Bedrohte Tierart Seekühe ziehen in den Duisburger Zoo

Duisburg · Sie werden bis zu 800 Kilogramm schwer und verputzen selbst 40 Kilo Nahrung am Tag: Im kommenden Jahr soll mit den Seekühen eine ganz besondere Tierart in den Duisburger Zoo einziehen. Was die Schwergewichte ausmacht und warum ihr Lebensraum bedroht ist.

 Bis die Seekühe in den Zoo am Kaiserberg einziehen werden, bedarf es noch einiger Umbaumaßnahmen.

Bis die Seekühe in den Zoo am Kaiserberg einziehen werden, bedarf es noch einiger Umbaumaßnahmen.

Foto: picture alliance / imageBROKER/Norbert Probst

Der Zoo Duisburg ist schon bald Heimat einer außergewöhnlichen Tierart: Seekühe werden ab dem kommenden Jahr das großzügige Wasserareal der Tropenhalle Rio Negro bewohnen. Die umfassenden Baumaßnahmen werden durch die Sparkasse Duisburg finanziert. Dabei steht besonders die Wasserqualität im Fokus.

Sie können bis zu vier Meter lang werden, erreichen ein Gewicht von maximal 800 Kilogramm und zählen zu den imposantesten Bewohnern der Flussmündungen Süd- und Mittelamerikas: Seekühe. Die wasserlebenden Säugetiere mit dem kreisrunden Schwanz werden deutschlandweit derzeit nur in einem Zoologischen Garten gehalten. Die Manatis, wie Seekühe auch genannt werden, werden voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2022 in den Zoo Duisburg einziehen.

„Der Zoo hat für die Duisburgerinnen und Duisburger einen Naherholungswert, Freizeitwert und auch einen pädagogischen Wert und verbessert somit die Lebensqualität in unserer Stadt“, erläutert Joachim Bonn das Sparkassen-Engagement für den Zoo und betont: „Zudem ist er für Duisburg ein über Stadt- und Landesgrenzen hinaus positiv wirkendes Aushängeschild das dem Standort Duisburg zu Gute kommt. Gleichzeitig steht der Zoo aber mit anderen Freizeitangeboten im Wettbewerb. Daher tragen wir sehr gerne dazu bei, die Attraktivität des Zoos zu unterstützen.“

Beobachten können die Besucher die elegant daher gleitenden Manatis künftig durch eine 18 Meter lange Panoramascheibe. Das Wasserareal werden sich die imposanten Tiere mit verschiedenen südamerikanischen Fischarten teilen. Futterplätze nahe dem Unterwassereinblick in der Tropenhalle Rio Negro bieten den Besuchern ein eindrucksvolles und hautnahes Tiererlebnis.

„Seekühe gehören zu meinen Lieblingstieren, deshalb freue ich mich ganz besonders“, zeigt sich Joachim Bonn begeistert. Und auch Zoodirektorin Astrid Stewin freut sich auf die neuen Zoobewohner und betont die Bedeutung der Haltung für den Artenschutz: „Wir wollen Emotionen wecken und für die Tiere wie den Lebensraum Regenwald begeistern. Durch das Engagement der Sparkasse Duisburg sind wir in der Lage, die Voraussetzungen für die Haltung von Seekühen zu schaffen und die Tropenhalle Rio Negro attraktiv für die Zukunft aufzustellen. Diese Möglichkeit zu bekommen macht uns sehr glücklich und ich danke der Sparkasse Duisburg von Herzen“, so Stewin weiter.

Bis die Seekühe in die Tropenhalle Rio Negro einziehen werden, bedarf es umfassender Umbaumaßnahmen, die bereits vor einigen Wochen begonnen haben: „Schon während der Planung und auch jetzt bei der Ausführung stehen wir in engem Austausch mit dem zuständigen Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Seekühe mit Sitz in Nürnberg. So profitieren wir von den Erfahrungen und bekommen wichtige Informationen aus erster Hand“, erklärt Oliver Mojecki, zoologischer Leiter in Duisburg.

Im Rahmen des Umbaus werden unter anderem spezielle Einlassstellen errichtet, über welche die bis zu 800 Kilogramm schweren Tiere behutsam und sicher in ihren neuen Lebensraum überführt werden. Außerdem werden die vorhandene Filtertechnik überarbeitet und neue Systeme zur Aufbereitung des Wassers installiert.

Eine Herausforderung, wie Mojecki weiß: „Der Filter wird eine sehr hohe Leistung haben und auf die rein vegetarische Ernährung der Tiere abgestimmt sein.“ Denn die südamerikanischen Giganten haben einen nahezu grenzenlosen Hunger auf pflanzliche Kost. Auf dem Speiseplan stehen kistenweise frische Blattsalate und verschiedenes Gemüse. Bis zu 40 Kilogramm Futter je Tier wird das Pflegerteam künftig über den Tag verteilt servieren.

Bis die Besucher die neuen Zoobewohner beobachten können, wird es noch einige Monate dauern. „Die Ankunft der Seekühe hängt insbesondere vom Fortschritt der komplexen Baumaßnahmen ab“, so der zoologische Leiter. „Welche Tiere genau anreisen werden, wird das zuständige EEP zu gegebener Zeit entscheiden – hier stehen wir im stetigen Austausch.“

Seekühe sind gemächliche Schwimmer, die sich unter Wasser nur sehr langsam fortbewegen. Etwa alle fünf Minuten kommen die Säugetiere an die Wasseroberfläche und holen Luft. In ihrem ursprünglichen Lebensraum halten sich die Tiere meist in flachen Wasserbereichen auf.

Motorboote sind in diesen Flachwasserbereichen eine große Gefahr für die Tiere. Unfälle durch Kollisionen und Verletzungen durch Bootsschrauben sind keine Seltenheit. Auch die zunehmende Verschmutzung ihrer Lebensräume sowie die Jagd setzen den charismatischen Schwergewichten immer häufiger zu.

Laut IUCN (=International Union for Conservation of Nature) gelten Seekühe als gefährdete Tierart und werden auf der sogenannten „Roten Liste“ geführt. Zum Schutz ihres Lebensraumes unterstützt der Zoo Duisburg bereits seit Jahren die Organisationen Yaqu Pacha e.V., welche sich vor Ort in Südamerika für Seekühe sowie weitere wasserlebende Tierarten stark macht. Diese Zusammenarbeit wird nun intensiviert.

(dab)
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