Neue Aufbereitungsanlage in Duisburg Aus alten Autos und Waschmaschinen wird neuer Stahl

Duisburg · Eine neue Aufbereitungsanlage am Duisburger TSR-Standort auf der Schrottinsel im Hafen ist am Donnerstag offiziell in Betrieb genommen. Wie die Anlage aus Schrott ein Produkt herstellt, dass bei der Stahlproduktion später Energie und Emissionen einspart.

 Symbolische Einweihung der neuen TSR40-Aufbereitungsanlage mit (von links): Christian Blackert, Jens Rubi, Norbert Rethmann, Mona Neubaur, Bernd Fleschenberg, Arnd Köfler und Markus Bangen.

Symbolische Einweihung der neuen TSR40-Aufbereitungsanlage mit (von links): Christian Blackert, Jens Rubi, Norbert Rethmann, Mona Neubaur, Bernd Fleschenberg, Arnd Köfler und Markus Bangen.

Foto: TSR

Nach nur einem Jahr Bauzeit werden in der Anlage zukünftig jährlich bis zu 450.000 Tonnen unterschiedliche Inputmaterialien – wie etwa Altkarossen, Mischschrotte oder Haushaltsgroßgeräte – zum Recyclingprodukt TSR40 aufbereitet. Mittels der neu entwickelten Mess-, Detektions- und Separationstechniken können Störelemente in der Produktion im Rohmaterial identifiziert und entfernt sowie Begleitelemente wie zum Beispiel Kupfer, Nickel und Chrom genau bestimmt werden.

Grundlage für den Anlagenneubau ist ein von TSR Recycling entwickeltes Herstellungsverfahren für das Recyclingprodukt TSR40, das beim Wiedereinsatz in der Stahlproduktion den CO2-Ausstoß und den Einsatz von Primärrohstoffen und Energie reduziert.

Die Aufbereitungsanlage auf der Schrottinsel.

Die Aufbereitungsanlage auf der Schrottinsel.

Foto: TSR

Im Rahmen des öffentlich geförderten Forschungsprojektes „Reders“ (Reduzierte CO2-Emissionen durch Erhöhung der Recyclingquote bei der Stahlherstellung) wird das Verfahren gemeinsam mit Projektpartnern, darunter auch die Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH und thyssenkrupp Steel stetig weiterentwickelt.

„Mit TSR40 stellt TSR Recycling der Stahlindustrie einen Rohstoff zur Verfügung, der nicht nur energie-, klima-, und ressourcenschonend ist, sondern mit dem ohne Qualitätsverlust der Recyclinganteil in der Stahlproduktion deutlich erhöht werden kann“, heißt es.

Die neue Aufbereitungsanlage am Standort Duisburg sei damit nicht nur „wichtiger Meilenstein für die gesamte Branche, sondern auch Leuchtturmprojekt für die Transformation der Stahlindustrie und die weiterverarbeitenden Industriezweige – wie etwa die Automobilindustrie“, so TSR.

Auch NRW-Wirtschafts- und Energieministerin Mona Neubaur war zur Inbetriebnahme nach Duisburg gekommen. „Der Weg zur klimaneutralen Industrie, Rohstoffleichtigkeit und nachhaltigem Wirtschaften gelingt uns nur, wenn wir die Potenziale der Kreislaufwirtschaft nutzen“, erklärte sie. Gerade in energieintensiven Branchen leisteten innovative Projekte, die eine zirkuläre Wertschöpfung ermöglichten, erhebliche Beiträge zur Einsparung von Rohstoffen, Energie und zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Dies werde einmal mehr an der Aufbereitungsanlage für Stahlschrott in Duisburg deutlich, die im Verbund ansässiger Unternehmen entstanden sei.

Arnd Köfler, technischer Vorstand bei thyssenkrupp Steel, erklärte: „Die Dekarbonisierung der Stahlproduktion ist eine immense Aufgabe. Mit der Vergabe zum Bau unserer ersten wasserstoffbetriebenen Direktreduktionsanlage haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht. Aber wir warten nicht ab, bis wir komplett transformiert sind, sondern nutzen bereits heute im bestehenden Anlagenpark alle Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß zu senken.“

Mit TSR40 eröffne sich nun dank der Aufbereitung des Stahlschrotts erstmalig die Möglichkeit, ein erstklassiges Produkt auch im Hochofen einzusetzen. „Damit ergänzen wir unsere Bemühungen, CO2-Emissionen zu senken und davon profitieren auch unsere Kunden“, so Köfler.

Jens Rubi, Chef der Kreislaufwirtschaft bei der Mercedes-Benz AG, erläuterte die Perspektive der Automobilhersteller: „Die Materialien, die in Mercedes-Benz Fahrzeugen zum Einsatz kommen, müssen hohe Ansprüche erfüllen. Das Unternehmen forscht an neuen, ressourcenschonenden Materialien, um Nachhaltigkeit und Luxus in Einklang zu bringen. Hier sehen wir in der Kreislaufwirtschaft einen großen Stellhebel.“

„Gerade in Zeiten unterbrochener Lieferketten ist qualitativ hochwertiges Recycling ein wesentlicher Baustein zur Reduzierung der Abhängigkeiten von Primärrohstoffen“, erklärte TSR-Geschäftsführer Bernd Fleschenberg. „Das Recyclingprodukt TSR40 steht damit für eine nachhaltige Rohstoffsicherung für Deutschland und Europa und kann einen erheblichen Anteil des zukünftigen Rohstoffbedarfs der Industrie abdecken. Neben den positiven Effekten für Umwelt- und Klimaschutz ist das unser Beitrag zur Erreichung der Ziele im Rahmen des europäischen Green Deals.“

(mtm)
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