Stadtwerke Stahlzylinder speichert Fernwärme

Duisburg · Die Stadtwerke Duisburg nehmen den neuen Fernwärmespeicher am Heizkraftwerk III in Wanheim ab sofort in Betrieb. Nach einer Probezeit soll der Stahlzylinder ab Dezember die geplante Leistung bringen.

 Von links: Markus Eferdinger (VAM), Andreas Gutschek, Christian Höfurthner und Inno Behrens.

Von links: Markus Eferdinger (VAM), Andreas Gutschek, Christian Höfurthner und Inno Behrens.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Der Bau für den neuen Fernwärmespeicher der Stadtwerke Duisburg ist fertiggestellt. Wie der Energieversorger und das für das Projekt zuständige Unternehmen Bilfinger VAM Anlagentechnik am Mittwochmorgen mitteilten, dauert es bis zur Inbetriebnahme des über 40 Meter hohen Speichers noch bis Ende Oktober. Dann werde in einem Probebetrieb getestet, ob die Anlage funktioniert und die erwartete Leistung bringt. Ab Dezember sorge der Fernwärmespeicher in Wanheim dann dafür, dass das dort ansässige Heizkraftwerk III flexibler und wirtschaftlicher genutzt werden kann.

„Wärmespeicher ermöglichen die zeitliche Entkopplung der Strom- und Fernwärmeproduktion“, erklärt Andreas Gutschek, Vorstand für Digitalisierung und Infrastruktur bei den Stadtwerken. „Auf diese Weise Weise können wir den Betrieb unseres Heizkraftwerkes besser nach dem eigentlichen Bedarf oder der Marktsituation ausrichten.“ Das Heizkraftwerk III produziert parallel Strom und Fernwärme. Der neue Speicher ermöglicht es in Zukunft, Fernwärme zwischenzuspeichern, wenn der Bedarf der Kunden klein ist. Ist die Stromproduktion im Kraftwerk hingegen unrentabel, dann kann die gespeicherte Wärme auch für die Versorgung der Kunden genutzt werden. „Das Kraftwerk kann dann mit kleinerer Leistung laufen oder ganz abgeschaltet werden“, berichtet Inno Behrens, der den Bau des Fernwärmespeichers als Projektleiter betreut hat. Im Sommer sei der Speicher in der Lage, 70 Stunden lang die Fernwärmeversorgung von Duisburg aufrechtzuerhalten.

Im Inneren des 43,8 Millionen Liter Wasser fassenden Stahlzylinders befindet sich moderne Technik – die so genannte Zwei-Zonen-Speichertechnologie, die in Deutschland bislang selten eingesetzt wurde. Ein Zwischendach teilt den Stahlzylinder in zwei Kammern, die über Leitungen miteinander verbunden sind. In der oberen Zone befindet sich 60 bis 90 Grad, in der unteren Zone über 100 Grad heißes Wasser. Die Bauweise erlaubt es, Wasser mit dermaßen hohen Temperaturen in einem drucklosen Behälter zu lagern. „Über 100 Grad heißes Wasser kann so gelagert werden, ohne dass es ausdampft, so Christian Höfurthner, Geschäftsführer bei Bilfinger VAM. „Ein Zwei-Zonen-Speicher ist zwar bis zu 25 Prozent teurer, hat aber eine längere Lebensdauer und kann nahezu wartungsfrei betrieben werden“, sagte Höfurthner. Knapp 50 Jahre dürfte der Neubau in Wanheim in Betrieb bleiben. Der Ingenieur spricht aus guter Erfahrung, schließlich hat sein Unternehmen aus dem österreichischen Wels bereits mehr als 20 Fernwärmespeicher errichtet.

Der Bau des Fernwärmespeichers sei nach Angaben der Stadtwerke eine Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen auf dem Energiemarkt. „Die Energiewende ist für uns eine Herausforderung und hat massiven Veränderungsdruck auf unser Unternehmen ausgeübt“, sagte Gutschek. „Die reine Stromproduktion durch Kraftwerke ist unwirtschaftlich geworden.“ Das sei auch der Grund für die Schließung des Steinkohlekraftwerks in Hochfeld im März dieses Jahres gewesen. „Es war uns wichtig, dass wir nicht nur Standorte stilllegen, sondern auch Investitionen tätigen“, ergänzte der Diplom-Ingenieur. Deshalb sei das zukunftssichere und erdgasbetriebene Heizkraftwerk in Wanheim durch den Fernwärmespeicher erweitert worden. Die Kosten belaufen sich auf knapp 20 Millionen Euro.

Die Arbeiten an dem Koloss dauern derweil weiter an. Bis zum Beginn des Probebetriebs bringen Bauarbeiter die Dämmung und die Stahlverkleidung an die Außenwand an. Das Wasser befindet sich schon im Speicher, wird zunächst auf 60 Grad erhitzt und in einem zweiten Schritt bis Mitte September auf die anvisierten 115 Grad. Auch das parallel errichtete Pumpenhaus, das für den Betrieb der Anlage notwendig ist, muss noch mithilfe von Rohren mit dem Fernwärmespeicher verbunden werden. „Das können wir erst zum Schluss machen. Erst einmal muss der Fernwärmespeicher sich gesetzt haben“, sagt Behrens. Nur mit dem Verbindungsrohr kann der neue Speicher im letzten Schritt an das vorhandene Fernwärmesystem in Duisburg angeschlossen werden.

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