Erdbeben in der Türkei Duisburg bietet seiner Partnerstadt Gaziantep Hilfe an

Update | Duisburg · Tausende Menschen bei den verheerenden Erdbeben in der Türkei an der Grenze zu Syrien ums Leben gekommen. Das Epizentrum eines der Beben lag unweit von Gaziantep. Die Metropole in der Südosttürkei ist seit 2005 Duisburgs Partnerstadt – deshalb will Duisburg auch Hilfe leisten.

In der Region Gaziantep in der Türkei stürzten bei dem Erdbeben zahlreiche Häuser ein.

In der Region Gaziantep in der Türkei stürzten bei dem Erdbeben zahlreiche Häuser ein.

Foto: dpa/Uncredited

Direkt nach Bekanntwerden des Unglücks glühten in Duisburg die Drähte. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link wandte sich direkt an die türkische Generalkonsulin. Zunächst ist die Situation vor Ort allerdings wohl noch recht unübersichtlich.

Welche Hilfsleistungen sind notwendig, was kann Duisburg tun? Auf diese Frage gibt es keine schnelle Antwort. In der Türkei waren am späten Nachmittag offiziell 1498 Opfer gezählt. Mehr als 8500 Menschen seien verletzt worden. Für Syrien war von 850 Toten und mehr als 2300 Verletzten in mehreren Provinzen die Rede.

In Gaziantep wurde der Zeitung „Hürriyet“ zufolge eine historische Burg zerstört. Zahlreiche Gebäude sollen eingestürzt sein. Vielerorts werden weiterhin etliche Menschen unter dem Schutt vermutet. Die Zahl der Verletzten und Toten kann demzufolge auch noch weiter nach oben korrigiert werden müssen.

Türkei/Syrien: Schweres Erdbeben - Tausende Tote
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Schweres Erdbeben erschüttert Türkei und Syrien

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Foto: dpa/Anas Alkharboutli

„Unsere Gedanken sind bei den Menschen unserer Partnerstadt Gaziantep – aber auch bei allen anderen Betroffenen in der Türkei und Syrien. Das gilt auch für die Menschen in unserer Stadt, die dort Familien und Freunde haben“, erklärte OB Sören Link am Montag. „Die Bilder, die uns hier nach dem schweren Erdbeben erreichen und die Meldungen von Hunderten von Toten sind nicht in Worte zu fassen.“

Die Hilfsbereitschaft in Duisburg sei jedenfalls groß: „Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um den Menschen vor Ort zu helfen“, so der Oberbürgermeister. Die Hilfsorganisation Action Medeor aus Tönisvorst hat 100.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt. Im Medikamentenlager der Organisation wurden bereits die ersten Hilfsgüter bereitgestellt, unter anderem auch Verbandsmaterialien, Patientenmonitore und Sauerstoffkonzentratoren.

2005 wurde die Partnerschaft mit Gaziantep offiziell besiegelt.

2005 wurde die Partnerschaft mit Gaziantep offiziell besiegelt.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Ein Emergency Medical Team (EMT) von der in Duisburg ansässigen Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany machte sich gestern bereit, um noch am Montagabend in das Erdbeben-Katastrophengebiet in der Türkei zu fliegen. Mit dabei sind auch Mitarbeiter des Training Centers Retten und Helfen (TCRH) in Hünxe. „Zu unserem Team gehören Rettungshundeführer, Bergungsexperten und Mediziner“, erklärte Pressesprecher Stefan Hein auf Nachfrage. Etwa 30 Personen werden sich voraussichtlich auf den Weg machen. Der Charterflug sollte gegen 19.30 Uhr vom Flughafen Köln/Bonn aus starten. Der Zielflughafen war zunächst unbekannt.

Der Name I.S.A.R. steht für „International Search-and-Rescue“ und ist ein Zusammenschluss aus Spezialisten verschiedener Hilfsorganisationen und dem Bundesverband Rettungshunde e.V. Auf dem ungefähr 75.000 Quadratmeter großen Gelände in Hünxe, auf dem sich unter anderem ein Trümmerfeld befindet, werden Einsätze wie diese trainiert.

Im Oktober 2022 war das TCRH Schauplatz einer groß angelegten, mehrtägigen Übung, an der fünf deutsche Hilfsorganisationen beteiligt waren. Das Szenario damals war ein schweres Erdbeben im fiktiven Land Rhinelandia. Jetzt geht es darum, binnen kürzester Zeit in ein echtes Katastrophengebiet aufzubrechen. „Es gibt in der Vorbereitung eine gewisse Routine. Aber jeder Einsatz ist anders“, so Stefan Heine.

Die Stadt Gaziantep hatte sich vor knapp 20 Jahren auf der Suche nach einer deutschen Partnerstadt auch an Duisburg gewandt. Im November 2004 kam es auf der Grundlage vielfältiger Kontakte Duisburger Mitbürger, die ihre Wurzeln in der ostanatolischen Stadt haben, zu ersten freundschaftlichen Gesprächen mit der Stadtspitze Gazianteps, dessen Oberbürgermeister als Arzt einige Zeit in Deutschland gelebt und gearbeitet hatte, heißt es auf der Homepage der Stadt.

„Die speziellen Merkmale der Stadt versprachen lebendige Austauschbeziehungen, die den wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Austausch fördern und zudem einen wichtigen Akzent für das multiethnische Zusammenleben in Duisburg setzen würden“, heißt es weiter.

Am 14. März 2005 stimmte der Rat der Stadt Duisburg der Vereinbarung einer Städtepartnerschaft mit der Stadt Gaziantep einstimmig zu. Wenig später besuchte dann eine offizielle Delegation aus der Türkei die Stadt Duisburg. Im Rahmen dieses Besuches kam es am 3. Juni 2005 zur feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung im Mercatorzimmer des Duisburger Rathauses.

Besonders berühmt ist Gaziantep wegen der dort angebauten Pistazien, die als die besten in der ganzen Türkei gelten und mittlerweile – auch zu der beliebten Süßspeise Baklava verarbeitet – in ganz Europa vermarktet werden. Gaziantep hat große Betriebe in der Lebensmittel-, Textil- und Baustoffbranche. Mit ihren rund 2,1 Millionen Einwohnern gilt Gaziantep als sechstgrößte Stadt der Türkei.

(mtm)
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