Neues Einsatzleitfahrzeug Quantensprung für Duisburgs Feuerwehr

Duisburg · Rund 100.000 Einsätze fährt die Duisburger Feuerwehr pro Jahr, in mehr als 90 Prozent der Fälle im Rettungsdienst. Etwa 50-mal rückt dabei auch der Einsatzleitwagen (ELW) aus. Duisburgs neuer ELW ist einer der modernsten Europas.

 Der neuen Einsatzleitwagen hat rund 816.000 Euro gekostet.

Der neuen Einsatzleitwagen hat rund 816.000 Euro gekostet.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Nicht ohne Stolz stellten Feuerwehr-Chef Oliver Tittmann, Abteilungsleiter Jörg Helmrich und der für Feuerwehr zuständige Dezernent Ralf Krumpholz am Freitag den neuen „ELW 2“ vor. Letztlich kommt das 816.000 Euro teure Gefährt vielleicht fünfmal im Jahr „richtig“ zum Einsatz – in allen anderen Fällen kann er wieder in die Feuerwache an der Wintgensstraße in Duissern zurück. Wenn er aber wirklich gebraucht wird, dann geht es meist auch um schlimme Unglücke oder Gefahrenlagen: Großbrände, Katastropheneinsätze wie bei der Gefahr von Deichbrüchen bei Hochwasser oder bei Unfällen in Chemiewerken. „Im vergangenen Jahr war unser Einsatzleitwagen unter anderem bei dem Feueralarm im Sana Klinikum – das sich später als nicht so schlimm herausstellte – und der Sprengung des Weißen Riesen im Einsatz“, erinnert sich Oliver Tittmann. Auch bei „Großlagen“ in anderen Städten, wie etwa beim Hochwasser in Magdeburg 2013 oder beim Brand des Compo-Werks in Krefeld 2012.

Der über elf Meter lange und 2,50 Meter breite Wagen wird im Bedarfsfall von zwei Kräften der Leitstelle der Feuerwache zum Einsatzort gefahren. Was dann passiert, beschreibt Jörg Helmrich als „Chaosphase“: Die Lage ist unklar, die Beteiligten – neben der Feuerwehr auch die Polizei, THW oder andere Hilfsorganisationen, Vertreter der Stadt – müssen erst einmal die Lage sondieren, um das weitere Vorgehen festzulegen. Dazu gibt es im Einsatzleitwagen einen Besprechungsraum mit höhenverstellbarem (Steh-)Tisch und einem riesigen Monitor, der ein Bild des Unglücksortes aus der Vogelperspektive zeigt. Auch auf der Außenseite gibt es einen Monitor, auf dem weitere Einsätzkräfte informiert werden können.

In einem weiteren Raum befinden sich gleich drei digitale Funkplätze, über die die Kommunikation läuft. Fällt das Funknetz aus, wird der Datentransfer über 19 Antennen auf dem Dach gewährleistet. Im Einsatzfall wird zwei Mitglieder der Sondereinheit Fernmeldedienst der Freiwilligen Feuerwehr dort eingesetzt. Digitalen Funk nutzt die Duisburger Feuerwehr bereits seit eineinhalb Jahren. Moderne Server und WLAN erlauben internen und externen Einsatzkräften, ihren Laptop schnell und unkompliziert zu nutzen. Insgesamt wurden rund sieben Kilometer Kabel verbaut.

Die Planungs-, Entwicklungs- und Bauzeit betrug zwei Jahre. Die Nachrichtentechniker, Computerexperten und Fahrzeugfachleute Walter Schlüter, Marc Böing, Frank Schmehl und Achim Schulten, selbst erfahrene Einsatzleiter, tüftelten monatelang, bis der Plan für den Bau stand. Als Fahrgestell dient ein Scania P320, insgesamt ist der ELW 2 rund 15 Tonnen schwer, hat 320 PS.

Der bisherige Einsatzleitwagen ist fast 20 Jahre alt, wird aber auch weiter noch zum Einsatz kommen. Nur ein Umrüsten auf die moderne Technik kommt für dieses Fahrzeug nicht mehr in Betracht.

 Feuerwehrchef Oliver Tittmann (v.l.) , Jörg Helmrich, Abteilungsleiter der Feuerwehr, und Dezernent Ralf Krumpholz im neuen Leitwagen.

Feuerwehrchef Oliver Tittmann (v.l.) , Jörg Helmrich, Abteilungsleiter der Feuerwehr, und Dezernent Ralf Krumpholz im neuen Leitwagen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Jetzt heißt es für die Feuerwehrleute erst einmal lernen. Denn erst wenn rund 100 Mitarbeiter im Umgang mit der Technik und dem neuen Fahrzeug vertraut sind, kann es auch im Ernstfall zum Einsatz kommen. Für die Feuerwehr Duisburg bedeutet der neue Wagen einen echten Quantensprung.

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