Polizisten ziehen 21-Jährige aus Duisburger See „Das war meine erste Reanimation im Einsatz“

Duisburg · Eine 21-Jährige läuft nach einer Party in den Masurensee in Duisburg und schwimmt betrunken fast 30 Meter in das dunkle Gewässer. Polizisten springen hinterher – und ziehen sie in letzter Sekunde an Land. Zwei Beamten erzählen von einem ungewöhnlichen Einsatz.

Rund 30 Meter ist die Frau in den See hineingeschwommen. Warum, ist noch immer unklar.

Rund 30 Meter ist die Frau in den See hineingeschwommen. Warum, ist noch immer unklar.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Als die junge Frau an den Polizisten vorbeilief, nachts am Ufer des Masurensees, da dachte Dieter Tschierschke zuerst: Die will sich bestimmt nur einmal kurz abkühlen. Doch die 21-Jährige rannte weit rein ins Wasser, schwamm dann angezogen mitten in den See und ging schließlich unter. Auf Rufe reagierte sie nicht, auch die Freunde der jungen Frau, die am Ufer standen, waren ratlos, was plötzlich in sie gefahren war. „Es war stockduster, plötzlich war sie einfach weg“, sagt Polizeikommissar Tschierschke. „Und dann sind wir hinterher.“

Was am vergangenen Wochenende an der Sechs-Seen-Platte im Duisburger Süden passierte, gehört nicht zu den Einsätzen, die Polizisten oft erleben. Am Wolfssee, der direkt neben dem Masurensee liegt, feierten am Samstagabend mehrere Menschen eine Beachparty. Das Wetter war gut, die Stimmung ausgelassen. Der 24-jährige Tschierschke war mit Polizisten der Einsatzhundertschaft abbeordert, nach Mitternacht darauf zu achten, dass alles glatt läuft, wenn die teils angetrunkenen Gäste das Gelände rund um die Sechs-Seen-Platte verlassen.

Gegen 1.30 Uhr wird bei den Einsatzkräften eine Tasche abgegeben. Es stellt sich heraus, dass sie offenbar einer 21-Jährigen von der Party gehört. Als man die Frau dann fand, rannte sie plötzlich los in den gegenüberliegenden Wolfssee, schwamm 30 Meter ins Wasser. „Sie war definitiv alkoholisiert und hat auf unsere Ansprache nicht reagiert“, sagt Tschierschke. Er legt noch seine Ausrüstung ab, dann springt er ihr hinterher. Kollegen leuchten vom Ufer aus die Wasseroberfläche aus. Zwei weitere Polizisten, darunter Max Derksen, ausgebildeter Rettungshelfer, laufen unterdessen zum gegenüberliegenden Ufer. „Auch da war es komplett dunkel, wir mussten über mehrere Zäune klettern, bis wir zu einem Steg kamen“, sagt Derksen.

Tschierschke schafft es, die junge Frau einzuholen. Zusammen ziehen die Polizisten die 21-Jährige auf der anderen Seite des Sees aus dem Wasser. „Sie hatte das Bewusstsein verloren“, sagt Derksen. Den Puls der jungen Frau konnte er nicht mehr spüren, auch ihre Atmung setzte aus. Derksen hat die Reanimation  schon oft geübt – bis dahin aber nur an Puppen. Einen echten Menschen musste er noch nie wiederbeleben. „Ich habe in dem Moment nicht darüber nachgedacht, ich musste einfach funktionieren. Das war meine erste Reanimation im Einsatz“, sagt er. Er beatmet die Frau, ein Kollege übernimmt die Herzdruckmassage. Nach kurzer Zeit kommen die Vitalzeichen zurück, die 21-Jährige lebt. Mittlerweile war auch der Rettungswagen eingetroffen, die Sanitäter übernehmen und bringen die Frau ins Krankenhaus.

Dieter Tschierschke (24) und Max Derksen (25) am Ufer des Masurensees.

Dieter Tschierschke (24) und Max Derksen (25) am Ufer des Masurensees.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Noch am Abend setzen sich die Polizisten zusammen, sprechen über den Einsatz. Allen geht es gut, auch mental. „Wenn wir nicht so zusammengearbeitet hätten, wäre das ganz anders ausgegangen.“, sagt Tschierschke. Zwei Tage später wird die Frau aus dem Krankenhaus entlassen, ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Warum sie ins Wasser gelaufen ist, bleibt unklar.  

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