Autor aus Duisburg Rolf Kiesendahl nimmt sich die Pott-Sprache zur Brust

Duisburg · In seinem Buch „Komma bei den Oppa“ nimmt Autor Rolf Kiesendahl mit viel Humor die Sprache sowie einige „Fännomeene“ und Persönlichkeiten des Ruhrgebiets in den Blick.

Rolf Kiesendahl hat ein Buch über die typische Ruhrgebietssprache geschrieben.

Rolf Kiesendahl hat ein Buch über die typische Ruhrgebietssprache geschrieben.

Foto: Rolf Kiesendahl

Dieses Buch liest man mit einem ständigen Schmunzeln. „Komma bei den Oppa“ heißt es. Geschrieben hat es Rolf Kiesendahl, der viele Jahre als leitender Redakteur in Duisburg und anderen Ruhrgebietsstädten gearbeitet und mittlerweile schon sieben Bücher über die Ruhrregion geschrieben hat. Bei „Komma bei den Oppa“ geht es um die „Sprache des Potts“ und darüber hinaus um so manch andere Facette, die die Region und die Menschen, die in ihr leben, prägen.

Ein Leser, der das Ruhrgebiet kennt, erkennt da so manches wieder. Dass beispielsweise mit „Blagen“ Kinder gemeint sind, wusste man schon längst. In Kiesendahls Buch ist das aber besonders schön und anschaulich ausgedrückt. Da heißt es: „Blagen steht für Kinder, vor allem wenn sie nerven. ,Sach die Blagen, sie solln ruhich sein. Komm vonne Schicht un muss pennen.‘“ Witzig ist auch die Erklärung für das Wort „Geschoss“, womit im Ruhrgebiet keineswegs nur ein Begriff aus der Waffenkunde gemeint ist, sondern zum einen ein hochdosiertes Medikament oder zum anderen eine sehr attraktive Frau. Die Gemeinsamkeit ist da wohl die Wirkmächtigkeit...

Kiesendahl findet bei der alphabetischen Durchforstung der Ruhrgebietsspräche immer wieder auch interessante und wissenswerte Ableitungen. Nur wenigen dürfte bewusst sein, dass die viel gebrauchte Redewendung „vor Ort“ aus dem Bergbau kommt und die Stelle meint, wo Kohle oder Erz abgebaut wird, also am Ende des Stollens.

Im Buch findet man aber nicht nur eine große Auswahl von typischen Ruhrgebietsworten mit treffenden Definitionen und Beispielssätzen, sondern auch Anderes, was typisch für diese Region ist. Dazu gehören bekannte Protagonisten wie Kumpel Anton, Herbert Knebel, Else Stratmann oder der unvergessene Adolf Tegtmeier alias Jürgen von Manger.

Kiesendahl versucht sich zudem an der „Grammatik des Ruhrgebiets“, die beweist, dass man sich auch ohne Dativ verständigen kann. Gerne kürze der Ruhrgebietsmensch Redefloskeln ab, so werde aus „Jetzt höre mir doch bitte zu“ ein knappes „Hömma“. Aber Kiesendahl weist auch auf Ausnahmen hin. So würden die „Bratkartoffeln“ gerne zu „Bratskartoffeln“ gedehnt. Und was Speisen angeht, so wusste schon Herbert Grönemeyer, dass die „Körriwuast“ satt macht: „Wat Schön‘ret gibbet nich.“

Abgerundet wird das amüsante und bisweilen wissenswerte Büchlein mit Geschichten rund um den Fußball im Ruhrgebiet. Kiesendahl schreibt da auch über den MSV, der im ersten Ligajahr gleich Vizemeister wurde. 1964 war das. Zitiert wird im Buch auch das Vereinslied von Schalke 04, in dem es heißt: „Ob ich verroste oder verkalke, ich geh immer noch auf Schalke.“ Und der Ruhrgebietswitz schlechthin fehlt auch nicht: Was sprach der Herr, nachdem er das Ruhrgebiet erschaffen hatte? – „Essen ist fettich.“

Rolf Kiesendahl: Komma bei den Oppa. Die Sprache des Potts. 160 Seiten mit 40 Abbildungen. Ellert & Richter Verlag, 12 Euro.

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