Veranstaltung in Duisburg Stabwechsel beim Ruhrorter Hafenfest

Duisburg · Das traditionsreiche Fest findet an diesem Wochenende zum letzten Mal unter alter Leitung statt. Ab 2023 übernimmt die städtische Gesellschaft Duisburg Kontor das Kommando bei der „Party pur an Rhein und Ruhr“. So war das Wochenende in Ruhrort.

 Blick von der Ruhrorter Hafenpromenade auf die im Hafenmund liegende „Helena“ aus Rotterdam.

Blick von der Ruhrorter Hafenpromenade auf die im Hafenmund liegende „Helena“ aus Rotterdam.

Foto: Olaf Reifegerste

Was unter Federführung von Walter Pavenstedt, dem Gründer und Vorsitzenden des späteren Vereins Ruhrorter Hafenfest, 1994 mit „Singen des Ruhrorter Shanty-Chores bei Grillwürstchen“ begann, entwickelte sich im Laufe der Zeit zum größten und beliebtesten Stadtteilfest in Duisburg. Seine besondere Anziehungskraft reicht inzwischen aber auch weit über Duisburg und sein Umland hinaus, so dass beispielsweise zum bedeutendsten Höhenfeuerwerk am Niederrhein „Ruhrort in Flammen“, als jährlichem Auftakt des Hafenfestes, stets mehrere zehntausend Besucherinnen und Besucher in den Duisburger Hafenstadtteil pilgern.

So geschehen auch am vergangenen Freitag, als die 27. Ausgabe des Ruhrorter Hafenfestes eröffnet wurde. Doch im Anschluss an den traditionellen internationalen ökumenischen Schiffergottesdienst, der diesmal von allen in Ruhrort ansässigen christlichen Einrichtungen – das sind die Evangelische Kirchengemeinde Ruhrort-Beeck, der Evangelische Binnenschifferdienst der Deutschen Seemannsmission, die Katholische Pfarrei St. Michael und die Christengemeinde Duisburg – gemeinsam von der Hauptbühne des Hafenfestes gefeiert wurde, verkündete Pavenstedt das Ende des Vereins, der das Hafenfest seit 2007 organisiert und verantwortet.

Allerdings bedeute das Aus des Vereins nicht zugleich das Ende des Ruhrorter Hafenfestes, beruhigte er schnell die teils überraschten zahlreichen Festgäste. Man überlasse ab nächstem Jahr lediglich die Kommandobrücke des bisher viertägigen Sommerfestivals der städtischen Gesellschaft Duisburg Kontor.

Als Zeichen des vollziehenden Stabwechsels übergab Pavenstedt im Beisein seiner Vorstandsmitglieder Dr. Bernhard Weber und Stella Tarala sowie einiger Gründungsmitglieder von einst, darunter Mario Adams und Rudi Gande, einen symbolischen Schlüssel an Kontor-Geschäftsführer Uwe Kluge.

 Das Hafenfestfeuerwerk mit Blick auf die Friedrich-Ebert-Brücke.

Das Hafenfestfeuerwerk mit Blick auf die Friedrich-Ebert-Brücke.

Foto: Olaf Reifegerste

In Pavenstedts Eröffnungs- und gleichzeitiger Abschiedsrede wurde sehr deutlich, was den zunächst schleichenden Negativprozess der Rahmenbedingungen und den damit letztendlich unabwendbaren Entschluss zusammen mit seinem Team aufzuhören, begründet habe. Vieles, zu vieles sei in letzter Zeit schwieriger geworden, sagte Pavenstedt.

So verwies er auf die Corona-Pandemie, die die Hafenfestabsagen 2020 und 2021 zur Folge hatten, die Trockenheit und das Niedrigwasser, mit dem das Hafenfest bereits 2018 zu kämpfen hatte, die Personalnot, die vor allem die Schausteller betrafen, die Verteuerungen, darunter die beim Feuerwerk und der Infrastruktur, sowie die diesjährigen Probleme bei der Stromversorgung.

Was er zwar nicht sagte, aber bekannt ist und sich insbesondere in der Vereinskasse stark defizitär bemerkbar machte, waren Investitionen infolge auferlegter Bauordnungsmaßnahmen der Stadt infolge der Loveparade-Katastrophe nach 2010 und das trotz städtischer Nichtgenehmigung des Feuerwerks 2018 wegen Brandgefahr seinerzeit fällig gewordene Honorar.

Wegen des Niedrigwassers (der Pegel Ruhrort zeigte am Freitag einen Wert von 1,54 Meter) konnten in diesem Jahr bis auf den Frachtsegler „Helena“ aus Rotterdam keine weiteren historischen Schiffe aus den Niederlanden nach Ruhrort kommen (die RP berichtete). Und auch der ansonsten sehenswerte Korso der Fahrgastschiffe zum großen Pyro-Spektakel von der Friedrich-Ebert-Brücke aus fiel diesmal doch sehr viel kleiner aus. Wiederum ist den schlechten Vereinsfinanzen geschuldet, dass von früher zwei Großbühnen, jetzt nur noch eine, nämlich die am Richard-Hindorf-Platz, übriggeblieben ist,

Als in den Jahren nach der Kulturhauptstadt RUHR.2010 sich Ruhrort zum Kreativquartier entwickelte, fanden gleich mehre neue Veranstaltungsformate Einzug ins Hafenfest-Programm. Übriggeblieben sind heute aber nur noch ganze zwei: So lud dieses Jahr der von Klaus-Dieter Brüggenwerth seit zehn Jahren organisierte Kunst- und Kulturmarkt auf dem Neumarkt zu einer Jubiläumsausgabe ein.

Acht Teilnehmende aus dem Bereich Literatur folgten seiner Einladung und 39 Künstlerinnen und Künstler präsentierten an Marktständen Kunst aus vielen bildnerischen Bereichen. Dazu gab es ein erneut überwiegend musikalisches Bühnenprogramm mit diesmal sechs Darbietungen auf der Neumarkt-Bühne zu erleben. Des Weiteren bereichert seit 2017 ein Hinterhoftrödel im gesamten Stadtteil das Hafenfest. Bis zu 80 Trödler konnte man diesmal auf über 40 Hinterhöfen antreffen.

Am Montag in der Zeit von 14 bis 22 Uhr endet das 27. Ruhrorter Hafenfest, und zwar wie immer als „Familientag auf der Kirmes“ mit vergünstigten Preisen.

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