In den 1980er Jahren Wie die Atomenergie die Gesellschaft in Duisburg spaltete

Serie | Duisburg · Widerstand gegen die Atomkraft prägten die sozialen Bewegungen in den 80er Jahren – auch in Duisburg. Die alte Debatte flammt angesichts der Energiekrise aktuell wieder auf. Ein Blick zurück.

Plakate, Transparente und Buttons im Archiv für alternatives Schrifttum (AFAS) erinnern an die Anti-Atomkraft-Bewegung.

Plakate, Transparente und Buttons im Archiv für alternatives Schrifttum (AFAS) erinnern an die Anti-Atomkraft-Bewegung.

Foto: Harald Küst

Kennen Sie noch den „Brutus rapidus“? Gemeint war der „Schnelle Brüter“ in Kalkar. Der Comic mit subversiven Texten aus der Anti-AKW-Bewegung verwendete Zeichnungen aus den Original-Asterix-Comics. Sehr zum Missfallen des EHAPA-Verlags, der in den 80er Jahren Anzeige erstattete. Zu sehen war der Comic in der Ausstellung zum Sommertag der Duisburger Archive am 14.8.2022. Das Archiv für alternatives Schrifttum (AFAS) verfügt noch über weitere unzählige Erinnerungsstücke aus dieser Zeit. Damals erlebte die Kernenergie den dramatischen Akzeptanzverlust in der Gesellschaft – auch in Duisburg, Während die Errichtung von AKWs Mitte der 1960er Jahre in der Bevölkerung noch einhellig begrüßt worden war, entwickelte sich das Thema im folgenden Jahrzehnt zu einem politischen Streitgegenstand ersten Ranges. Anstatt Atomkerne zu spalten, spaltete sich die Gesellschaft. Kernenergie wurde Projektionsfläche für unterschiedlichste Vorstellungen gesellschaftlicher Entwicklung. Die Duisburger Anti-Atomkraftbewegung war bei den Großdemonstrationen 1977 und 1982 besonders stark im Kampf gegen den „Schnellen Brüter in Kalkar vertreten. Nach mehreren Bauunterbrechungen und juristischen Auseinandersetzungen wurde das Atomkraftwerk 1985 fertiggestellt. Der Schnelle Brüter ging zum Leidwesen der Kraftwerkingenieure nie ans Netz.