Vortragsreihe zur Demokratie Ringen um demokratische Wege

Duisburg · „Die Deutschen, ihre Geschichte und was sie dafür halten“ – so heißt eine Vortragsreihe in der Volkshochschule, zu der die Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ einlädt. Die Reihe ist zugleich ein Forum für Zukunftsfragen.

 Prof. Bernd Faulenbach ist der Bundesvorsitzende von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“.

Prof. Bernd Faulenbach ist der Bundesvorsitzende von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“.

Foto: Gegen Vergessen - Für Demokratie/Harry Soremski

Wer heutzutage um die Zukunft ringt, der streitet meist auch um die Vergangenheit – erst recht in Deutschland. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung hat die parteiübergreifende Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ eine Veranstaltungsreihe in Duisburg ins Leben gerufen, die im September fortgesetzt wird. Drei Vorträge mit kompetenten Referenten sind geplant. Sie finden am 9. September, am 7. Oktober und am 18. November, jeweils um 20 Uhr, in der Volkshochschule an der Steinschen Gasse 26 statt. Der Eintritt ist stets frei.

Am Montag, 9. September, spricht Prof. Bernd Faulenbach, der an der Uni in Bochum lehrt und im November 2015 in Duisburg zum Bundesvorsitzenden von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ gewählt wurde, über den „Weg der Deutschen zu Verfassung und Demokratie“. Im Ankündigungstext zum Vortrag heißt es: Die deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts erscheint durch Katastrophen charakterisiert, insbesondere durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg und durch den Holocaust, der als Menschheitsverbrechen zu betrachten ist.

Doch hat es in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert auch Anläufe zu Verfassungsstaat, Gewaltenteilung und Demokratie gegeben, die zweimal abgebrochen wurden, doch beim dritten Versuch Erfolg hatten. Faulenbach zeichnet den Weg der Demokratiegeschichte an Hand dreier wichtiger Stationen der Verfassungsgeschichte nach, fragt nach den historischen Ursachen des Scheitern 1849, nach der Bedeutung der Weimarer Reichsverfassung und nach dem Lernen aus der Geschichte bei der Erarbeitung des Grundgesetzes, das die Grundlage für die diesmal gelungene Demokratiebildung war. Faulenbach wird auch Stellung zu kritischen Stimmen nehmen, die neuerdings Tendenzen zur Gefährdung der 1949 errungenen Demokratie sehen.

Robin Richterich, als Historiker und Politologe Mitarbeiter im Duisburger Zentrum für Erinnerungskultur, erinnert am 7. Oktober an Duisburger Opfer des Nationalsozialismus. In Duisburg erinnern zahlreiche Gedenkzeichen an die NS-Zeit. Wer sind (oder waren) die Akteure der Gedenkkultur in Duisburg? Warum sollten bestimmte NS-Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten, während andere kaum Aufmerksamkeit gefunden haben?

Spielt die Vergangenheit eine Rolle oder sind die Zukunftserwartungen, die mit dem Erinnern verknüpft wird, zentral? Welche Gedenkzeremonien gehören zum festen Bestandteil der Duisburger Erinnerungskultur? Welche Erinnerungen sind umstritten, umkämpft oder marginalisiert? Diese und weitere Fragen möchte Robin Richterich ins Zentrum seines Vortrags rücken.

Der Titel des Vortrags am 18. November hat etwas Kabarettistisches: „Und wenn die liebe Sonne lacht, hat das die SED gemacht! – Blick eines nachgeborenen Wessis auf die untergegangene DDR.“ Referent ist der Bochumer Historiker Christopher Kirchberg (Jahrgang 1988). Kirchberg kündigt seinen Vortrag folgendermaßen an: Diesen Herbst jährt sich der Mauerfall, der das Ende der DDR einläutete, zum 30. Mal. Damit hat schon eine ganze Generation den zweiten deutschen Staat nicht mehr selbst miterlebt. Das bedeutet aber nicht, dass diese Alterskohorte kein Bild vom „Arbeiter- und Bauernstaat“ hat – im Gegenteil: Durch familiäre Erzählungen, mediale Eindrücke und erinnerungskulturelle Vorprägungen haben auch die „Nachgeborenen“ ein bestimmtes Bild der DDR.

In diesem Vortrag spürt der Referent anhand persönlicher Anekdoten und Erzählungen genau diesem Bild eines Landes vor der Zeit seiner Geburt nach: Welche Assoziationen verbindet diese Generation mit der DDR? Wie entsteht dieses Bild und welchem Wandel unterliegt es? Und: Was sagt diese Vorstellung wiederum über die Imagination der alten Bonner Republik aus?

Bei den Vorträgen bleibt jeweils Zeit für Rückfragen und Diskussionen, teilen die Veranstalter mit.

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