Duisburger Stadtkirche Retter für Salvatorkirche gesucht

Duisburg · Bei der Vorstellung des Bauvereins zur Rettung der Salvatorkirche war das Kirchenschiff nur spärlich besetzt. Die Beteiligten stellten aber noch einmal die Bedeutung des Bauwerks für die Stadt heraus.

 Prominenter Besuch bei der Vorstellung des Bauvereins: Nikolaus Schneider (mitte) und OB Sören Link (rechts).

Prominenter Besuch bei der Vorstellung des Bauvereins: Nikolaus Schneider (mitte) und OB Sören Link (rechts).

Foto: Christoph Reichwein (crei)

„Salvator mundi“ - Retter der Welt lautet der vollständige Name der Salvatorkirche neben dem Rathaus. Nun braucht sie selbst Retter. Bauretter, die sich im „Bauverein Salvatorkirche“ zusammenschließen, um so durch einen jährlichen Mitgliedsbeitrag das historischen Wahrzeichen der Stadt auf Dauer zu erhalten. Die Höhe des Beitrags ist nach oben offen, mindestens jedoch 50 Euro für Privatleute und 100 Euro für „juristische Personen“. Am Freitag warb der Verein erstmals mit einer öffentlichen Veranstaltung in der Kirche um Mitglieder

Er nagt am Gebäude, der Zahn der Zeit. Nicht, dass es in der Vergangenheit an der einen oder anderen Reparatur gemangelt hätte. Jedes Jahr fließen mindestens 115.000 Euro in das Budget für die Substanzerhaltung. Aber es reicht vorne und hinten nicht, denn die Schäden, die Architekt Wolfgang Ubbenhorst und sein Team an dem Bauwerk ausmachten, sind zahlreich. Drei Beispiele zeigte er anhand von Bildern im Rahmen der ersten öffentlichen Veranstaltung des Bauvereins vor den leider nur spärlich besetzten Reihen auf: Bröckelnde Oberflächen des Tuffsteins, Schäden die durch vorherige Sanierungsmaßnahmen entstanden sind, sowie Schäden an den kunstvoll gestalteten Balustraden, derer Ursache die Fachleute erst noch erforschen müssten. „Es sind nur einige von einer Vielzahl an Schäden“, erklärte der Münsteraner Architekt, der sich auf die Restaurierung von Kirchen und Kulturdenkmälern spezialisiert hat. Dass sich in Duisburg ein Bauverein gegründet habe, um sich dauerhaft für die Finanzierung des Erhalts der Salvatorkirche einzusetzen, sei ein sehr seltener Fall, lobte Wolfgang Ubbenhorst.

Oberbürgermeister Sören Link, der beim Blick aus seinem Dienstzimmer die Kirche immer vor Augen und bei Proben die Orgelmusik von Marcus Strümpe in den Ohren hat, stellte die Bedeutung der Kirche heraus: „Sie ist ein Symbol für das Miteinander von Kirche und Stadtgesellschaft!“ Als Landmarke sei ihre Silhouette untrennbar mit Duisburg verbunden und nicht wegzudenken. Das Engagement des Bauvereins sei deshalb förderungswürdig und „die Stadt beteiligt sich auch daran.“

Im realen Sinn des Wortes gab es für all dieses Engagement einen „Stein des Anstoßes“. Der wog nach Angaben von Diakoniepfarrer Stephan Kiepe-Fahrenholz, der den Abend moderierte, rund zehn Kilo und stürzte vor fünf Jahren vom Turm herab. „Zum Glück wurde niemand verletzt.“

Neben den verstreuten Steinresten musste  die Gemeinde Alt-Duisburg viele Hindernisse aus dem Weg räumen, bevor Architekt Ubbenhorst seine Arbeit aufnehmen konnte. Nach der Bestandsaufnahme der Schäden zeigt nun die Einrüstung des mächtigen Turms, dass mit der Restaurierung bald begonnen werden kann.

Welche Bedeutung dieser Turm schon zu Zeiten Gerhard Mercators im Jahr 1562 hatte, beschrieben die Akteure von „Mercators Nachbarn“, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Duisburger Stadtgeschichte lehrreich und humorvoll zu beleuchten. Sie erzählten und spielten, wie Johannes Corputius als Schüler Mercators die damalige Stadt kartografierte, was mit dem Aufstieg auf den Turm der Salvatorkirche begann und mit dem bekannten Corputius-Plan – nach einem Fehlversuch – endete.

Zwischen den Ausführungen gab es durchaus weltliche Orgelmusik zu hören, was durch das aus Architektenhand vermittelte Wissen um die Schäden an der Kirche und den heruntergefallen Stein ein gewisses Unwohlsein während der  lauten Passagen hervorrufen konnte.

Dr. Nikolaus Schneider, ehemals Präses der Evangelischen Kirche Deutschland, untermauerte in seinem Beitrag die historische Bedeutung der Salvatorkirche durch die 1610 Synode, an der neben 28 Bischöfen auch acht theologische Laien an einer Kirchenstruktur „von unten nach oben“ gearbeitet haben. „Ein Meilenstein der Geschichte mit Langzeitwirkung!“

Mit einem Kurzinterview mit zwei Vorstandsmitgliedern des Bauvereins –  Armin Schneider und Ex-MdB Hans Pflug (SPD) – und einem Appell, sich mittels Antragsformular und Spendenautomat (an diesem Abend gingen alle Spenden an den Bauverein) zu Baurettern zu machen, beendete Stephan Kiepe-Fahrenholz den offiziellen Teil der Veranstaltung, der angesichts der finanziellen Lage noch viele ähnliche folgen dürften.

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