Konzertveranstalter Eckart Pressler Ein Lebensweg mit Kurven

Duisburg · Viele Jahre seines Lebens hat sich Eckart Pressler regelrecht durchschlagen müssen, zum Teil unfreiwillig, zum Teil selber gewollt. Als Veranstalter der freien Szene prägt er heute das Kulturleben in der Stadt mit.

Eckart Pressler ist studierter Architekt, arbeitete dann aber in vielen Berufen. Heute prägt er als Veranstalter der freien Szene das Kulturleben in der Stadt maßgeblich mit.

Eckart Pressler ist studierter Architekt, arbeitete dann aber in vielen Berufen. Heute prägt er als Veranstalter der freien Szene das Kulturleben in der Stadt maßgeblich mit.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Hätte Eckart Pressler den bequemen Weg gewählt, wäre er heute ein 74-jähriger Herr im Ruhestand mit guter Pension. Hat er aber nicht. Dennoch sagt Eckart Pressler, der als Veranstalter innerhalb der so genannten freien Szene das Kulturleben in der Stadt mitprägt, dass er seinen Lebensweg nochmals so gehen würde, wie er ihn gegangen ist, hätte er die Gelegenheit dazu.

Mit zwei Brüdern wuchs Pressler in einem, wie er sagt, „kleinbürgerlichen Elternhaus“ auf. Nach dem Abitur in Kiel wollte er es zunächst einem seiner Brüder gleichtun und meldete sich bei der Bundeswehr, um dort eine Offizierskarriere einzuschlagen. Das war in den 60er Jahren, der Kalte Krieg bestimmte das politische Geschehen, die Töne bei der Bundeswehr klangen in den Ohren Presslers, der „mit vielen Idealen im Kopf“ beim Bund Friedensdienst leisten wollte, zunehmend unerträglich. Obwohl er schon fast zwei Jahre bei der Bundeswehr hinter sich hatte, verweigerte Pressler den Kriegsdienst, was damals noch recht schwierig war.

Nach seiner Entlassung aus der Bundeswehr studierte Pressler in Stuttgart Architektur. Während seiner Studienzeit betätigte er sich politisch. Wie so manch anderes 68er-Herz habe auch seines links geschlagen. Mit einigem Schmunzeln erinnert er sich im RP-Gespräch daran, dass er neben Winfried Kretschmann, dem heutigen Ministerpräsidenten von Baden Württemberg, vor den Werkstoren von Daimler-Benz Flugblätter verteilte.

Nach seinem erfolgreichen Studienabschluss arbeitete er bei einem Bauunternehmen, aus dem er allerdings nach zwei Jahren während einer Baukrise als jüngster Mitarbeiter entlassen wurde. Schnell fand Pressler jedoch eine neue Anstellung bei einem international arbeitenden Consulting-Unternehmen. Pressler hätte dort Karriere machen können, doch kündigte er nach zwei Jahren, weil er die Geschäfte mit dem Nahen Osten, für die er auserkoren wurde, für unverantwortlich hielt.

Auf der Suche nach Arbeit kam Pressler, der eine Familie mit zwei kleinen Kindern zu versorgen hatte, 1976 nach Duisburg. „Ich kam leider fünf Jahre zu früh, damals konnte man Architekten wie mich, deren Gebiet die Stadtplanung war, noch nicht gebrauchen“, sagt er heute. In den 70er Jahren standen die stadtplanerischen Prioritäten auf Abriss und Neubau, nicht auf Erhalt von gewachsener Substanz an Gebäuden und Siedlungen.

Da er als Architekt kein Geld verdienen konnte, machte Pressler eine Umschulung zum Maschinenschlosser. Einfach sei es für ihn nicht gewesen, mit den handwerklichen Arbeitsbedingungen klarzukommen. Auch machten einige Arbeitgeber angesichts seiner nicht verheimlichten „linken“ Gesinnung immer wieder Schwierigkeiten. Einmal „schmiss“ Pressler auch einen Job hin, als er merkte, dass ein Gelsenkirchener Betrieb, für den er eine Zeitlang tätig war, für die Rüstungsindustrie arbeitete.

Am längsten war Pressler im Kabelwerk Wanheimerort beschäftigt: 16 Jahre lang. Hier wurde er als Drahtzieher ausgebildet, das war der dritte Beruf seines Lebensweges. 1996 wurde der Betrieb aus konzernstrukturellen Gründen geschlossen.

Als 52-Jähriger machte er als Arbeitsloser einen neuen Anfang durch eine Weiterbildung zum Web-Designer. Er gründete eine Ich-AG. Nebenbei engagierte er sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit; eine Tätigkeit, die für ihn sehr wichtig werden sollte. Pressler organisierte afrikanische Konzerte in Duisburg und Umgebung. Das machte er so gut, dass sich sein Name in der Kultur- und Musikszene herumsprach. Von 2003 bis 2006 war er Geschäftsführer des Kulturvereins „Alte Feuerwache“ in Hochfeld.

Seit 2007 arbeitet Pressler als Veranstalter verschiedener Musikreihen, darunter beispielsweise die babasu-Konzerte in Neudorf. Aktuell sind seine Jazz-Konzerte in der Säule oder auch seine hochkarätige Mercator-Jazzreihe in der Mercator-Halle. Neben der Musik und auch in Form von Ausstellungen engagiert sich Pressler gesellschaftspolitisch. Die Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Eingehend hat er sich zum Beispiel mit dem Schicksal von Harro Schulze-Boysen beschäftigt, der einst das Steinbart-Gymnasium besucht hatte, Widerstandskämpfer wurde und von den Nazis hingerichtet wurde.

Pressler ist es auch, der zusammen mit einem „kleinen Kreis von Freundinnen und Freunden“ mit den DuisPunkt-Konzerten ein kulturelles Gegengewicht zu den Pegida-Aufmärschen in Duisburg setzt. Da kommen Musik und menschenfreundliche Politik zusammen.

Viel Geld verdient Pressler mit seinem Veranstaltungsmanagement zwar nicht, aber das lässt ihn nicht verbittert werden. Er kann sich im Übrigen immer auf kleine Hilfen seiner Kinder verlassen, die ebenfalls im Veranstaltungsbereich arbeiten - in Köln und Düsseldorf. Sorgen macht sich Pressler darum, wie es mit seinen Musikreihen weitergeht, wenn er irgendwann aus Alters- beziehungsweise Gesundheitsgründen kürzer treten muss.

Es wäre schön, wenn jemand in seine Fußstapfen treten würde.

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