Duisburger Geschichten und Geschichte Der Kampf um die Marke „Eau de Cologne“

Duisburg/Köln · Edle Duftwasser waren schon immer äußerst heiß begehrte Produkte. Schwarzmarkt, Fälschungen und Produktpiraterie gehören damit unweigerlich zur Geschichte der wohlriechenden Düfte.

 Die Eau-de-Cologne-Collage zeigt oben das Farina-Haus mit dem Gründer – darunter das „Dufthaus 4711“.

Die Eau-de-Cologne-Collage zeigt oben das Farina-Haus mit dem Gründer – darunter das „Dufthaus 4711“.

Foto: Harald Küst

„Diebe stehlen Parfüm im Wert vom 250.000 Euro“, lautete eine RP-Schlagzeile vom 13. Februar 2020. In Duisburg hatten unbekannte Täter eine Lkw-Ladung Parfüm umgeladen und flüchteten unerkannt. Warum sind Flakons so ein beliebtes Diebesgut? Markenparfüms sind wertvoll und lassen sich auf dem Schwarzmarkt und im Netz einfach verkaufen.

Duftstoffe faszinierten die Menschen bereits im Altertum. Die Geschichte des Parfüms von der Antike bis zur Moderne zeigt das Parfümerie-Museum in Grasse (Südfrankreich). Am Anfang entstanden Gerüche durch das Verbrennen von Weihrauch, Myrrhe oder Sandelholz im Zusammenhang mit Kulthandlungen. Ursprünglich nur Göttern und Herrschern vorbehalten, wurden die schönen Düfte später für die Herstellung von Parfüm genutzt. Essenzen für die Herstellung gewann ein Parfümeur aus Rosen, Balsam, Lilien und Lavendel. Pflanzliche Auszüge und tierische Produkte wie Ambra, Moschus oder Zibet dienten bis ins frühe 19. Jahrhundert ausschließlich der Parfümherstellung. Der hohe Duftstoffanteil der Parfüms lag bei etwa 15 bis 20 Prozent.

Aus Italien brachte Giovanni Maria Farina (1685-1766) die Kunst der Alkoholdestillation nach Köln. Das frische und spritzige Farina-Duftwasser basierte nicht auf Moschusessenzen, sondern setzte auf Zitruskomponenten als Kopfnote. Der Duftstoffanteil war mit drei bis fünf Prozent  vergleichsweise gering. Damit gelang dem 24-Jährigen 1709 die Kreation eines „Eau de Cologne“,  eine geheime Rezeptur aus Zitrone, Lavendel, würzigem Rosmarin, gelöst in 85-prozentigem Alkohol.  So entstand das älteste noch bestehende Parfümunternehmen der Welt 1709 in Köln. Das „Wunderwasser“ wurde zum Lieblingsduft der Fürsten und Promis. Zu Farinas Kunden gehörten die Kaiserin Elisabeth, der Kölner Kurfürst Clemens August und der Dichterfürst Goethe. Nach dem Tod seines Bruders führte Johann Maria das Geschäft ab 1733 unter seinem Namen und am neuen Ort – Obenmarspforten 23, gegenüber dem Jülichs-Platz – fort. Die Kurzform dieser Adresse – „Farina gegenüber“– wurde ein Markenzeichen.

Das echte Kölnisch Wasser mit dem Namen Farina war so begehrt, dass zahlreiche Nachahmer auftauchten, die unter diesem Namen firmierten. Damals gab es keinen gewerblichen Rechtsschutz. So konnten Produktpiraten ungehindert zur Sache gehen. Der junge Kölner Kaufmann Wilhelm Mülhens witterte anlässlich seiner Hochzeit  die Chance, ins Parfümgeschäft einzusteigen. Die Legende besagt, dass der Kartäusermönch, Franz Carl Ge­re­on Ma­ria Fa­ri­na (1764-1821), dem Bräutigam Mülhens und seiner Braut als Hochzeitsgeschenk eine geheime Rezeptur zur Herstellung der „aqua mirabilis“ überreichte, des späteren Eau de Cologne. Der umtriebige Wilhelm Mülhens stellte das „Wunderwasser“ in einer kleinen Manufaktur in der Glockengasse her. Das Haus erhielt während der französischen Besetzung Kölns die Nr. 4711. Diese Ziffernfolge sollte später zur Weltmarke aufsteigen.  Gesichert ist, dass Mülhens 1803 mit einem gewissen Franz Carl Farina die Nutzung der Farina-Namensrechte vertraglich vereinbarte, der aber mit der „Gegenüber“-Familie nichts zu tun hatte, „um dem plagiativen Firmennamen einen Anschein von Berechtigung zu verleihen“, so das Deutsche Patentamt. So kam es immer wieder zu Namensrechtklagen.

Der Kampf um den Markenamen begleitete die Farina-Geschichte. Das Familienuternehmen wurde zum Vorreiter des ersten Markenschutzgesetz. Erst 1873 durfte Mülhens den Namen Farina nicht mehr nutzen.  Der nannte daraufhin sein Kölnisch Wasser „4711“ – nach der Hausnummer des Firmensitzes in der Glockengasse in Köln – und ließ den Namen schützen. Mülhens Nachfolger (u.a. Ferdinand „De Naas vun Köl­le“) machten den Duft-Klassiker mit einem neuen Etikett und Flaschendesign zur Weltmarke. Der Nachahmer wurde schließlich bekannter als das Original: Bei „Eau de Cologne“ denken heute die meisten an „4711“. Die Traditionsmarke gehört seit 2006 zum Parfümhaus Mäurer & Wirtz. Das Familienunternehmen Farina sicherte sich derweil die Wortmarke „Farina 1709 Original Eau de Cologne“. Markenzeichen ist eine rote Tulpe. Beide Produkte haben auch heute in Duisburg einen guten Klang: „Dat Wasser von Kölle is jot.“

Zum Weiterlesen: Die Biografien der Unternehmerfamilien Farina und Mülhens findet man unter www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten. Autorin der Biografie Johann Maria Farina ist Astrid Küntzel. Autorin der Biografie der Unternehmerfamilie Mülhens ist Gabriele Oepen-Domschky.

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