Auseinandersetzung mit Maler in Esens Künstler Cyrus Overbeck wehrt sich vor Gericht

Duisburg · Der 52-Jährige soll den in Esens lebenden Maler Hans-Christian Petersen verunglimpft haben. Er warf ihm eine ideologische Nähe zu dessen Vater, einem der Lieblingsmaler der Nazis, vor. Die Stadt in Niedersachsen reagierte mit Unverständnis.

 Cyrus Overbeck mit seinen Anwälten in Saal 210 im Amtsgericht Ruhrort.

Cyrus Overbeck mit seinen Anwälten in Saal 210 im Amtsgericht Ruhrort.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Der Duisburger Künstler Cyrus Overbeck muss sich seit Montag vor dem Amtsgericht Ruhrort verantworten. Dem 52-Jährigen wird vorgeworfen, unwahre Tatsachen verbreitet zu haben und den im ostfriesischen Esens lebenden Malers Hans-Christian Petersen, den Sohn des Nazi-Malers Wilhelm Petersen, verunglimpft zu haben.

Overbeck lebte bis 2020 selbst in Esens und hatte dort eine Wohnung bezogen, die in der selben Straße lag wie die von Petersen. Der Künstler sah sich Anfeindungen und Angriffen aus der rechtsextremen  Szene ausgesetzt, nachdem er die angebliche ideologische Nähe Petersens zu seinem Vater, dessen Kunstwerke Adolf Hitler persönlich kaufte, angeprangert hatte. Als die Stadt Esens sich daraufhin weigerte, die Kunst Petersens aus dem öffentlichen Raum zu verbannen und die Vorwürfe zurückwies, warf Overbeck dem Stadtrat vor, neofaschistische Strukturen zu decken.

Das Gericht berief in dieser Woche ein Strafbefehlsverfahren ein, um Overbeck ohne Zeugen anzuhören. Ein vom Gericht bestellter Gutachter soll in der Hauptverhandlung klären, inwieweit man Petersen eine nationalsozialistische Gesinnung unterstellen dürfe. Ein Termin wurde bislang noch nicht angesetzt.

Petersen hatte 1993 zusammen mit dem Vordenker der Neuen Rechten in Frankreich, Alain de Benoist, die Biografie seines Vaters im rechtsextremen Grabert Verlag veröffentlicht. Zudem soll er noch immer die Bilder von Wilhelm Petersen zum Verkauf anbieten – ohne historische Einordnung. Der Vater galt als einer der wichtigsten NS-Maler im Dritten Reich, auch Herrmann Göring hatte seine Werke in der privaten Sammlung stehen. Als Mitglied einer Spezialeinheit der SS nahm Petersen am Überfall auf Polen teil.

Overbeck wandte sich wegen der aus seiner Sicht problematischen Verbindung von Petersen zu dessen Vater an die Stadt – erfolglos, wie er sagt. Auch die rechte Szene hatte es auf ihn abgesehen, mehrfach warf man ihm die Scheiben des Ateliers ein oder griff ihn persönlich an. 2020 kehrte er Esens den Rücken und zog zurück nach Duisburg.

(atrie)
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