Publikum hörte verschollene Komposition Italienische „Ausgrabung“ im Philharmonischen Konzert

Duisburg · Fabrizio Ventura war Gastdirigent im fünften Philharmonischen Konzert. Er setzte eine Komposition des Komponisten Giovanni Sgambati aufs Programm, die jahrelang als verschollen galt. Solist Edoardo Zosi huldigte dem schönen Klang.

 Solist Edoardo Zosi (Mitte) bestach auf seiner Bergonzi-Geige mehr mit schönem Klang als mit souveräner Gestaltung.

Solist Edoardo Zosi (Mitte) bestach auf seiner Bergonzi-Geige mehr mit schönem Klang als mit souveräner Gestaltung.

Foto: Giovanni Pinna

Italien war der rote Faden im jüngsten, fünften Philharmonischen Konzert in der Philharmonie Mercatorhalle. Der Abend begann mit einer „Ausgrabung“, nämlich jener Konzertouvertüre „Cola di Rienzo“, die der italienische Komponist Giovanni Sgambati 1866 mit 25 Jahren schrieb. Es geht darin um jene teils humanistische, teils größenwahnsinnige historische Figur, über die Richard Wagner seine Oper „Rienzi“ verfasste: Als die Päpste im 14. Jahrhundert in Avignon residierten, bemühte sich Cola di Rienzo, Rom nach altrömischem Vorbild neu zu ordnen. Sgambatis Konzertouvertüre verbindet Einflüsse von Ludwig van Beethoven, Franz Liszt und eben Wagner mit italienischer Sanglichkeit. Die Komposition galt lange als verschollen, doch Fabrizio Ventura, der italienische Gastdirigent dieses Philharmonischen Konzerts, fand sie 2001 in Sgambatis Nachlass in der Biblioteca Casanatense in Rom wieder. Wie schon bei Venturas CD-Einspielung, spielten die Duisburger Philharmoniker jetzt aus dem handschriftlichen Aufführungsmaterial des Dirigenten.

Danach kam ein etwas bekannteres und etwas komplexeres Werk von Ottorino Respighi, der (zusammen mit anderen, gleichfalls um 1880 geborenen Komponisten) die von Sgambati (und anderen) begonnene Emanzipation der italienischen Musik von der Oper fortsetzte. Es war sein drittes und letztes Konzert für Violine und Orchester, das farbenreiche „Concerto gregoriano“ (1921). Es verzichtet weitgehend auf vordergründige Effekte und bezieht seinen eher beschaulichen Charakter aus Elementen des Gregorianischen Gesangs – aus dem Mittelsatz ist die alte Ostersequenz „Victimae paschali laudes“ herauszuhören, das flotte Finale verwendet eine „Alleluia“-Formel.

Der Solist Edoardo Zosi, geboren 1988 in Mailand, bestach auf seiner Bergonzi-Geige (die einst unter Arturo Toscanini dem damaligen Konzertmeister der New Yorker Philharmoniker gehörte) mehr mit schönem Klang als mit souveräner Gestaltung. Dass er die auf seine eigene Weise durchaus beherrscht, zeigte er mit seiner solistischen Zugabe, einer Gavotte von Johann Sebastian Bach.

Nach der Pause gab es noch eine sehr bekannte Komposition, nämlich die umfangreiche sinfonische Suite „Sheherazade“ op. 35 (1888) von dem vor 175 Jahren geborenen Russen Nikolai Rimski-Korsakow – ein schlüssiger Schluss, auch weil Respighi nach 1900 bei Rimski in St. Petersburg privaten Kompositionsunterricht hatte. Damit tat sich das Orchester deutlich leichter als mit den beiden „neuen“ Werken zuvor. Fabrizio Ventura, der von 2007 bis 2017 Generalmusikdirektor in Münster war, gelangte zumindest am Mittwoch erst im Laufe des Abends zu einer lebendig funkelnden Darstellung.

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