Duisburg Duisburger Kanalsystem ist mit Starkregen überfordert
Duisburg · Wegen starker Gewitter mit heftigen Regenfällen liefen in der Stadt auch gestern wieder Keller und Straßen voll.
Es hört einfach nicht auf. Nachdem bereits am Dienstag nach heftigen Gewittern mit starken Regenfällen überall in der Stadt Keller und Straßen überflutet wurden, öffnete der Himmel auch gestern seine Schleusen. Vor allem den Süden und den Westen der Stadt traf es heftig. Bis zum Nachmittag waren ständig Sirenen zu hören.
Das große Problem: Duisburgs Kanalisation kann Wassermassen wie die von Dienstag und gestern (bis zu 65 Liter pro Quadratmeter) nicht schlucken. "Dafür können nicht alle Kanäle ausgelegt sein. Das kann sich keine Kommune leisten", so Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe (WBD). Die sind für das 1700 Kilometer lange Duisburger Kanalnetz zuständig.
Über 240 Einsätze zählte die Feuerwehr alleine am Dienstag, und auch gestern waren bis zu 200 Kräfte von Feuerwehr, Deutschem Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk unterwegs.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) prognostiziert weitere Gewitter und Starkregen für die kommenden Wochen. Wassermassen, für die sich das Kanalnetz nur bedingt wappnen kann. Für die Abwasserkanäle der Stadt gibt es klare technische Normen und alle 15 Jahre Generalentwässerungspläne. Sie legen die Kapazitäten der Stadtentwässerung fest, mit Bemessungsgrundlagen auf 20-jährige Regenereignisse berechnet. "Die Anforderungen sind größer geworden", heißt es bei den Wirtschaftsbetrieben. Nach und nach werden bei Instandsetzungen größere Kanäle verlegt, wie auf der Herzogstraße in Walsum. Oder am Karl-Lehr-Tunnel. Der lief Dienstag dennoch wieder voll.
Für Duisburgs Kanalisation und Bäche gibt es im Übrigen auch ein eigenes Hochwassermanagement. Und Studien, unter anderem von der Emschergenossenschaft, wie mit den zunehmenden Starkregenfällen umzugehen ist. Größere, aber teure Kanäle, sind eine Lösung, unproblematische Überflutungsgebiete eine andere.
"Das wird uns noch zehn Jahre beschäftigen", sagte der WBD-Chefentwässerer Hans-Peter Becker schon 2016 zum Starkregenproblem, als der Pootbach in Neudorf überraschend nach einen extremen stationären Starkregen über die Ufer getreten war. Andere Bäche wie Angerbach, Rahmer Bach oder Dickelsbach haben die Hochwasserexperten im Auge. Und die bis zu 60 Tief-Stellen an Straßen in der Stadt.
"Viele Eigentümer wissen immer noch nicht, dass sie Regenrückstauklappen einbauen können", so WBD-Sprecherin Kersken. Technische Möglichkeiten gegen emporschießende Gullydeckel sieht sie nicht: Die gusseisernen Gitter müssten regelmäßig für die Reinigungen geöffnet werden. Und fraglich sei, ob lösbare Klammern überhaupt dem Wasserdruck standhalten.
Episode am Rande: In den Fluten vollgelaufener Straßen, etwa am Karl-Lehr-Tunnel, verloren einige Autofahrer ihre Kfz-Kennzeichen. Auf Twitter hilft die Polizei jetzt bei der Suche nach dem Motto "Kennzeichen sucht Auto". Wer sein Schild vermisst, meldet sich unter Tel. 0203 280-0.