WDR-Sinfonieorchester Moderner Klassiker in der „Happy Hour“

Duisburg · Das WDR-Sinfonieorchester gastierte mit der „Istanbul-Sinfonie“ von Fazil Say in der Philharmonie Mercatorhalle.

Das WDR-Sinfonieorchester Köln gibt seit einigen Jahren in jeder Saison ein Gastkonzert in der Duisburger Philharmonie Mercatorhalle. Diesmal war das erstmals die in der vergangenen Saison gegründete Konzertreihe „WDR Happy Hour – Klassik um Sieben“, die jeweils um 19 Uhr beginnt und nur eine Stunde dauert, hernach gibt es für alle ein Freigetränk.

Auf dem Programm stand an diesem Abend die Sinfonie Nr. 1 für großes Orchester und türkische Instrumente „Istanbul-Sinfonie“ op. 28 von Fazil Say. Der 1970 in Ankara geborene Pianist und Komponist studierte unter anderem in Düsseldorf und erhielt im vergangenen Jahr den Musikpreis der Stadt Duisburg in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung (die Rheinische Post berichtete).

Die „Istanbul-Sinfonie“ war ein Auftragswerk des Konzerthauses Dortmund im Kulturhauptstadt-Jahr 2010, die Uraufführung mit dem WDR Sinfonieorchester leitete damals Howard Griffiths, der auch jetzt in Duisburg dirigierte. Die Solisten hier waren Burcu Karadağ (türkische Flöte „Ney“), Hakan Güngör (Zither „Kanun“) und Aykut Kösölerli (Percussion). Die sieben Sätze der Sinfonie entsprechen den sieben Hügeln, auf denen Istanbul erbaut ist, von der „Nostalgie“ aus zwei Jahrtausenden Geschichte bis zum „Finale“ mit der quirligen Gegenwart und Zukunft dieser Metropole, eingerahmt vom Meeresrauschen des Bosporus‘, das auch zwischendurch gelegentlich eingespielt wird. Im Mittelpunkt steht der heitere vierte Satz mit der Überschrift „Hübsch gekleidete Mädchen auf dem Schiff zu den Prinzeninseln“, darin imitiert die Tuba das Schiffshorn.

Der Abend in der Mercatorhalle wurde moderiert von Jascha Habeck von WDR 2 und dem Dirigenten. Als Howard Griffiths, der lange Zeit in der Türkei lebte, die Besucher in fließendem Türkisch begrüßte, hatte er damit die Herzen der zahlreichen türkischstämmigen Gäste gewonnen. Über die Kanun sagte er: „Dieses Instrument hat 47 Saiten, das heißt dieser Mann muss morgens um 8 Uhr anfangen zu stimmen, damit er um 10 Uhr in der Probe sein kann. Zum Vergleich: Eine Bratsche hat nur vier Saiten, aber die brauchen zum Stimmen auch eine Stunde.“

Die erstklassige Aufführung zeigte dann, warum dieses Werk mit seinem gelungenen Wechsel von besinnlichen und kraftvollen Momenten sowie seinen vielen Tanzrhythmen längst zu einem modernen Klassiker geworden ist, mit über 50 Aufführungen in aller Welt, davon mehr als zehn unter Howard Griffiths. Das lässt sich nicht von vielen zeitgenössischen Kompositionen sagen.

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