Die Energiewende und ihre Folgen für Duisburg Das schwierige Geschäft mit der Steag

Duisburg · Sechs Stadtwerke, darunter die Duisburger, verhandeln zurzeit mit den Banken über eine Anschlussfinanzierung für die Kredite für den Kauf des Energieriesen Steag. Was einst lukrativ erschien, wird immer mehr zur Belastung.

 Die Steag ist auch in Duisburg sehr präsent: Sie hat in Walsum ein großes Heizkraftwerk.

Die Steag ist auch in Duisburg sehr präsent: Sie hat in Walsum ein großes Heizkraftwerk.

Foto: dpa/dpa, bt kde

Als das Stadtwerke Konsortium Rhein-Ruhr (siehe Box) 2010 zusammen 51 Prozent der Evonik-Tochter Steag übernahm, sah alles noch nach einem guten Deal aus. Die Beteiligung am Kraftwerksgeschäft des Energieriesen versprach ordentliche Dividenden. 2014 kauften die lokalen Energieversorger auch noch die restlichen 49 Prozent. Seitdem ist die Kommunale Beteiligungsgesellschaft (KSBG) Alleineigentümerin der Steag. Inzwischen ist aber aus dem guten Geschäft eine Zitterpartie geworden. Denn die Energiewende in Deutschland wurde weitaus schneller eingeleitet, als man 2010 hätte erahnen können: Nach dem beschlossenen Atomausstieg geht es wohl auch mit dem Kohleausstieg deutlich schneller als ursprünglich gedacht. Den Kaufpreis von insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro hatten die beteiligten Stadtwerke über Kredite finanziert. Für einen Teil dieser Kredite muss im Sommer 2020 eine Anschlussfinanzierung gefunden werden. Jeder Häuslebauer weiß, dass man die Konditionen dafür mit der Bank tunlichst schon im Vorfeld aushandeln sollte.

Mit diesen Verhandlungen ist das Konsortium mit den geldgebenden Banken zurzeit befasst. „Es ist richtig, dass die Konsorten derzeit verschiedene Möglichkeiten der Anschlussfinanzierung prüfen“, heißt es dazu seitens der Duisburger Stadtwerke auf Anfrage unserer Zeitung. „Die Frage wird derzeit priorisiert behandelt“, heißt es weiter. Dabei verhandelt das Konsortium gemeinschaftlich, nicht jeder lokale Energieversorger für sich. In anderen Ruhrgebietsstädten hatte es in dieser Frage schon politischen Zwist gegeben. Die Befürchtung: Die Stadt muss den Energieversorgern mit Millionenbeträgen zur Seite stehen, etwa über Gesellschafterdarlehen.

Dabei schüttete die Steag bisher stets eine Gewinnabführung an die KSBG aus, die damit alle Schulden aus ihren Kreditverpflichtungen des Kaufs tilgen konnten. Allerdings gab es früher auch eine zusätzliche Dividende für die einzelnen Stadtwerke, auf die für die Jahre 2017, 2018 und 2019 einvernehmlich verzichtet wurde. Die Steag sollte so mehr Luft bekommen für ein Restrukturierungsprogramm, um die Folgen der Energiewende wirtschaftlich besser bewältigen zu können. Dazu dient das Transformationsprojekt „Steag 2022“.

Die Aussichten für heimische Kohlekraftwerke sind auf längere Sicht eher düster, nur im Auslandsgeschäft sieht es für die Steag besser aus. Ob allerdings die Energieerzeugung in der Türkei, in Kolumbien oder auf den Philippinen die richtige Allianz für einen lokalen Energieversorger ist, wird von Kritikern bezweifelt. Ein Ausstieg aus dem Steag-Deal wird da ebenso zum Thema wie die Hinzunahme eines Investors.

Die Stadtwerke Duisburg haben den Anteilekauf an der Steag ohnehin stets als reine Finanzbeteiligung angesehen. Ein Ausstieg sei daher für die Stadtwerke Duisburg immer eine Option, heißt es. Offiziell wollen die Duisburger Stadtwerke dies weder bestätigen noch dementieren. Vielmehr wartet man dort derzeit erst einmal ab, wie die derzeitigen Verhandlungen mit den Banken laufen. Schließlich weiß man nicht, ob es Investoren gibt, die Anteile kaufen würden und für zusätzliches Kapital sorgen. Schon gar nicht geklärt ist, wie groß dieser Investorenanteil sein soll – nur mit einer Mehrheitsbeteiligung könnte man wohl auch genügend wirtschaftlichen Einfluss auf die Geschicke des Konzerns nehmen.

Dabei gibt es in Duisburg seitens der Politik aktuell nur wenig Bereitschaft, hier den Stadtwerken mit vielen Millionen beiseite zu stehen. Schließlich ist seit einigen Jahren der Haushalt ausgeglichen und der städtische Schuldenabbau vorangeschritten. Dies soll möglichst nicht durch neue Risiken wieder in Frage gestellt werden. Andererseits geht es nicht zuletzt auch um Arbeitsplätze bei der Steag.

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