Philharmonisches Konzert Durchweg heiter – mal besinnlich, mal bodenständig

Duisburg · Solistin im Philharmonischen Konzert unter Leitung von Generalmusikdirektor Axel Kober war die Star-Sopranistin Camilla Nylund.

 Sopranistin Camilla Nylund.

Sopranistin Camilla Nylund.

Foto: Marie Laforge (Philharmoniker)/Marie Laforge

Ein wirkliches Antrittskonzert als neuer Duisburger Generalmusikdirektor war es nicht für Axel Kober. Seit zehn Jahren ist er GMD der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg und schon in den beiden vergangenen Spielzeiten amtierte er als Chefdirigent der Duisburger Philharmoniker (die RP berichtete). Aber es ging jetzt gut los im jüngsten, dritten Philharmonischen Konzert, den auf dem Programm standen überwiegend einige der immer opulenten Werke des vor 70 Jahren gestorbenen Richard Strauss (1864-1949).

Der zweite und der vierte der vier Programmblöcke waren je vier Lieder von Richard Strauss, zuerst vier frühe, noch vor 1900 komponierte, und am Ende der berühmte und berührende Zyklus „Vier letzte Lieder“ (1948). Ganz am Anfang gab es die euphorische und wilde Tondichtung nach Nikolaus Lenau für großes Orchester „Don Juan“ op. 20 (1888) von Richard Strauss und an dritter Stelle jenen Chorliederzyklus „From the Bavarian Highlands“ op. 27, mit welchem der Engländer Edward Elgar 1895 zwei vorausgegengene Urlaubsaufenthalte im oberbayerischen Garmisch - wo sich Richard Strauss 1908 niederließ - launig verarbeitete.

Die Pause kam erst vor dem letzten Programmpunkt, also nach über einer Stunde, um den eher lebensfrohen ersten Teil von dem danach anstehenden Abschied vom Leben zu trennen. „Heiter“ kann man freilich den ganzen Abend nennen - zunächst in einem eher bodenständigen Sinn, hernach eher vergeistigt.

Wie sinnreich dieser Abend konzipiert war, erschloss sich erst allmählich, nämlich indem sich die Besetzung im ersten Teil steigerte (von reinen Orchesterwerk über Orchesterlieder bis zur Chor-Orchester-Variante) und man vielfältige Vergleiche ziehen konnte (von Früh- und Spätwerken aus sechs Jahrzehnten sowie kunstvollen und volkstümlichen Einflüssen).

Axel Kober hatte seine Kontakte in die große Opernwelt spielen lassen und als Sopran-Solistin den 1968 in Finnland geborenen Welt-Star Camilla Nylund in unsere Stadt gelockt. Man hörte in Duisburg deutlich ihre enorme Erfahrung mit der Musik von Richard Strauss (und von dessen beiden großen Vorbildern Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Wagner). Das wirkte überwiegend sehr gelassen, auch wenn nicht jeder Ton so edel klang wie er gedacht war und die Textverständlichkeit sich von der „Verführung“ op. 33 Nr. 1 (auf einen Text von John Henry Mackay, 1896) bis zum abschließenden „Im Abendrot“ (Joseph von Eichendorff) erst allmählich einstellte. Der philharmonische chor duisburg, prächtig einstudiert von dem mitsingenden Marcus Strümpe, traf gut die stillistische Mischung aus englischer Chortradition und bayerischen Schuhplattlern. Bei alldem konnte man fast überhören, wie souverän die Duisburger Philharmoniker diese teils extrem virtuosen, teils gezielt schlichten Werke absolvierten. In der ersten Hälfte glaubte ein Teil des zahlreichen Publikums, nach fast jedem Lied applaudieren zu müssen. Nach der Pause trat Philharmonie-Intendant Alfred Wendel kurz auf und bat darum, zumindest den großen Zyklus-Bogen in „Vier letzte Lieder“ nicht zu unterbrechen - was für den Beifall eines anderen Teils des Publikums sorgte.

Das nächste Philharmonische Konzert am 27. und 28. November, jeweils um 20 Uhr, in der Mercatorhalle, hat einen spanischen Schwerpunkt. Solist im „Concierto de Aranjuez“ für Gitarre und Orchester von Joaquín Rodrigo ist Joaquín Clerch, Kober rahmt mit der Rhapsodie „Espana“ von Emmanuel Chabrier sowie den beiden Suiten aus dem Ballett „Der Dreispitz“ von Manuel de Falla und dem „Boléro“ von Maurice Ravel.

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