Kindergeld-Debatte Sinti und Roma empört über Duisburgs Oberbürgermeister

Berlin/Duisburg · Der Zentralrat der Sinti und Roma fordert in der Kindergeld-Debatte von SPD-Chefin Andrea Nahles eine Distanzierung von ihrem Parteifreund, Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link.

 Osteuropäische Familie im Duisburger Stadtteil Hochfeld im August 2018.

Osteuropäische Familie im Duisburger Stadtteil Hochfeld im August 2018.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

„Eine Partei mit einer Vielzahl von mir hochgeschätzten Politikern darf derartige rassistische Äußerungen nicht unwidersprochen lassen“, erklärte der Vorsitzende Romani Rose am Montag. Er übermittelte Nahles ein entsprechendes Schreiben und forderte, an dem geplanten Treffen mit Oberbürgermeistern am 27. September in Berlin teilnehmen zu dürfen.

Link hatte im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur gesagt: „Wir haben derzeit rund 19.000 Menschen aus Rumänien und Bulgarien in Duisburg, Sinti und Roma.“ Er müsse sich mit Menschen beschäftigen, „die ganze Straßenzüge vermüllen und das Rattenproblem verschärfen.“

Angesichts der Zunahme von ausländischen Kindergeldempfängern im Zuge der in Deutschland arbeitenden, Steuern und Beiträge zahlenden EU-Bürgern hatten mehrere Bürgermeister auch von Missbrauchsfällen gesprochen. Vor allem durch kriminelle Schlepper, die Menschen nach Deutschland bringen, in heruntergekommenen Wohnungen unterbringen und für sie Sozialleistungen kassieren lassen. Auch der Zentralrat fordert ein Einschreiten gegen ausbeuterische Strukturen, verwahrte sich aber dagegen, Sinti und Roma als Sündenböcke anzuprangern.

Die Argumentation von SPD-Oberbürgermeister Link nehme ein zutiefst rassistisches Bild auf und verbinde es „mit dem Vorwurf des Betrugs und unhygienischer Lebensweise, die Ratten anziehe“, kritisierte Rose. Der Zentralrat bekam nach eigenen Angaben viele rassistische Mails, in einem Fall wurde Strafanzeige gestellt, da Bezug genommen worden sei auf das Vergasen vom Menschen durch die Nazis.

„Es gibt in Deutschland tausende Roma aus Rumänien oder Bulgarien, die hier arbeiten und Sozialbeiträge zahlen.“ Wer in der Saison hier Spargel kaufe, wisse, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter, die den Spargel stechen, meist aus Rumänien oder Bulgarien kommen, sagte Rose.

(hsr/dpa)
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