Duisburg Oberbürgermeister: Seeling und Krings waren Ehrenamtler

Duisburg · Am 24. September wird - neben Bundestagswahl und Bürgerentscheid - auch Duisburgs künftiger Oberbürgermeister gewählt. Das Amt hat sich im Laufe der Jahre verändert. Ein Rückblick auf die Repräsentanten der Stadt Duisburg.

 Josef Krings

Josef Krings

Foto: Stadtarchiv Duisburg

Zwei Straßennamen erinnern an zwei bedeutende Oberbürgermeister der Stadt: Karl Lehr und Karl Jarres. Diese beiden Persönlichkeiten prägten von 1879 bis 1933 die Stadt Duisburg.

Karl Lehr (1842 bis 1919) war von 1879 bis 1914 im Amt. In der Wirkungszeit des Juristen wandelte sich Duisburg von der eher kleinen Provinzstadt zur Großstadt mit regem Handel, ausgedehnten Industrieanlagen und stark wachsender Bevölkerung. Karl Jarres (1874 bis 1951) leitete die Stadt Duisburg während des Ersten Weltkriegs bis zu Beginn der Nazizeit. Jarres war von 1923 bis 1925 nicht nur Duisburgs Oberbürgermeister, sondern auch Reichsinnenminister und Vizekanzler. 1933 wurde Jarres von der NSDAP seines Amtes als Oberbürgermeister enthoben. Was damals als Schmach galt, gilt heute als Zeichen von Integrität.

 August Seeling

August Seeling

Foto: Stadt Duisburg

Lehr und Jarres waren zweifellos bedeutende Oberbürgermeister. Ihre unmittelbaren Nachfolger: Dr. Ernst Keller, der nur ein Jahr im Amt war (1933 bis 1934), August Dillgarth (1934 bis 1937) und Hermann Freytag (1937 bis 1945) stehen lokalgeschichtlich in ihren Schatten. Wobei besonders Hermann Freytag wegen seiner inhumanen nationalsozialistischen Haltung ins Schwarzbuch der Geschichte gehört. Interessant ist der Rückblick auf diese frühen Duisburger Oberbürgermeister nicht zuletzt deshalb, weil sie, genau wie es heute wieder der Fall ist, Verwaltungschef und Repräsentant der Stadt in Personalunion waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das anders: Die von den Briten am 1. April 1946 erlassene "Revidierte Deutsche Gemeindeordnung" führte zu einer Trennung der Ämter des Verwaltungschefs und des obersten Repräsentanten der Stadt.

Heinrich Weitz (1890 bis 1962), der von den Amerikanern am 16. April 1945 als Oberbürgermeister eingesetzt worden war, wurde am 1. April nach der neuen britischen Gemeindeordnung der erste politische Oberbürgermeister der Stadt Duisburg. Gustav Klimpel wurde an dem Stichtag zum Oberstadtdirektor gekürt. Diese Ämteraufteilung galt in Duisburg bis 1997. Josef Krings war der letzte Duisburger Oberbürgermeister, dem ein Oberstadtdirektor als Verwaltungschef zur Seite stand und der ehrenamtlich an der Stadtspitze stand. Die vergleichsweise bescheidenen Gelder, die die Oberbürgermeister bis einschließlich Josef Krings bekamen, waren lediglich Aufwandsentschädigungen.

 Karl Lehr

Karl Lehr

Foto: Stadt Duisburg

Obwohl Duisburgs Oberbürgermeister von 1945 bis 1997 viel weniger "Macht" hatten, als die meisten Duisburger annahmen, waren sie gewiss nicht einflusslos. Im Rückblick hatte wohl jeder seine Verdienste. Heinrich Weitz war beim Wiederaufbau der Stadt und bei den Verhandlungen mit den Besatzungsmächten wichtig. Er gab sein Amt als Oberbürgermeister auf, um Finanzminister von NRW zu werden. Dr. Leo Storm war nur kurz von September 1947 bis November 1948 Oberbürgermeister, doch war der spätere Direktor der Bergwerksgesellschaft Walsum als Gründungsmitglied der CDU Duisburg viele Jahre politisch aktiv. Etwas verblasst ist heute die Erinnerung an Arnold Masselter (1922 bis 1984), der von 1969 bis 1974 als Oberbürgermeister im Amt war und dessen Name mit der Einrichtung der Sechs-Seen-Platte als Naherholungsgebiet verbunden ist.

 Karl Jarres

Karl Jarres

Foto: Stadt Duisburg

August Seeling und Josef Krings waren zweifellos die wichtigsten politischen Duisburger Nachkriegsoberbürgermeister. Seeling (1906 bis 1998) war von 1948 bis 1969 im Amt. Er hat das Gesicht der Stadt Duisburg nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend geprägt. Seeling versuchte stets, die Bereiche Wirtschaft, Soziales und Kultur miteinander in Einklang zu bringen. Nicht zuletzt deshalb bezeichnete sein Nachfolger Josef Krings, der von 1975 bis 1997 im Amt war, Seeling als sein Vorbild.

In Seelings Amtszeit fiel beispielsweise die Gründung der Deutschen Oper am Rhein, wobei viele die Struktur als Zweistädte-Institut (von Düsseldorf und Duisburg) gerade heutzutage als zukunftsweisend sehen.

Legendär ist Josef Krings Begründung für die Etablierung des Filmforums: Er las damals einfach die aktuellen Kinofilme aus den Zeitungsinseraten vor. Krings war es auch, der sich bei der Rheinhausenkrise auf die Seite der Stahlarbeiter stellte. Seeling und Krings konnten kraft ihrer Persönlichkeit mehr bewirken, als eigentlich in ihrem Ehrenamt angelegt war. Josef Krings blieb auch lange nach seiner Amtszeit für viele Duisburger und auch Nicht-Duisburger ein Repräsentant der Stadt und wichtiger Ratgeber. Nach Josef Krings folgten Bärbel Zieling (1997 bis 2004), Adolf Sauerland (2004 bis 2012) und Sören Link (seit 2012) als Amtsträger, die zugleich oberste Repräsentanten der Stadt und Verwaltungschefs sind.

Josef Krings, der sich heute aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen hat, setzte sich übrigens kurz vor seiner Amtsaufgabe und ohne persönliche Ambitionen dafür ein, dass seine Nachfolger nach dem heute wieder gültigen Modell gewählt werden.

Dieses Modell entspreche mehr den Vorstellungen der Bürger einer Stadt, sagte er damals.

(pk)
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