Abschiebung 1000 Duisburger wollen für Bivsi Rana demonstrieren

Duisburg · Gemeinsam mit der städtischen Politik wollen Eltern und Schüler die nach Nepal abgeschobene Familie Rana nach Deutschland zurückholen. Ein Schüler-Visum und ein "humanitäres" Visum sollen beantragt werden.

 Der Eingang des Steinbart-Gymnasiums in Duisburg. Hier ging Bivsi zur Schule.

Der Eingang des Steinbart-Gymnasiums in Duisburg. Hier ging Bivsi zur Schule.

Foto: Christoph Reichwein

Hat die 14-jährige Bivsi Rana, die am 1. Juni vor den Augen ihrer Mitschüler des Steinbart-Gymnasiums von der Ausländerbehörde abgeholt wurde, eine Chance wieder nach Deutschland zurückzukehren? Eine Initiative, zusammengeschlossen aus Duisburger Eltern und Schülern, reichte am Donnerstag eine Petition an den Ausschuss des Landtages ein und diskutierte anschließend mit der örtlichen SPD über Pläne, das Mädchen aus Nepal zurückzuholen.

 Bivsi Rana (14) wurde am 29. Mai von der Ausländerbehörde aus dem Unterricht abgeholt und mit ihren Eltern nach Nepal abgeschoben, obwohl sie in Duisburg geboren ist.

Bivsi Rana (14) wurde am 29. Mai von der Ausländerbehörde aus dem Unterricht abgeholt und mit ihren Eltern nach Nepal abgeschoben, obwohl sie in Duisburg geboren ist.

Foto: rana

Rund 36.000 Menschen hatten zuvor bereits eine Online-Petiton unterschrieben. Oberbürgermeister Sören Link hat indes angekündigt, sich persönlich dafür einzusetzen, dass Bivsi in Deutschland ihren Schulabschluss machen kann.

Das Mädchen ist in Deutschland geboren. Die Eltern flohen 1998 aus Nepal nach Duisburg, der Vater arbeitete in einem Essener Sushi-Restaurant als Koch. Den Asylantrag haben die Behörden erstmals vor 15 Jahren abgelehnt; nach dem Bundesamt für Migration sagten auch ein Verwaltungsgericht und ein Oberverwaltungsgericht "Nein". Aus Angst vor dem Bürgerkrieg in Nepal, hatten die Eltern bei der Einreise eine falsche Identität genannt, der Vater soll dies im Jahr 2012 bei der Duisburger Ausländerbehörde richtiggestellt haben. Zuletzt lehnte eine Härtefall-Kommission des Landes NRW den Antrag auf Asyl der Familie ab.

Am ersten Junimorgen schlugen die Beamten der Ausländerbehörde am Steinbart-Gymnasium auf. Kurz vorher, gegen halb zehn, habe er einen Anruf von der Ausländerbehörde bekommen, erinnert sich Schuleiter Ralf Buchthal. Er und zwei Kollegen holten die Schülerin aus ihrer Klasse und erklärten ihr, dass sie gleich abgeholt und mit ihren Eltern gemeinsam zum Flughafen gebracht werde.

Mit der Petition fordern Schüler und Eltern, dass Bivsi und ihre Eltern nach Deutschland zurückkehren dürfen. "Mit welcher sinnvollen Begründung stößt unsere Gesellschaft eine Familie von sich, die sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten vorbildlich eingefügt hat?", fragt Stephan Kube, Schulpflegschaftsvorsitzender des Steinbart-Gymnasiums. Es sei nicht tolerierbar, ein Kind, welches in Deutschland geboren, aufgewachsen und und tief verwurzelt ist, wegzustoßen.

Am Sonntag wird Bivsi 15 Jahr alt. Damit hätte sie, nach Paragraf 25a, einen Antrag auf Bleiberecht stellen können. Der Antragssteller muss mindestens sechs Jahre in Deutschland leben, sich positiv integriert haben und mindestens sechs Jahre eine deutsche Schule besuchen. "Bivsi hätte alle Anforderungen erfüllt", sagt Kube, "das soll keine Verschwörungstheorie sein, aber ich glaube, der Fall wurde ganz bewusst so abgewickelt."

Über Politik und Schulpfelgschaft soll ein Schüler-Visum beantragt werden, das für die Zeit der Ausbildung den Aufenthalt genehmigt. Doch die "Wiedereinreisesperre", die eine Abschiebung häufig beinhaltet, könnte einen Strich durch die Rechnung machen.

Die zweite Möglichkeit wäre ein "humanitäres" Visum, wie Felix Banaszak, ehemaliger Schüler des Steinbarts und Vorstandssprecher der Grünen Duisburg, es nennt. In einem ähnlichen Fall wurde 2011 zugunsten einer vietnamesichen Familie aus Niedersachsen entschieden. Dennoch müssten für die Ranas humanitäre Gründe wie Armut, Hungersnot oder Obdachlosigkeit vorliegen, um ein Visum zu erhalten. "Wir wollen wissen, ob alle Mittel und Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, um Bivsi und ihre Eltern hier zu behalten", sagt Banaszak.

Am Montag demonstrieren Schüler und Eltern für die Familie. 1000 Menschen werden bei der Tour vom Steinbart-Gymnasium zum Rathaus erwartet. "Die anfängliche Trauer der Schüler wandelt sich in Kampfbereitschaft um", sagt Steinbart-Schülersprecherin Sarah Habibi, "Bivsi kann sich auf uns verlassen, wir haben sie noch nicht vergessen." Die Demo startet um 16 Uhr.

(laha)
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