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft.

(RP)
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