Heimspiel für den Kabarettisten Wolfgang Treppers sentimentale Publikumsbeschimpfung

Duisburg · Seit 2003 spielt der 1961 in Rheinhausen geborene Wolfgang Trepper seinen jährlichen Jahresrückblick „Dinner for DU“. Inzwischen ist er Wahl-Hamburger und gibt als Kabarettist jedes Jahr mehr als 250 Vorstellungen in ganz Deutschland. Jetzt war es im ausverkauften Grammatikoff am Dellplatz wieder so weit.

 Der gebürtige Rheinhauser tritt inzwischen rund 250 Mal im Jahr auf. In diesen Tagen ist er im Grammatikoff zu sehen.

Der gebürtige Rheinhauser tritt inzwischen rund 250 Mal im Jahr auf. In diesen Tagen ist er im Grammatikoff zu sehen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Wo Trepper draufsteht, ist auch Trepper drin: Wer schon einmal bei „Dinner for DU“ war, für den ist es ein wohliges Ritual mit Elementen, die jedes Jahr dabei sind. Es beginnt gleich mit dem Aspekt der zynischen Publikumsbeschimpfung: „Wer hat dich denn in die erste Reihe gelassen?“, oder später: „Das ist ist hier keine Waldorf-Schule, wo du einfach reinrufen kannst!“ Dann lenkt er seinen lustvollen Hass auf Politiker wie „die SPD, die inzwischen jede Sauerei unterschreibt, um wieder über 20 Prozent zu kommen“ oder „Leute wie Jens Spahn: zwischen Anfang 30 und Ende 40, haben nie richtig gearbeitet, bekommen aber 13.000 Euro im Monat und erklären einem Hartz-IV-Empfänger mit 500 Euro, wie er mehr sparen kann“. Sein Part als Schlager-Hasser ist allerdings inzwischen noch deutlicher als ironisch erkennbar, seit er zusammen mit Mary Roos tourt und festgestellt hat, dass die Menschen in der Schlager-Branche gar nicht so „bekloppt“ sind wie ihre Texte, sondern „alle nett“. Auch seine Ausfälle gegen „dicke, dumme Kinder“ (zu denen sie durch selbst bereits dicke, dumme Erwachsene wurden), kennt man schon.

Wolfgang Treppers größte Stärke liegt darin, wie er innerhalb von Sekunden die Stimmung wechseln kann, wie er das dankbare Publkum umgehend von brüllender Begeisterung in Mucksmäuschenstille zwingt. Zum Beispiel, wenn der scheinbare Kinderhasser plötzlich liebevoll von Emma spricht, der kleinen Tochter seiner Freundin Ulrike, oder seiner verstorbenen Eltern gedenkt.

Das bleibt aber immer im Ruhrgebiets-Stil, wird also nie ganz sentimental, etwa wenn die Mutter auch im Himmel „einen Ouzo nach dem anderen kippt“. In seiner Heimatstadt hört man natürlich besonders gerne seine Duisburg-Spitzen wie „ich war jetzt ein Jahr lang weg und überrascht, dass vor dem Hauptbahnhof eine Baustelle ist“. Keine Auge trocken bleibt bei Wolfgang Treppers großartiger Satire über die Reality-Serie „Zwischen Tüll und Tränen“ im Privatfernsehen: „Übergewichtige Bräute werden von ihren verlogenen Freundinnen zum Kauf ihres Brautkleids begleitet. Den Blindenhund des Bräutigams möchte ich sehen! Und dann sagt Brautmodenverkäufer Uwe aus Sachsen – den Zweiten Weltkrieg hat er überlebt, aber die Wende und der Niedergang von Dynamo Dresden haben ihm den Rest gegeben – : ‚Das nehmen wir eine Nummer größer.‘“

Die nächsten, jeweils dreistündigen Vorstellungen sind am heutigen 31. Januar, am 1. und 2. Februar, jeweils um 20 Uhr, sowie am Sonntag, 3. Februar, um 15 Uhr.

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