Wie fahrradfreundlich ist Duisburg? Mehr Radler in der Pandemie unterwegs

Duisburg · Der Radverkehr hat in der Pandemie auch in Duisburg zugenommen. Zu diesem Schluss kommt der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC). Von einer wirklich fahrradfreundlichen Stadt sei man aber noch weit entfernt.

 RP-Reporter Tim Harpers mit dem Fahrrad unterwegs im Duisburger Süden. Das ist in einer Auto-Stadt wie Duisburg nicht immer ein reines Vergnügen.

RP-Reporter Tim Harpers mit dem Fahrrad unterwegs im Duisburger Süden. Das ist in einer Auto-Stadt wie Duisburg nicht immer ein reines Vergnügen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Es passiert schon etwas für Duisburg, manchmal ist das auch direkt im Straßenbild sichtbar: So wird gerade wie berichtet ein Fahrradweg an der Kardinal-Galen-Straße ausgebaut, um das Wasserviertel und Duissern auch für Radler anzubinden. Aber fahrradfreundlich ist die Stadt deswegen noch lange nicht. Im Frühjahr bekam Duisburg beim „Fahrradklimatest“ des ADFC gerade mal die Note „ausreichend“. Bemängelt wurde unter anderem die Verkehrsführung für Radfahrer, der schlechte Zustand vieler Radwege, zugeparkte Radfahrwege, Ampelschaltung für Radler oder Winterdienst und Reinigung der Radwege. Aber auch der Fahrraddiebstahl ist für viele Radler scheinbar eine Bedrohung und ein großes Ärgernis zugleich.

in der Pandemie sind Bus und Bahn nicht immer die gewünschte Alternative – Abstandhalten ist hier nicht immer möglich. Auf dem eigenen Rad sieht das schon ganz anders aus.

In Duisburg gibt es keine „Pop-Up-Radwege“ wie zum Beispiel in Düsseldorf – der allerdings sehr umstritten war – oder eine andere Förderung des Radverkehrs wegen der Corona-Krise. „Trotzdem hat auch bei uns der Radverkehr im letzten Jahr merklich zugenommen, auch wenn es keine konkreten Zählstellen in der Stadt gibt“, so Duisburgs ADFC-Vorstandssprecher Herbert Fürmann. Die Rekord-Beteiligungen beim Stadtradeln und dem Fahrradklima-Test belegten das.

In der Tat können sich die Zahlen der „Stadtradeln“-Aktion sehen lassen (siehe Box). Im bundesweiten Städteranking kam Duisburg damit immerhin auf Platz 128 unter mehr als 1400 teilnehmenden Städten und Kreisen. Zu den teilnehmenden Teams in Duisburg gehörten unter anderem auch Polizei und Feuerwehr, die Grünen, Fridays for Future oder die Klasse 6 a des Steinbart-Gymnasiums.

„Wenn es jetzt auch in Duisburg endlich losginge, nicht nur mit den Prestigeobjekt Radschnellweg Ruhr, wären wir einen Schritt weiter“, so Herbert Fürmann. Auch die angedachte Radschnellverbindungen von der Innenstadt über die neue A 40-Rheinbrücke nach Moers und entlang der A 59 in den Duisburger Norden wären für den ADFC deutlich sichtbare Schritte.

„Der ADFC Duisburg arbeitet daran, genauso wie an einer Berücksichtigung der Interessen der Radfahrer bei den Großprojekten wie der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 oder beim alten Güterbahnhof oder dem Neubaugebiet 6-Seen Wedau“, so der ADFC Vorstandssprecher.

Für eine wirkliche Verkehrswende in Duisburg seien aber auch vor Ort noch dicke Bretter zu bohren, bis der Radverkehr in dieser Stadt als vollwertiges Verkehrsmittel gleichberechtigt wahrgenommen und behandelt wird. Duisburg sei halt immer noch in erster Linie eine Auto-Stadt. „Für den Titel ‚fahrradfreundliche Stadt‘ bedarf es auch in 2021 noch große Anstrengungen“, so der ADFC. Deutschlandweit hatte die Bundesregierung mit dem Nationalen Radverkehrsplan (NRVP) 2020 einen Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr von 15 Prozent angestrebt, was nach ADFC-Angaben nicht erreicht worden sei. In Deutschland lag er zuletzt bei rund elf Prozent, in den NIederlanden bei 27 Prozent. Während Bremen, Berlin und Hamburg hierbei Steigerungsraten erzielten konnten, gab es in Bundesländern wie Niedersachen, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und eben auch in NRW nur einen geringen Anstieg des Radverkehrs.

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