Kulinarischer Rundgang Blaue Bäume und Nüsse mit Amaretto

Eine Tour zeigt: Der Duisburger Weihnachtsmarkt hat mehr zu bieten als Glühwein, Bratwurst und Co.

 Kulinarischer Weihnachtsmarktrundgang mit Duisburg Kontor: Vera Sbierczik (links) verteilt Tassen mit gebrannten Mandeln an die Teilnehmer.

Kulinarischer Weihnachtsmarktrundgang mit Duisburg Kontor: Vera Sbierczik (links) verteilt Tassen mit gebrannten Mandeln an die Teilnehmer.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Wetter an diesem Mittwochabend ist ziemlich ungemütlich. Es regnet und der Wind peitscht. Dennoch haben sich mehrere Interessierte in die Nähe der Tourist Information in der Innenstadt gewagt. Dort befindet sich der Treffpunkt für den kulinarischen Rundgang über den Weihnachtsmarkt. Vera Sbierczik begrüßt die Runde. Die 33-Jährige hat sich mit einer weißen Wollmütze und einer dicken Jacke gegen die Kälte und den Regen gewappnet und stellt sich als Städteführerin vor. Die Gelsenkirchenerin, die als Guide in verschiedenen Ruhrgebietsstädten unterwegs ist, wird vorweg gehen und den Teilnehmern die Besonderheiten des Duisburger Weihnachtsmarkts ans Herz legen.

Bevor es losgeht, erfahren die Teilnehmer ein wenig über die Geschichte des Duisburger Weihnachtsmarkts. „Direkt nach dem Krieg im Jahr 1949 gab es den ersten Weihnachtsmarkt in der Stadt“, berichtet Sbierczik, die Geschichte und Kunstgeschichte studiert hat. Damals habe der Markt allerdings noch nicht wie heute aus Ständen und Holzbuden bestanden. „Damals wurden Werbeanzeigen und Märchen auf Holzplakaten geschrieben, um es weihnachtlicher zu machen.“ Schon damals sei Kritik aufgekommen, ergänzt die Städteführerin. Für viele Bürger sei der Markt zu kommerziell und zu sehr von der Kirche und dem traditionellen Weihnachtsfest gelöst gewesen.

Der Entwicklung der Veranstaltung schadete das nicht. Im Jahr 1980 gab es laut Sbierczik den ersten Duisburger Weihnachtsmarkt mit Holzbuden und allem, was dazu gehört: Essen, Trinken und Handgemachtes. Der Markt befand sich allerdings noch nicht auf der Königstraße, sondern am Burgplatz, „dort, wo die Stadt Duisburg geboren wurde“. Schnell sei der Markt größer geworden. Schließlich musste er auf die Königstraße umziehen. Bis 1992 waren die Besucher und die Stände nicht alleine auf der heute größten Einkaufsstraße der Stadt. Die Straßenbahn fuhr zu dieser Zeit noch oberirdisch. „Dem großen Treiben auf dem Weihnachtsmarkt machte das aber nichts aus“, so Sbierczik.

„Stopp“, ruft die Führerin auf dem Weg zum ersten Stand. Alle Teilnehmer sollen den Kopf heben und die großen, blau leuchtenden Weihnachtsbäume in Kegelform ansehen. Doch warum sind die Bäume eigentlich blau? Auch dazu kennt Sbierczik eine nette Anekdote. „Es gab einmal eine Bürgerbefragung“, sagt sie. „Da ist herausgekommen, dass die Einwohner lieber blaue Weihnachtsbeleuchtung haben wollen.“ Ob das an der Verbundenheit zum MSV liegt? Das ist nicht ganz zu klären. Dennoch findet die Gelsenkirchenerin die leuchtenden Bäume gelungen. „Sie ersetzen Lichterketten. Das gibt es so in keiner anderen Stadt im Ruhrgebiet.“

Wenige Meter weiter steigt der Geruch von Nüssen und karamellisiertem Zucker in die Nase. Der Stand „Reminder’s Knusperhaus“ ist schon seit vielen Jahren auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt anzutreffen. „Seit über 30 Jahren gibt es uns schon hier, mittlerweile in der zweiten Generation“, sagt eine blonde Frau hinter der Theke stolz. Ein Blick auf die üppige Auslage verrät auch wieso: Jeder freie Zentimeter ist mit Nüssen verschiedener Sorten bedeckt, von klassischen gebrannten Mandeln bis hin zu Nüssen mit Amaretto. Als Souvenir für den weiteren Weg gibt es eine kleine Kostprobe und eine rote Tasse mit der Aufschrift „Duisburger Weihnachtsmarkt“. Darauf zu sehen sind bekannte Stände, unter anderem die Glühweinpyramide, die ganz in der Nähe des CityPalais steht.

Zur bekannten, mehrstöckigen Pyramide schlendert die Gruppe als nächstes. In jedem Stockwerk auf dem Dach der Glühweinbude drehen sich die großen bunten Figuren im Kreis. „Angetrieben werden die Figuren von Kerzen“, weiß Sbierczik. „Wenn die Wärme aufsteigt, bringt das die Figuren zum Bewegen.“ Die Glühweinpyramide ist ein Hotspot auf dem Weihnachtsmarkt, viele Menschen treffen sich dort, auch an diesem Mittwochabend. „Die Besitzer kommen aus dem Erzgebirge und wollen ihre Traditionen in Duisburg verbreiten“, merkt die 33-Jährige an. Dazu gehöre zum Beispiel auch die Pyramide auf dem Dach.

Sbierczik führt mit viel Wissen und großer Freude über den Markt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie auch privat ein großer Fan des Duisburger Weihnachtsmarkts ist. „Die Vielfalt an Ständen ist in Duisburg besonders“, erklärt sie, warum der Markt eine Führung wert ist. „Zudem ist der Weihnachtsmarkt nicht getrennt und nicht so überdimensioniert, sondern liegt lediglich auf einer Straße, die man gemütlich entlang flanieren kann.“ Außerdem könnten Besucher in Duisburg Sachen bekommen, die es nur hier zu finden gebe.

Die Städteführerin spielt damit auf das vegane Angebot an, das sie als Besonderheit erkennt und „wie ich gehört habe gut ankommt“. Auch die Gruppe macht Halt beim „Veggie Häuschen“. In einer rustikalen Sitzecke mit Spitzdach, liebevoll dekoriert mit Lichtern, viel Holz und Tannenzweigen, darf die Gruppe kulinarische Klassiker wie die Bratwurst in veganer Variante testen. Das Fazit: Genießbar, aber für den trainierten Gaumen ungewohnt.

Duisburg Kontor veranstaltet den kulinarischen Rundgang seit dem vergangenen Jahr. An mehreren Stopps gibt es Getränke oder Speisen. Die Idee dahinter sei simpel, sagt Hannah Wäller, Projektmanagerin Tourismus. „Wir wollen den Gang auf den Weihnachtsmarkt mit Freunden oder der Familie damit verbinden, dass die Besucher die Geschichte und die Vorzüge des Weihnachtsmarktes kennenlernen.“ Die Nachfrage sei groß. Besonders Firmen würden das Angebot in der Vorweihnachtszeit nutzen.

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