Duisburger Akzente Tanztheater „High Field“ mit Hindernissen
Duisburg · Während die Premiere der Tanztheater-Uraufführung von Max Bilitza bei den 43. Duisburger Akzenten verschoben werden musste, gab es stattdessen eine Durchlaufprobe in der Tanzwerkstatt Ulla Weltike.
Für Dienstag angekündigt war zwar die Premiere der Uraufführung von „High Field“ in der Kulturkirche Liebfrauen, doch sie musste seitens des Veranstalters kurzfristig verschoben werden. Als neuen Premierentermin kündigten die Kulturbetriebe Duisburg/Festivalbüro den Sonntag, 8. Mai im Theater der Stadt Duisburg an. Die bereits gekauften Karten würden aber ihre Gültigkeit behalten bzw. könnten alternativ zurückgegeben werden, erklärte der Künstlerische Leiter des Akzente-Tanzprojektes, Max Bilitza, im Namen des Veranstalters nun bei der Durchlaufprobe in der Tanzwerkstatt Ulla Weltike in Neudorf.
Bereits auf dieser Probe wurde deutlich, welche Bildgewalt das gesamte Ensemble auf die Bühne bringt, wenn das feingeschliffene Finish zwischen den „Gewerken“ Tanz und Schauspiel der drei Tänzerinnen, Tanz und Computergrafik der Projektion sowie Tanz und Off-Stimmen der übrigen Mitwirkenden am Premierenabend im Duisburger Theater dann seinen Höhepunkt erreichen wird.
Bilitzas Konzeptionsentwurf, den Duisburger Stadtteil Hochfeld, hier in der englischen Übersetzung „High Field“, als Zirkus-Manege anzulegen, geht von der dramaturgischen Linie her und dem, was man anschließend auf der Bühne davon zu sehen bekommt, vollends auf. Seine gewonnene Erkenntnis im Rahmen seines seit 2021 eigenen Wirkens dort im gleichnamigen Jugend-Kunst-Aktionsraum „High Field“ (die RP berichtete), das Quartier sei wie ein sozialer Zirkus, mit all seinen Träumen, Hoffnungen und Widersprüchen, hat ihn auf die zirzensische Spur gebracht.
Frei nach dem Shakespeare-Zitat „die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler“ hat er die Szene Hochfeld in einen Zirkus verwandelt und diesen „als einen Ort der Begegnung etabliert, der Menschen verschiedenen Alters, unterschiedlicher Herkunft, mit verschiedenen Geschlechtsidentitäten, Überzeugungen und mit beziehungsweise ohne Beeinträchtigungen verbindet“, schreibt Bilitza im Programmheft zu seiner Tanzperformance.
Seine aus Griechenland (Phaedra Pisimisi), Chile (Camila Scholtbach) und Venezuela (Doralisa Reinoso de Tafel) stammenden Tänzerinnen, die die „Max Bilitza Incompany“ bilden, dem in Tschechien geborenen Komponisten Tomas Vtipil, Mateo Covic von der Media Computing Group der Hochschule Rhein-Waal unter der Leitung von Professor Ido Iurgel für die Computergrafik, Dirk Gelbrich für das Lichtdesign sowie 13 Schülerinnen und Schüler des Duisburger Mercator-Gymnasiums als Off-Stimmen bilden Bilitzas ebenso multikulturell zusammengesetztes Projekt-Ensemble.
Gemeinsam erschafft das Team unter Zirkusatmosphäre eine schrille „choreografische Tanz-Installation“ (Bilitza), bestehend aus Menschen, einem Fabelwesen und anderen theatralischen Momenten. Bilitzas Einfall, das in Geschichte, Religion und Aberglauben sowie in den Künsten vieldeutig-symbolisierende Einhorn an der Seite der Tänzerinnen in der Manege agieren zu lassen, schafft Distanz, einen Realvergleich zwischen Theater und dem Stadtteil durch den Betrachter vornehmen zu wollen. Vielmehr verfremdet das Fabelwesen jenen aufkommenden Versuch. Und das ist gut so: Denn Theater ist und bleibt Theater! Es verwirrt und fragt allenfalls, als dass es Antworten gibt.